Margrit Müller-Küttel, Freienbach
Mutti ist am 26. Juli 1939 als drittes Kind der Mutter Veronika Küttel-Gwerder und des Vaters Xaver Küttel geboren. Später kam noch Bruder Walter dazu, und somit war die Familie komplett. Mutti verbrachte eine harte Kindheit, weil sie in den Kriegsjahren geboren wurde. Mit ihren älteren Schwestern Annemarie und Gertrud sowie ihrem Bruder Walter verbrachten sie unbeschwerte Zeiten in Schindellegi. Bis Vater Xaver in der Erlen in Wollerau ein altes Haus erwerben konnte. An diesen beiden Wohnorten absolvierte Mutti die Schulzeit.
Danach hiess es arbeiten, zuerst in einem Lebensmittelladen in Lachen und später in Richterswil im Coop. Gleichzeitig hatte Mutti den Haushalt für Vater Xaver und den Bruder Walter zu besorgen, weil die Mutter Veronika krankheitshalber oft nicht zu Hause war. Ihre beiden Schwestern waren damals schon ausser Haus.
In dieser Zeit verliebte sich Mutti in einen jungen hübschen Mann namens Hans Müller, der ebenfalls in Wollerau im Oswäldli wohnte. Den beiden wurde schnell klar, dass sie den Lebensweg zusammen gehen wollten. Demzufolge heirateten die zwei im Juli 1961 an einem wunderschönen Sommertag. Die beiden wohnten im Hause Küttel in der Erlen mit ihrem Vater zusammen.
Im Januar 1962 wurde Klein-Susi geboren, und im selben Jahr, kurz vor Silvester, kam bereits Marlen zu der kleinen Familie dazu. Im Juli 1964 wurde wiederum ein Mädchen namens Gaby geboren. Im Frühling 1966 musste die mittlerweile grösser gewordene Familie in die Sihlegg in Wollerau umziehen. Im Spätherbst 1966 kündigte sich ein weiteres Familienmitglied an. Mutti war wieder in «guter Hoffnung », wie man damals sagte.
Am 29. November 1966, an einem nebligen, kalten Novembertag, änderte sich für Mutti ganz plötzlich das komplette Glück und Leben. Sie ver-lor ihren geliebten Hänsel durch einen tragischen Verkehrsunfall.
Nun musste Mutti mit 27 Jahren als sehr junge Witwe ihre drei Kinder als alleinerziehende Mutter versorgen. Damals alles andere als einfach, gab es doch noch kein Care-Team wie heute. In den ersten Stunden und Tagen dieses tragischen Ereignisses fiel es Mutti schwer, weiter zu leben, sie funktionierte einfach, das Leben musste weiter gehen. Unterstützung bekam sie da von ihren Nachbarn, den Kellers, und auch den Eltern von Hans. Als sieben Monate nach dem Tod ihres Ehemanns ihre Tochter Bea geboren wurde, kamen wieder Leben und Freude in die Familie.
Mehr und mehr fand Mutti wieder ins Leben zurück. Sie erlernte das Autofahren und hatte somit die Möglichkeit, mit ihren vier Kindern Ausfahrten zu unternehmen. Im Sommer waren wir oft in der Badi Richterswil anzutreffen, oder im Winter ging es ins Bennau-Moos oder ins Brunni zum Skifahren. Ein Ausflug nach Einsiedeln und Rapperswil war damals oft unser Sonntagsprogramm. Besuche bei Schwester Annemarie in Amden gab es auch, ab und zu auch ferienhalber.
Mutti war trotz des schweren Schicksalsschlags zufrieden, sie war bescheiden und fröhlich. Sie liebte volkstümliche Musik und Schlager, welche sie oft singend oder summend begleitete. Auch ging sie gerne tanzen und mit ihren Schwägerinnen Hedy und Maggie an die Fasnacht.
Mit Kreuzworträtsel-Lösen und dann noch mit Jassen – dies wurde zu ihrer Passion – verbrachte sie ihre Freizeit auch auf dem Balkon mit einer «Lismete» in der Hand. Etliche Socken fanden so dankbare Füsse. Auch engagierte sich Mutti in verschiedenen Vereinen. So im Frauenverein Kinder hüten oder dann im Samariterverein war sie über Jahre mit dabei. Auch bei kirchlichen Anlässen hat sie mitgeholfen und auch jahrelang viele Ältere und kranke Menschen mit ihrem Auto zu deren Termine gefahren und begleitet.
