Rolf Knie will auch mit 75 noch Neues anzetteln
Der Schauspieler, Komiker und Maler Rolf Knie wird heute 75 Jahre alt. Müde von der Bühne ist er noch lange nicht. Erst noch im Frühjahr ist er mit dem Theaterstück «Charleys Tante» durch die Schweiz gereist, eine weitere Tournee ist im kommenden Jahr geplant.
Die nötige Energie gebe ihm das lachende Publikum und das Wissen, «dass morgen alles vorbei sein kann», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Das ist pure Lebensfreude.»
Neben der Bühne ist Knie in erster Linie mit der Malerei beschäftigt. «Sie motivieren und befruchten sich gegenseitig», erklärt er mit Bezug auf seine zahlreichen Berufungen. Wobei sich sein Fokus je nach Lebensphase verändert. «Die Medien hatten immer Mühe, mich in eine Schublade zu stecken.»
Zwischen Bern und den Balearen
Rolf Knie kam in Bern auf die Welt und gehört der sechsten Generation der Zirkusdynastie Knie an. Schon als Kind stand er in der Manege, wurde schulbedingt aber zunächst auch abseits der Zirkuswelt sesshaft: Während die restliche Familie die Schweiz durchreiste, lebten er und sein Bruder Fredy sowie die Cousins Franco und Louis in Gastfamilien.
Die Primarschulzeit und somit den grössten Teil seiner Kindheit verbrachte Knie in Belp bei Bern. Den Dialekt hört man ihm nicht mehr an, doch eine Verbundenheit zur Region habe er beibehalten: «Das geht so weit, dass ich es erotisch finde, wenn eine Frau Berndeutsch spricht», sagt er.
Heute wohnt Knie mit seiner dritten Ehefrau Belinha Knie im abgelegenen St. Gallenkappel oberhalb des Zürichsees. Zuvor verbrachte er mehr als drei Jahrzehnte auf Mallorca, wo auch seine Mutter bis zu ihrem Tod im Jahr 2013 lebte. Für die Malerei war die Insel der perfekte Ort, sagt er: «Da war ich weg vom Fenster, niemand kannte mich.» Unter anderem der Massentourismus und die Hitze hätten ihn allerdings zurück in die Schweiz getrieben.
«Ich wollte zu meinen Wurzeln zurück», fügt Knie an und meint damit Rapperswil im Kanton St. Gallen, die Nachbargemeinde seines Wohnorts. Hier befindet sich neben seinem Atelier auch das Familienunternehmen, die Schweizer National-Circus AG. 1983 hat er es verlassen, um seinen eigenen Interessen nachzugehen.
Der Aussteiger
Damals stand Rolf Knie noch mit Clown Gaston in der Zirkusmanege und präsentierte jährlich neue Nummern. Als sich deren Inhalt zu wiederholen begann, zogen sie den Schlussstrich. «Wir hatten Angst, das Publikum zu langweilen.» So stellten sie gemeinsam mit Pipo Sosman ein eigenes Programm zusammen, das Knie als «Hochzeit zwischen Zirkus und Theater» bezeichnet. Mehr als 400 Mal führten sie es auf und hatten dabei «den Plausch», wie er erzählt. Trotzdem scheiterte die Zusammenarbeit des Trios letztlich am Zwischenmenschlichen.
Nach der Trennung blieb Knie in Bewegung. Mit der ersten Tournee von «Charleys Tante» ab 1988 folgte eine weitere Bühnenproduktion, er wirkte in Filmen mit, versuchte sich in der Bildhauerei. Vor fünf Jahren gewann er den Ehren-Prix-Walo für sein Lebenswerk – und somit die Sternskulptur, die er eigenhändig entworfen hatte.
Auch dem Zirkus blieb er nicht für immer fern: Gemeinsam mit Sohn Gregory gründete er 2002 den Winterzirkus «Salto Natale» und im Jahr 2011 den Erotikzirkus «Ohlala». Beide Projekte führt sein einziger Nachkomme inzwischen als Direktor.
Seine Idole sind nicht mehr
Zum Familienunternehmen aber ging Knie nie wieder zurück, obwohl ursprünglich nur eine zweijährige Beurlaubung vorgesehen war. Daraufhin hätten ihn seine Angehörigen mit durchzogenen Reaktionen konfrontiert. «Einige waren sicher froh, kehrte ich nicht mehr zurück», sagt er.
Doch auf die Unterstützung seines Vaters Fredy Knie senior – und das sei ihm wichtig gewesen – habe er zählen können. «Mein Vater hat mich geprägt», sagt er. Von ihm habe er Disziplin und Respekt erlernt, er sei sein grosses Vorbild gewesen. Fredy Knie verstarb 2003.
Das sei es denn auch, das Knie am Älterwerden stört: «Jene, die Lebensgefährten und Idole waren, verabschieden sich laufend», sagt er. Nun wirke er dem Vereinsamen entgegen, indem er die Verbliebenen so oft wie möglich treffe. Und indem er neue Projekte anreisse, «so lange es Geist und Seele noch wollen».