Ein Paar und eine ältere Frau werden im Misox noch vermisst
Die Einsatzkräfte haben am Samstagmorgen um 6 Uhr eine Frau aus einem Schuttkegel im Misox gerettet. Drei weitere Personen, ein Paar und eine ältere Frau, wurden in derselben Gegend verschüttet und als vermisst gemeldet.
Ein Schuttkegel zerstörte drei Häuser in Sorte, ein Ortsteil der Gemeinde Lostallo im Südtal Misox, und vergrub vier Personen wovon eine gerettet wurde, sagte der Kommandant der Bündner Kantonspolizei, William Kloter, am Samstagmorgen an einer Medienkonferenz in Roveredo. Die gerettete Frau sei in ein Spital in Lugano gebracht worden.
Der Erdrutsch habe sich am Freitagabend nach anhaltenden Regenfällen und heftigen Gewittern ereignet, die zu starken Überschwemmungen führten. Insgesamt seien aus dem Tal 230 Personen evakuiert worden. Sie seien in einer Halle in Lostallo untergebracht worden.
Die Einsatzkräften vor Ort würden mit Helikoptern und Drohnen weiter nach den drei vermissten Personen suchen, sagte Kloter. Die Lage der vermissten Personen sei nicht bekannt. Auch die Rettungshundeorganisation Redog sei mit fünf Hundeteams und einem Equipenleiter im Einsatz, schrieb die Organisation auf X.
Strom, Wasser und Verkehr unterbrochen
Fünf Dörfer des Tals hatten am Samstag keinen Strom mehr. In den betroffen Ortschaften war teilweise auch das Leitungswasser unterbrochen. Das Wasser war in allen betroffenen Dörfer Lostallo, Cabbiolo, Sorte, Arabella und Norantola nicht trinkbar, wie Kloter auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Wann der Strom zurückkehre, war nicht bekannt.
Die Nationalstrasse A13 zwischen Roveredo und dem San-Bernardino-Pass wurde in Mitleidenschaft gezogen und musste am Freitagabend gesperrt werden. In Lostallo sei die Strasse über rund 200 Meter eingestürzt, sagte Lorenzo Quolantoni, Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra), auf Anfrage.
Wie lange die Strasse gesperrt bleiben wird, war am Samstag noch unbekannt. Zur Zeit würden die Umständen es nicht zulassen, die Schäden aus der Nähe zu analysieren, so der Sprecher. Insbesondere eine Brücke müsse genau betrachtet werden. Der Transitverkehr werde über die A2 über den Gotthard umgeleitet.
Auch die Kantonsstrasse im Tal war gesperrt, wie ein Sprecher der Bündner Kantonspolizei sagte. Lediglich die Einsatzkräfte könnten aus dem Süden in die betroffenen Dörfer über die Strasse gelangen. Auf dieser lägen teilweise Felsbrocken von fünf bis zehn Meter Grösse.
Amherd zeigt sich erschüttert
Die Bündner Regierung verfolge die Situation im Misox mit grosser Besorgnis und wünsche allen Beteiligten viel Kraft, teilte sie mit. Der Tessiner Staatsrat brachte der betroffenen Bevölkerung derweil seine Solidarität und sein Mitgefühl zum Ausdruck. Bundespräsidentin Viola Amherd zeigte sich auf X über das Ausmass der Unwetterschäden erschüttert. Ihre Gedanken seien bei der betroffenen Bevölkerung.
Solche Ereignisse erinnern uns einmal mehr daran, wie sehr das Leben im Alpenraum der Herrschaft der Naturgewalten ausgesetzt ist, wie die Tessiner Regierung am Samstag in einem Communiqué schrieb. Der Staatsrat spreche stellvertretend für die gesamte Tessiner Bevölkerung der betroffenen Bevölkerung, den Bündner Behörden und den Menschen in der Region die volle Unterstützung des Tessins aus.