Auf der Autobahnbrücke bei Bilten knallt es immer wieder
Es war ein Schockmoment Anfang des Jahres: Ein Fahrzeug stürzt von der Autobahnbrücke zwischen Bilten und Schänis, fällt mehrere Meter tief auf eine Wiese und landet auf dem Dach. Die Beifahrerin erleidet dabei eine Gehirnerschütterung und muss ins Spital. Der Unfall ist zwar aussergewöhnlich und spektakulär, aber bei Weitem kein Einzelfall – immer wieder kracht es auf der Brücke zwischen Bilten und dem beliebten Industrie- und Einkaufsgebiet von Schänis.
Seit 2013 gab es auf der Autobahnbrücke in Bilten insgesamt 50 Unfälle. Fast immer endeten sie mit leichten Verletzungen. Im letzten Jahr knallte es achtmal, wie die Kantonspolizei Glarus auf Anfrage der «Glarner Nachrichten » berichtet. Der jüngste Unfall ereignete sich am 17.September: Eine 27-jährige Autofahrerin kollidierte mit dem Wagen eines 86-jährigen Lenkers, als sie von der Autobahn kam und auf die Brücke einbog.
Brückengeländer und gekrümmte Fahrbahn behindern Sicht
Dass es so oft kracht, hat zwei Hauptgründe: das Brückengeländer und die etwas gekrümmte Fahrbahn auf der Autobahnbrücke. Sie sorgen dafür, dass Verkehrsteilnehmende die vortrittsberechtigten Autos erst spät sehen. Dadurch können sie oft nicht rechtzeitig reagieren, was regelmässig zu gefährlichen Situationen führt.
Besonders problematisch sei die eingeschränkte Sicht durch das Brückengeländer, bestätigt das Bundesamt für Strassen (Astra). Vor allem Linksabbieger in Richtung Bilten und Schänis kämpfen demnach mit schlechten Sichtverhältnissen. «Das führt oft zu riskanten Manövern, wenn die Fahrerinnen und Fahrer beim Einbiegen zu kurze Zeitfenster wählen», heisst es auf Anfrage. Obwohl die Sicherheitsnormen laut Astra eigentlich erfüllt sind.
Der Glarner Kantonspolizei ist die Häufigkeit der Unfälle auf der Brücke schon länger aufgefallen. Anton Landolt, Chef der Spezialdienste, warn-te im letzten Jahr vor den Gefahren, als er die Verkehrsunfallstatistik vorstellte. Die Stelle liege aber in der Zuständigkeit des Astra. Die Polizei könne darum von sich aus nichts unternehmen. «Wir haben das Astra auf diesen Gefahrenpunkt aufmerksam gemacht», sagte Landolt.
Es knallte zuletzt zu wenig heftig, damit das Astra handeln müsste
Doch wenn Polizei und Astra offenbar seit Jahren um die Gefährlichkeit wissen: Warum bleibt die Brücke denn trotz zahlreicher Unfälle unverändert? Der auf den ersten Blick etwas seltsam anmutende Grund ist: Es knallt zwar andauernd. Aber eben zuletzt nicht heftig genug, damit das Astra gemäss seinen Richtlinien handeln müsste.
Das Astra teilt auf Anfrage mit, dass der Autobahnknoten Bilten zwischen 2015 und 2017 offiziell als Unfallschwerpunkt galt, weil bestimmte Grenzwerte bei der Unfallhäufigkeit und -schwere überschritten wurden. In den letzten Jahren habe der Anschluss Bilten diese Kriterien aber nicht mehr erfüllt: Unfälle mit Sachschäden würden nicht zählen.
Aufgrund der immer wieder kritischen Situationen bleibt die Stelle unter verstärkter Beobachtung. Und: Das Astra will jetzt offenbar doch etwas unternehmen.
Das Astra prüft derzeit kurz- und langfristige Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit am Knoten Bilten. Konkrete Lösungen sollen nächstes Jahr umgesetzt werden, teilt das Bundesamt mit.
Es bleibt also abzuwarten, welche spezifischen Massnahmen das Astra ergreifen wird, um die Sicherheit am Knoten Bilten zu erhöhen. Bis dahin ist es jedoch ratsam, weiterhin vorsichtig zu sein und die Verkehrsregeln an die-ser Stelle genau zu beachten.
Die Autobahnbrücke zwischen Bilten und Schänis ist einer der grössten Unfall-Hotspots des Kantons. Für den Bund ist die Brücke eigentlich keine Problemstelle. Trotzdem prüft er jetzt Massnahmen.
50 Unfälle
gab es seit 2013 auf der Autobahnbrücke in Bilten.
Fast immer endeten sie mit leichten Verletzungen.