Zwei Leichen von gesunkener Jacht geborgen
Zweieinhalb Tage nach dem Untergang der Luxusjacht «Bayesian» vor Sizilien sind zwei Leichen aus dem gesunkenen Schiff geborgen worden.
Die beiden Toten wurden in etwa 50 Metern Tiefe von Spezialtauchern im Inneren der Jacht gesichtet und dann nach oben gebracht, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Behörden berichtete. Anfangs hatte nur der Leichnam des Schiffskochs geborgen werden können. Befürchtet wird, dass insgesamt sieben Menschen ums Leben gekommen sind.
Der genaue Hergang des Unglücks, das sich am Montag in nur einer halben Seemeile – etwa 900 Meter – Entfernung vom Ufer ereignet hatte, ist immer noch nicht geklärt. Der verletzte Kapitän der «Bayesian» wurde von der Polizei stundenlang verhört. Die Zeitung «La Repubblica» zitierte ihn mit den Worten: «Wir haben es nicht kommen sehen.» Insgesamt waren auf Einladung des britischen Milliardärs Mike Lynch 22 Menschen an Bord. Der 59-Jährige kam vermutlich ebenso wie seine 18 Jahre alte Tochter ums Leben. Die Ehefrau überlebte.
Taucher suchen nach Todesopfern
Das gesunkene Schiff ist nach Angaben der Feuerwehr auf dem Meeresgrund zur Seite gekippt, was die Suche nach den Todesopfern erheblich erschwerte. Am Dienstag konnten Spezialtaucher der Feuerwehr zunächst einige Räume unterhalb der Kommandobrücke untersuchen, bevor sie dann im Unterdeck zu den Kabinen der Passagiere gelangten. Die Hoffnung, noch jemanden lebend zu finden, liegt inzwischen praktisch bei null.
Die 56 Meter lange «Bayesian» war am frühen Montagmorgen bei einem schweren Unwetter vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo gesunken – angeblich innerhalb von 60 Sekunden. Experten rätseln immer noch, wie das geschehen konnte. Spekuliert wurde über eine offen gelassene Luke während einer Monsterwelle oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.
Luxusjacht erst 2020 gründlich renoviert
Die 15 Jahre alte Luxusjacht wurde erst 2020 gründlich renoviert. Das Schiff war mit einem System ausgestattet, das den Tiefgang mehr als halbieren konnte: Unter normalen Segelbedingungen hatte es eine Kieltiefe von annähernd zehn Metern, wenn das bewegliche Schwert vollständig ausgefahren war. Damit konnten die Gegenkräfte des 75 Meter hohen Mastes ausgeglichen werden. Der Tiefgang konnte jedoch auf etwa vier Meter reduziert werden – beispielsweise, um in einen Hafen zu kommen.
Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat gern als «britischer Bill Gates» bezeichnet. Der Tech-Unternehmer hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell 9,94 Mrd Euro) an den US-Konzern Hewlett-Packard verkauft – eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.
Lynch und dem früheren Finanzmanager Steve Chamberlain, der kürzlich beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst wurde, wurde zur Last gelegt, Hewlett-Packard über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht zu haben. Ein Geschworenen-Gericht in San Francisco sprach die beiden jedoch frei.