Von 1524 bis zur Gegenwart: Graubünden zelebriert 500 Jahre Geschichte
Vor 500 Jahren, am 23. September 1524, haben sich regionale Bündner Bündnisse zum Freistaat der Drei Bünde zusammengeschlossen. Mit der Unterzeichnung eines Bundesbriefes entstand ein neues Staatsgebilde mit eigener Verfassung, ein Vorläufer des Kantons Graubündens.
Der Zusammenschluss war eine Reaktion auf die Entwicklungen der damaligen Zeit und ermöglichte den Bündnern die Wahrung der eigenen Interessen. Zu den Herausforderungen gehörten das ambivalente Söldnerwesen, die Herrschaft über das Veltlin, die Reformation und Auseinandersetzungen mit ausländischen Grossmächten.
Eine politische Zusammenarbeit der Drei Bünde gab es zwar schon vor 1524 – angefangen bei den gemeinsamen «Wormser Zügen» 1486/87 gegen das Herzogtum Mailand. Doch nach dem Erlass des sogenannten Ersten Ilanzer Artikelbriefs vom April 1524 mit gemeinsamen Regeln zum Kirchenwesen findet man, es sei an der Zeit für einen gemeinsamen Bundsbrief und einen Freistaat.
In Europa einzigartig
Der Freistaat der Drei Bünde war im frühneuzeitlichen Europa einzigartig. Die Staatsgewalt lag nicht in den Händen eines Herrschers oder einer reichen Oberschicht, sondern bei den 48 Gerichtsgemeinden, die den Freistaat bildeten.
Der Freistaat existierte 276 Jahre. Der Vertrag über die Eingliederung Graubündens in die Helvetische Republik als «Canton Rätien» wurde Mitte des Jahres 1800 vollzogen. 1803 wird Rätien schliesslich als Kanton Graubünden Teil der Eidgenossenschaft. Die neue Kantonsverfassung führt zur weitgehenden Wiederherstellung der alten Bünde, Hochgerichte und Gerichtsgemeinden.
Bundstage und Freilichtspiel
Der Kanton feiert das grosse Jubiläum mit verschiedensten Veranstaltungen das ganze Jahr hindurch. Im Freistaat der Drei Bünde waren die Bundstage die wichtigsten Versammlungen und bildeten die höchste politische Instanz. Im Jubiläumsjahr wird diese Tradition neu belebt.
Bereits abgehalten wurden Bundstage an den historischen Standorten Chur, Davos und Ilanz sowie in Roveredo/San Vittore, Samedan und Poschiavo. Die Volksfeste boten jeweils einen bunten Mix aus historischen Umzügen Aufführungen, Marktständen nach dem Vorbild des 16. Jahrhunderts sowie Diskussionsveranstaltungen. Der letzte Bundstag findet am 6. Oktober im Münstertal statt.
Weiteres Kernstück der Jubiläums-Feierlichkeiten ist ab Mitte September eine Produktion des Origen Festival Cultural, einem Aushängeschild des Bündner Kulturschaffens. Intendant Giovanni Netzer inszeniert in Lantsch/Lenz ein ambitioniertes Freilichtspiel zu den Gründungsjahren des Freistaates der Drei Bünde. Die Aufführungen in der Nähe der Lenzerheide finden bis Mitte Oktober statt.
Jugendliche werden zudem mit einem Poetry-Slam-Contest in die Jubiläumsfestivitäten eingebunden. Und eine mobile Wanderausstellung transportiert die Bündner Geschichte in die Gemeinden.
Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet am 8. Dezember die Eröffnung eines Themenwegs in Cazis im Hinterrheintal zum Werdegang des Freistaates bis zum heutigen Kanton. Das vollständige Jubiläumsprogramm ist auf 500.gr.ch einsehbar.