Studie zeigt Ausmass der Angriffe auf das ukrainische Energiesystem
Der Krieg in der Ukraine hat die Stromproduktion des Landes um mehr als 70 Prozent reduziert. Das zeigten Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) in einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift «Joule» veröffentlichten Analyse.
«Wir stellen fest, dass praktisch alle grossen, zentralisierten Kraftwerke seit Februar 2022 angegriffen worden sind», schrieb das Forschungsteam um die ukrainische Erstautorin Iryna Doronina im Bericht. Doronina forscht seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 an der ETH Zürich.
Dazu gehören das grösste Atomkraftwerk Europas in Saporischschja, das wegen des Kriegs im September 2022 abgeschaltet wurde und der Stausee des Kachowka-Staudamms mit der anderthalbfachen Fläche des Kantons Zürich, der nach einer Sprengung des Damms leergelaufen ist.
Erste umfassende Kartierung
Vor dem Krieg zählte die Ukraine zu den grössten Energieproduzenten Europas. Wie die Forschenden in ihren Analysen zeigten, wiesen die über 1500 Kraftwerke in der Ukraine im Februar 2022 eine Gesamtkapazität von 59 Gigawatt auf. Das Land selbst benötigte 22 Gigawatt.
Die Daten für diese Zahlen sammelten die Forschenden aus Medienberichten und offiziellen Angaben zusammen. «Unsere Studie präsentiert die erste umfassende und georäumliche Kartierung des ukrainischen Elektrizitätssystems im Februar 2022 und der folgenden Zerstörung im Krieg», hielten sie in der Studie fest.
Wiederaufbau mit erneuerbarer Energie
Beim Wiederaufbau des Energiesystems soll die Ukraine auf Wind- und Solarenergie setzen, so die Forschenden weiter. Das Potenzial für Wind- und Solarenergie schätzen sie auf 219 Gigawatt. Das ist ein Vielfaches der Produktionskapazität der Ukraine vor Kriegsbeginn.
Zudem sei ein auf Wind- und Solarenergie basierendes Stromsystem schnell aufgebaut und dezentralisiert, was es widerstandsfähiger gegen weitere Angriffe mache, argumentierten die Forscherinnen und Forscher.