Pogacar nach Machtdemonstration zurück in Gelb
Tadej Pogacar nutzt an der Tour de France den ersten Tag im Hochgebirge zu einer Machtdemonstration. Der Slowene holt sich am Fusse des legendären Col du Galibier das Maillot jaune zurück.
Auch die 4. Etappe dieser 111. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt brachte einen Leaderwechsel. Nachdem er tags zuvor bei der Sprintankunft in Turin das gelbe Leadertrikot kampflos dem Olympiasieger Richard Carapaz aus Ecuador überlassen hatte, liess Tadej Pogacar in der ersten Bergetappe keine Zweifel daran, dass er der Mann ist, den es in den nächsten knapp drei Wochen zu schlagen gilt.
Als wollte er nach dem dreitägigen Auftakt in Italien bei der Rückkehr nach Frankreich beweisen, wer hier Herr der Lage ist, holte der Topfavorit aus Slowenien am Col du Galibier zum ersten grossen Schlag gegen seine Konkurrenz aus. Carapaz im gelben Leadertrikot war im 23 km langen letzten Anstieg des Tages, dem ersten der Hors Catégorie in dieser Rundfahrt, längst dem hohen Tempodiktat von Pogacars Team zum Opfer gefallen, da lancierte der Captain von UAE Emirates wenige hundert Meter vor dem Gipfel die erwartete Attacke.
Bergauf und bergab eine Klasse für sich
Nur Jonas Vingegaard konnte dem Antritt von Pogacar folgen, doch auch der Tour-Sieger der letzten beiden Jahre musste letztlich abreissen lassen – und wie alle anderen war auch der Däne in der abschliessenden Abfahrt bis ins Ziel nach Valloire gegen Pogacar chancenlos. Dieser flog seinem zwölften Etappensieg an der Tour de France förmlich entgegen.
Im Ziel wies Pogacar einen Vorsprung von 35 Sekunden auf die erste Verfolgergruppe um Remco Evenepoel aus. Der Belgier, der am Galibier von den Anwärtern auf den Gesamtsieg den drittstärksten Eindruck hinterliess, ist in der Gesamtwertung mit einem Rückstand von 45 Sekunden neu auch der erste Verfolger von Pogacar. Vingegaard liegt als Dritter bereits 50 Sekunden zurück. Dahinter folgen Pogacars spanischer Edelhelfer Juan Ayuso (1:10 zurück) und Primoz Roglic (1:14). Der andere Mitfavorit aus Slowenien konnte in der Abfahrt wettmachen, was er zuvor im Anstieg eingebüsst hatte.
Zurück ins Flache
Nach dem ersten Kräftemessen in den Bergen wird der Parcours in den kommenden Tagen wieder flacher. Auf der 177,4 km langen 5. Etappe zwischen Saint-Jean-de-Maurienne und Saint-Vulbas sind am Mittwoch wieder die Sprinter an der Reihe. Auch tags darauf dürfte es zu einem Massensprint kommen, ehe am Freitag das erste von zwei Einzelzeitfahren dieser Tour de France im Programm steht. Für die Schweizer Zeitfahr-Asse Stefan Küng und Stefan Bissegger gilt es bis dahin, möglichst haushälterisch mit den Kräften umzugehen. In der ersten Alpenetappe büssten die beiden Thurgauer über 20 Minuten auf die Spitze ein.