Lukas Hartmann wird 80: Geschichten über Geschichte
In seinem weitgespannten Werk hat Lukas Hartmann eine ganz eigene, engagiert-aktuelle Spielart des historischen Romans entwickelt. Der Berner Autor, mit bürgerlichem Namen Hans Rudolf Lehmann, wird heute 80 Jahre alt.
In seinen Büchern nahm sich Hartmann der verschiedensten historischen Themen an und verpackte sie in Geschichten. Beim Publikum kam und kommt das gut an. Sein neuester Roman «Martha und die Ihren» findet sich in den Top Ten der Belletristik-Bestsellerliste.
In seinem literarischen Debüt «Madeleine, Martha und Pia» trat der ehemalige Radioredaktor mit dem Anspruch auf Weltveränderung an. Zwar schien er mit Büchern wie «Gebrochenes Eis» (1980) oder «Die Wölfe sind satt» (1993) die Gesellschaft schreibend weiterhin verändern zu wollen.
Bereits in der Titelgeschichte des Zweitlings, «Mozart im Hurenhaus», liess Hartman sich 1976 aber von dem Bestreben leiten, das sein Markenzeichen werden sollte: die Geschichtlichkeit des Menschen und sein Handeln in verschiedenen Zeiten aufzuzeigen.
1978, in «Pestalozzis Berg», machte er aus der Schulmeister-Ikone einen fehlbaren Menschen. In seiner Berner Romanserie erhellte er 1992 bis 2009 achtmal eine frühere Epoche erzählerisch in Bezug auf die Gegenwart.
So stellt «Die Seuche» der Pest des 14. Jahrhunderts die Krankheit Aids gegenüber. In «Die Mohrin» spielt Hartmann die Themen Fremdenhass und Rassismus im Zusammenhang mit der Berner Kolonialpolitik des 18. Jahrhunderts durch.
Träger des Berner Literaturpreises
Als er dafür den grossen Berner Literaturpreis erhielt, erklärte Hartmann 2010, er wolle «mit der Berner Serie abschliessen und etwas Neues probieren». Es folgten in der Gegenwart spielende Romane. Dann wandte sich Hartmann wieder historischen Themen zu.
In seinem neuesten Roman «Martha und die Ihren» vom April 2024 nimmt er sich der Verdingkind-Problematik am Beispiel seiner Grossmutter an. Dieses Buch schrieb er mehr als zur Hälfte vor seinem Schlaganfall, den Rest nachher. Unterdessen hat er sich erholt.
Hartmanns Frau, alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP), trat im Herbst 2022, zehn Tage nach dem Schlaganfall ihres Mannes, aus der Landesregierung zurück.