Jubel und Kritik: Papst beendet Belgien-Reise
Zum Abschluss seines Besuchs in Belgien hat Papst Franziskus zu mehr Transparenz bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche aufgerufen. «Ich bitte alle, die Missbrauchsfälle nicht zu vertuschen», sagte der 87-jährige Pontifex bei einer Messe im Brüsseler König-Baudouin-Stadion. Er bitte die Bischöfe, die Täter zu verurteilen und zu helfen, dass die Verwundeten zu einer Heilung fänden. «Alle werden wir uns vor Gott zu verantworten haben, auch für die Vertuschung von Missbrauch in der Kirche.»
Der Papst erhielt grossen Applaus für seine Äusserungen, mit denen er von seinem vorbereiteten Redemanuskript abwich. Bejubelt wurde das Kirchenoberhaupt in der belgischen Hauptstadt von fast 40.000 Katholiken, auch aus Deutschland reisten Gläubige an.
Im Rahmen seines viertägigen Aufenthalts in Belgien war Franziskus am Freitag mit mehreren Betroffenen von Missbrauch durch Geistliche zusammengekommen. Dabei entschuldigte er sich nach Angaben von Teilnehmern persönlich. Es sei ein «offenes, schwieriges und auch emotionales Gespräch» gewesen, sagte ein Beteiligter der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Nach dem Gespräch gebe es Hoffnung, dass sich nun was bewege, sagte ein Teilnehmer dem belgischen Sender VRT.
Ministerpräsident findet deutliche Worte
Zuvor hatte Franziskus den Missbrauch in der Kirche als Schande bezeichnet. «Die Kirche muss sich schämen und um Vergebung bitten und versuchen, alles zu tun, damit so etwas nicht wieder passiert.» Belgiens Ministerpräsident Alexander De Croo hatte konkrete Schritte vom Pontifex zur Aufarbeitung gefordert. Seine Worte fielen für eine Begrüssung ungewöhnlich scharf aus.
Kritik an Position zur Rolle der Frau
Anlass der viertägigen Reise des Pontifex war das 600. Jubiläum der Katholischen Universität Löwen sowie ihrer Partneruniversität in Louvain-la-Neuve. Mit konservativen Äusserungen zur Rolle der Frau in einer Rede stiess er auf Unmut an der Hochschule.