Basels Kevin Carlos stösst St. Gallen ins Tal der Tränen
Lugano verpasst in der zehnten Runde in der Super League durch eine Niederlage den Sprung an die Spitze. Winterthur bleibt das Schlusslicht, Basel kann sich nach oben orientieren.
von Marcel Hauck und Rolf Bichsel (sda)
Der FC Basel gewinnt auf dramatische Weise 2:1 gegen St. Gallen. Kevin Carlos trifft erstmals in der Super League für den FCB – und das gleich doppelt. Der Siegtreffer fällt Sekunden vor Schluss.
Im St.-Jakob-Park läuft vor gut 27000 Zuschauern bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit. Da kommt Dominik Schmid von der linken Seite noch einmal zum Flanken. Der Kroate Marin Soticek köpfelt an die Latte, Kevin Carlos staubt zum 2:1 ab.
Der ehemalige Yverdon-Stürmer hatte in der ersten Hälfte bereits zum 1:1 getroffen, es waren in der Meisterschaft die ersten beiden Treffer des letztjährigen Co-Torschützenkönigs für den FCB. Die Basler verdienten sich den Sieg nach einer komplizierten Startphase mit einer Leistungssteigerung. Der FCSG macht hingegen eine schwierige Phase durch, aus den letzten drei Partien gab es nur einen Punkt. Dabei war er mit viel Elan gestartet und durch Willem Geubbels in der siebten Minute in Führung gegangen. Nach dem Ausgleich ging aber nichts mehr.
Winterthur bleibt harmlos
Ein schwaches Winterthur verliert bei Lausanne-Sport 0:2 und ziert neu das Ende der Tabelle. Schwächste Defensive (Lausanne) gegen schlechteste Offensive (Winterthur): Es waren bei dieser Konstellation die Waadtländer, die ihre Schwäche besser kaschieren konnten. Der Spielverlauf spielte dem Team von Ludovic Magnin in die Karten.
Alvyn Sanches (8.) und Alban Ajdini schossen die Lausanner bereits in den ersten 23 Minuten 2:0 in Führung. Darauf konnte Winterthur nicht reagieren. Das Team von Coach Ognjen Zaric agierte erschreckend harmlos und liess ein echtes Aufbäumen vermissen.
Der Sieg gegen GC vor der Nationalmannschaftspause war also keine Wende zum Guten für das letztjährige Überraschungsteam. Sechs Treffer aus den ersten zehn Saisonspielen sind eine viel zu magere Ausbeute.
Luganos Serie reisst
Nach sieben Partien über alle Wettbewerbe ohne Niederlage verliert der FC Lugano in Yverdon 0:2. Die entscheidenden Szenen spiel-ten sich in der ersten Halbzeit ab. Und mittendrin befand sich das Quartett mit Schiedsrichterin Désirée Grundbacher, den Assistentinnen Susanne Küng und Linda Schmid sowie Déborah Anex als der vierten Offiziellen. Erstmals in der Geschichte der Super League leiteten lauter Frauen eine Partie.
Die vorentscheidenden Verdikte kamen indessen aus dem VAR-Raum von Lukas Fähndrich. In der 32. Minute wurde Luganos Renato Steffen im Strafraum zu Fall gebracht – tendenziell eher Elfmeter. Der VAR griff indes nicht ein, nachdem Désirée Grundbacher hatte weiterspielen lassen. Kurz vor der Pause eine Szene im Strafraum des FC Lugano. Diesmal intervenierte Video Assistant Referee Fähndrich: Aus einer Gelben Karte gegen Moussa Baradji wegen einer Schwalbe wurde ein Foulelfmeter, den Boris Céspedes in der vierten Nachspielminute souverän verwandelte.
In der 58. Minute fälschte Luganos Verteidiger Ayman El Wafi den Ball zum 0:2 ins eigene Netz ab. Yverdon feierte nach sechs Niederlagen gegen Lugano den ersten Sieg seit 15 Jahren.
Servette siegt abgeklärt
Servette gewinnt in Genf gegen ein erschreckend harmloses Sion 3:0 und kann sich nach vorne orientieren. Je ein frühes Tor pro Halbzeit reicht zum problemlosen Sieg. Schon in der fünften Minute brachte Enzo Crivelli Servette in Führung, es war angesichts der mittlerweile besorgniserregenden Harmlosigkeit der Walliser Offensivabteilung bereits die halbe Miete. In den letzten sechs Partien hat Sion gerade mal drei magere Törchen geschossen.
Vier Minuten nach der Pause erhöhte Dereck Kutesa, der sich in den letzten Tagen medienwirksam darüber geärgert hatte, dass er von Murat Yakin nicht für die Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Er führt mit nun sechs Saisontoren die Torschützenliste an. Gaël Ondouas 3:0 war dann nur noch Resultatkosmetik.
FCZ im Derby wieder stärker
Der FCZ zementiert die Stärkeverhältnisse auf dem Platz Zürich mit einem 2:1-Sieg im Derby gegen GC. Zwei Weitschusstore in der ersten Hälfte reichten dem favorisierten Stadtklub zum Erfolg. Lindrit Kamberi mit seinem schwächeren linken Fuss (32.) und Antonio Marchesano (38.) trafen innert sechs Minuten aus der Distanz. Beide Male standen die Abwehrspieler zu weit weg, beim zweiten Gegentor sah auch Goalie Justin Hammel nicht besonders gut aus.
Das 286. Derby – das erste seit acht Monaten – endete genau nach Drehbuch; mit einem Tor Differenz wie immer bei den letzten fünf Malen und mit einem FCZ-Sieg wie bei nun fünf der letzten sechs Ausgaben. Am Ende musste der Favorit aber auch etwas Glück in Anspruch nehmen. Der nach einer Stunde eingewechselte Awer Mabil verkürzte nach nur einer Minute auf 1:2, danach drängte GC auf den Ausgleich, aber ohne zählbares Resultat.
YB schiesst sich aus der Krise
Nach dem Trainerwechsel feiern die Young Boys in der Super League endlich ihren ersten Heimsieg der Saison. Der Meister gewinnt gegen den bisherigen Leader Luzern 2:1.
Drei Minuten kurz nach der Pause reichten YB für einen veritablen Befreiungsschlag. Joël Monteiro in der 47. und Cedric Itten in der 50. Minute agierten vor dem Tor der Luzerner energischer und trafen mit wuchtigen Abschlüssen. Zwar schaffte es der Meister auch im zehnten Saisonspiel nicht, zu null zu spielen, doch die beiden Tore reichten am Ende zum ersten Heimsieg.
Damit gelang der Neuanfang nach der Freistellung von Cheftrainer Patrick Rahmen und der Rückkehr des im Frühjahr bereits einmal erfolgreich eingesprungenen Interimscoaches Joël Magnin optimal. Dennoch geriet der Sieg in der Schluss-Halbstunde noch in Gefahr. Die vierte gute Chance innert weniger Minuten nutzte Luca Jaquez zum Anschlusstreffer, und nach einer flauen Phase verpasste Lars Villiger zwei exzellente Chancen zum Ausgleich. So blieb es im ausverkauften Wankdorf bei der zweiten Saisonniederlage – der ersten auswärts von Luzern. Bern bleibt damit ein hartes Pflaster für das Team von Coach Mario Frick.
21 Punkte
aus 10 Spielen reichen dem FC Zürich, um die Führung in der Tabelle der Super League zu übernehmen.