Hafenarbeiter an US-Ostküste beenden Streik
Der Streik zehntausender Hafenarbeiter an der Ostküste der USA ist nach drei Tagen vorerst vorbei. Die Arbeitgeber sagten ein Einkommensplus von mehr als 60 Prozent zu.
Zehntausende Hafenarbeiter an der US-Ostküste haben ihren Streik nach wenigen Tagen gestoppt. Die Laufzeit des aktuellen Vertrages wurde bis zum 15. Januar verlängert, um weiterzuverhandeln, wie die Gewerkschaft ILA mitteilte. Die grossflächige Arbeitsniederlegung hatte Sorgen vor Lieferengpässen ausgelöst.
«Der Streik ist vorbei», sagte der lokale Gewerkschaftschef Scott Cowan in Baltimore dem Sender CBS. Nach seinen Angaben will die Gewerkschaft das Angebot einer Einkommenserhöhung um 61,5 Prozent über die sechsjährige Laufzeit des Vertrages annehmen.
Ausserdem sollen in den kommen Monaten Massnahmen ausgehandelt werden, die einen Abbau von Arbeitsplätzen durch Automatisierung verhindern.
Die Arbeiter waren in der Nacht zum 1. Oktober in den Streik getreten. Auch ein neues Arbeitgeber-Angebot mit einer Einkommenserhöhung von nahezu 50 Prozent hielt sie nicht davon ab.
Panikkäufe und hohe Kosten
In den USA löste der Streik Panikkäufe von Toilettenpapier aus. Käufer berichteten auf Online-Plattformen von leeren Regalen oder schwindendem Angebot in grossen Läden wie Walmart oder Costco – ganz ähnlich wie zu Beginn der Corona-Krise. Dabei werden mehr als 90 Prozent des in den USA verkauften Toilettenpapiers im Land selbst produziert.
Die US-Regierung rief die Parteien auch zu einer schnellen Einigung und einem Ende des Streiks auf, um das Verderben von in Containern verladenen Nahrungsmitteln zu verhindern. Unter anderem erreicht ein grosser Teil der in den USA verkauften Bananen das Land über Ostküsten-Häfen.
Über die Ostküsten-Häfen wird rund die Hälfte des Containerumschlags im US-Aussenhandel abgewickelt. Der Streik zehntausender Mitglieder der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) dürfte mehrere hundert Millionen Dollar pro Tag gekostet haben.
Zudem brauche man pro Streiktag sieben bis zehn Tage, um den Stau in den Häfen abzubauen, sagte etwa der Chef des Logistikers Flexport, Ryan Petersen, dem TV-Sender CNBC. Da der Streik schon seit Monaten absehbar war, hatten viele Unternehmen bereits Vorräte zumindest für einige Wochen aufgebaut.
Die ILA-Mitglieder beladen und entladen Schiffe und sind für die Wartung der Hafentechnik zuständig. Die Gewerkschaft verweist auf die Milliardenprofite in der Container-Schifffahrt. Dem «Wall Street Journal» zufolge verlangte sie in den Verhandlungen ein Einkommensplus von 77 Prozent.