Für die Sportbahnen Braunwald beginnt ein neues Kapitel
Am vergangenen Freitag haben die Sportbahnen Braunwald in Glarus eine ausserordentliche und sehr gut besuchte Generalversammlung abgehalten. Noch bevor der Geschäftsbericht für den vergangenen Winter2023/24 vorliegt, musste über eine Erhöhung des Aktienkapitals entschieden werden. Die Erhöhung sei nötig, erklärte Verwaltungsratspräsident Richi Bolt. Das neu gezeichnete Kapital von 1 690 950 Franken sei auf ein Sperrkonto einbezahlt und stehe vom Moment des Beschlusses an zur Verfügung.
Bereitschaft zum Weitermachen
Von den nach wie vor nicht namentlich bekannten «Ankeraktionären » stammen offenbar die knapp 1,7 Millionen, die nun neu einfliessen. Der Verwaltungsrat habe sie angesprochen und dank ihnen sei eine schnelle Lösung möglich geworden, sagte Verwaltungsratspräsident Richi Bolt.
Die Generalversammlung be-schloss denn auch die Kapitalerhöhung mit einem grossen Mehr von fast 92Prozent aller Aktienstimmen. Enthaltungen machen den Rest aus, Nein-Stimmen gab es praktisch keine. Bisher betrug das Aktienkapital 1,805 Millionen Franken, neu sind es damit 3,446 Millionen.
Das Problem, für das die Lösung gefunden werden musste: Nach laut Bolt zwei schlechten Wintern waren die Sportbahnen überschuldet und hatten – unter anderem bei den «Ankeraktionären»– bereits Darlehen aufgenommen, um die Liquidität zu erhalten. Im Geschäftsjahr 2022/23 hatten die Sportbahnen Braunwald einen Verlust von einer Million Franken geschrieben. Den Jahresbericht für das per Ende April abgeschlossene Geschäftsjahr 2023/24 hat der Verwaltungsrat noch nicht präsentiert.
800 000 Franken Defizit müssen weg
Das grundsätzliche Problem liegt tie-fer. Bolt sagte es so: «In Zukunft benötigt das Unternehmen eine jährliche Grundfinanzierung, um das strukturelle Defizit von rund 800 000 Franken zu decken.» Gelingt das nicht, so stehen die Sportbahnen Braunwald bald einmal wieder am gleichen Punkt.
Dabei bräuchte das Unternehmen dringend Luft, um auch mit Investitionen mehr Gäste nach Braunwald zu locken. Als ersten grossen Brocken sollen die beiden Gruppenumlaufbahnen durch modernere Bahnen ersetzt werden, die beim Personalbedarf und im Unterhalt viel billiger wären.
Die Frage stelle sich, so Bolt, wie viel den Stakeholdern, also den in Braunwald wirtschaftlich interessierten Kreisen, der Fortbestand des Unternehmens wert sei. Der Verwaltungsrat arbeite an einem Konzept für diese «Grundfinanzierung ». Er sehe eine Möglichkeit darin, der Hotellerie sowie den Besitzern von Ferienhäusern und Ferienwohnungen eine Sportbahnen-Jahreskarte pro Gästebett schmackhaft zu machen.
Weiter sollte eine Unterstützung der Sportbahnen aus Kurtaxengeldern möglich werden, hofft Bolt. Und man stehe in Verhandlungen mit der Standseilbahn Braunwald AG, die dem Kanton Glarus gehört und für Transporte und Abgaben jährlich rund 600 000 Franken von den Sportbahnen einnehme. Ziel sei, die Abgaben von heute 19 Prozent, welche die Sportbahnen auf allen von ihnen verkauften Tickets und Abonnements leisten müssten, wesentlich zu reduzieren.
Von unsicheren Wintern abhängig
«Wir wissen nicht, wie der nächste Winter wird», so Richi Bolt. «Wir werden den Betrieb aber mit Bedacht führen. Wenn es keinen Schnee gibt, werden wir den Betrieb und die Kosten schnell und effizient herunterfahren müssen.» Immerhin: Der Saisonkartenvorverkauf sei sehr gut angelaufen, die Anlagen und das Personal für den Winter seien bereit.
Zuvor werden die Aktionäre und Aktionärinnen noch an der ordentlichen Generalversammlung den Abschluss des Geschäftsjahres 2023/24 zu genehmigen haben.
Die Sportbahnen Braunwald AG hat am Freitag ihr Aktienkapital fast verdoppelt. Und damit ihre Finanznot nach zwei schwierigen Wintern abgewendet.
«In Zukunft benötigt das Unternehmen eine jährliche Grundfinanzierung, um das strukturelle Defizit von rund 800 000 Franken zu decken.»
Richi Bolt
Verwaltungsratspräsident
1,7
Millionen
Um diesen Betrag haben die Aktionärinnen und Aktionäre das Aktienkapital der Sportbahnen Braunwald erhöht.