Mutti hat ihren vier Kindern das Bestmögliche mit auf den Lebensweg gegeben. Mit der Zeit wurden die vier Töchter erwachsen und haben das Haus verlassen. Es ging nicht lange, und Mutti konnte sich im Jahr 1984 an ihrem ersten Grosskind erfreuen. Es kamen in rund 20 Jahren noch weitere acht Grosskinder dazu.
Mutti liebte uns Grosskinder. Wir durften in den Ferien oft einige Tage bei ihr verbringen. Wir spielten Memory und konnten mit ihr jassen. Sogar beim Kreuzworträtseln durften wir mithelfen, und in die Badi ging sie natürlich auch mit uns. Ausflüge mach-te sie in der näheren Umgebung, zum Beispiel nach Horgen zur Züriseefähre.
Immer waren es schöne, lustige Tage bei Mutti. Wir werden diese Zeit nie vergessen und in schöner Erinnerung behalten. Im Frühling 1990 ist Mutti von der Roos, Wollerau, nach Freienbach umgezogen.
Mutti war auch viel unterwegs, zu Fuss oder mit ihrem Auto, war viel in den Altersheimen Pfäffikon oder in Wollerau beim Jassen anzutreffen. So verging die Zeit, ihre Familie wurde grösser, als Muttis sich im Jahr 2014 am ersten Urgrosskind Valentino erfreuen konnte, welchem bis heute noch fünf weitere folgen sollten.
Im August 2018 war es für Mutti selber an der Zeit, um ins Altersheim einzutreten. Mutti hatte beginnende Demenz. Zuerst war Mutti in Pfäffikon im Roswitha. Im Januar 2019 konnte sie in die Pfarrmatte Freienbach wechseln. Da hat sie sich sehr wohl gefühlt, und sie konnte nun den Altersheimalltag geniessen. Sie liebte ihren Essensplatz im Erdgeschoss mit toller Seesicht. Sie wurde in der Pfarrmatte sehr liebevoll betreut, so wie sie es sich gewünscht hat. Täglich war sie mehrmals draussen an der frischen Luft für einen kleineren oder grösseren Spaziergang, zuerst noch ohne Gehilfe und später mit dem Rollator. Bei unseren Besuchen im Altersheim wollte Mutti natürlich, wenn immer möglich, mit ihren Töchtern oder uns Grosskindern jassen. Jassen war auch da ihr «Ein und Alles». Leider kam dann die Coronazeit mit den Einschränkungen, und Mutti musste da auch noch durch und durfte das Altersheimareal für einige Zeit nicht verlassen. Sie musste so-gar für zwei Wochen im Zimmer bleiben, da sie selber coronapositiv war.
Wir alle staunten, wie gut Mutti dieses «Eingesperrt-Sein» überstand. Sie hat immer wieder gesagt: Also «so etwas wie Corona» habe es in ihren 80 Lebensjahren noch nie gegeben.
Im Frühling 2019 und im Sommer 2019 starben kurz nacheinander ihre zwei älteren Schwestern.
Mutti ging es mal besser, mal schlechter. Manchmal hat sie nur mit Ja oder Nein geantwortet. Es gab auch Tage, an denen hat sie selber etwas erzählt, das war für uns Angehörige jeweils sehr schön. Nun war Mutti schon einiges über 80 Jahre alt und wohnte bereits fast sechs Jahre im Altersheim. In letzter Zeit hat sich Muttis Demenz verstärkt bemerkbar gemacht, und einige gesundheitliche Probleme kamen dazu. Gegen Ende August wollte Mutti nicht mehr essen und trinken. Mutti wurde vom Altersheimpersonal liebevoll begleitet bis zu ihrem Tod am 12. September. In den letzten Stunden war sie nicht allein, konnten doch zwei Töchter und zwei Grosskinder bei ihr sein und sie so bis zum letzten Atemzug begleiten.
Mutti, wir vermissen dich und werden dich nie vergessen, du bleibst immer in unseren Herzen.
Deine Familie