In Bern die Bilanz polieren
Niemand ist perfekt.» Mit diesem legendären Satz aus dem Billy- Wilder- Klassiker «Manche mögen’s heiss» könnte man die aktuelle Serie- A-Tabelle zusammenfassen. Nach acht Spieltagen konnte bis-her kein Team der Meisterschaft seinen Stempel aufdrücken. Weder der SSC Napoli, Meister im Jahre 2023 und aktueller Tabellenführer, noch die als einzige Mannschaft ungeschlagene Juve oder die ambitionierte AC Milan. Auch Titelverteidiger Inter Mailand, mit zwei Punkten Rückstand auf Napoli aktuell auf Rang zwei liegend, sucht noch nach seiner Bestform.
Die defensive Stabilität von Simone Inzaghis Elf war im letzten Jahr einer der Schlüssel zum Gewinn des 20. Meistertitels gewesen. Mit neun Gegentoren in sieben Serie- A-Spielen zeigen die Nerazzurri heuer jedoch unerwartete Abwehrschwächen. Yann Sommer konnte bis anhin ebenfalls nicht restlos überzeugen. Bei mindestens zwei Gegentoren sah der ehemalige Natigoalie unglücklich aus. Die Benotungen in den italienischen Sportgazzetten fielen für den 94-fachen Schweizer Internationalen dementsprechend kritisch aus. Gar von einer möglichen Wachablösung des bald 36-Jährigen durch das spanische Talent Josep Martínez war die Rede. Am letzten Sonntag beim Auswärtsspiel gegen die AS Roma konnte sich Sommer ausserdem bei den Fussballgöttern bedanken, als er eine gegnerische Flanke statt abzufangen beinahe ins eigene Tor lenkte. Der Ball prallte stattdessen an den Pfosten und sprang dem Torhüter wieder zurück in die Hände. Dank zweier abgewehrter Distanzschüsse konnte sich der «Lo svizzero» beim 1:0-Sieg im «Olimpico» aber doch noch mitverantwortlich zeigen, dass Inter erstmals seit dem 30.August ohne Gegentor im heimischen Championat blieb.
Martinez historischer Treffer
Dass die Mailänder ihren vierten Sieg in Folge feiern durften, verdankten sie Captain Lautaro Martinez. Mit seinem 133. Tor egalisierte der 27-jährige Argentinier den Rekord des Ungarn Istvan Nyers als treffsichersten Inter-Ausländer aller Zeiten. Anfang Saison noch mit Ladehemmungen, zeigt die Formkurve des letztjährigen Serie-A-Torschützenkönigs steil nach oben. Wettbewerbsübergreifend gelangen dem «Toro» (Stier) in seinen letzten fünf Einsätzen vier Tore und drei Assists. Handfeste Gründe, die unterstreichen, warum der nur 1,74 Meter kleine, explosive Martinez einer der Kandidaten für den am nächsten Montag in Paris vergebenen «Ballon d’Or» ist. Dass der 68-fache Nationalspieler, der seit 2018 in der Domstadt spielt, mittlerweile zu einem der weltweit besten Angreifer gehört, hat sich auch ausserhalb Italiens herumgesprochen. Geboren in Bahia Blanca, einem Vorort von Buenos Aires, beläuft sich der Marktwert des Weltmeisters von 2022 auf aktuell 110 Millionen Euro. Pep Guardiola wollte ihn diesen Sommer zu Manchester City holen und auch Paris St.Germain hatte Avancen gemacht. Martinez aber fühlt sich in der lombardischen Metropole wohl. Im August erst wurde sein Vertrag bis 2029 verlängert. YB’s Abwehr muss heute Abend aber nicht nur Inters Nummer zehn im Auge behalten. Martinez Sturmpartner Marcus Thuram hat statistisch so-gar noch die besseren Werte. Der 27-jährige Franzose, Sohn von Parma- und Juve-Legende Lilian Thuram, kommt bisher auf sieben Tore und drei Vorlagen.
Inters Verletzungssorgen
Möglicherweise wird Inzaghi auf dem Berner Kunstrasen zu Beginn auf sein eingespieltes Sturmduo verzichten. Inters Mammutprogramm mit sechs Spielen in 20 Tagen (u.a. gegen Juventus Turin, Arsenal London und Napoli) verlangt nach Rotation. Mit dem Österreicher Marko ArnautoviÄ (35) sowie dem Iraner Mehdi Tare-mi (32) stehen in der Offensive zwei äussert routinierte Alternativen bereit. In anderen Mannschaftsteilen hingegen geht die Verletzungshexe herum. Der beinharte Innenverteidiger Francesco Acerbi sowie der albanische Nationalspieler Kristjan Asllani sind out. Und mit Hakan ÇalhanoÄlu verpasst Inters wohl wichtigster Spieler den heutigen Champions-League-Abend wegen einer Adduktorenverhärtung. Der in Mannheim geborene 30-jährige türkische Internationale ist Spielgestalter, Passgeber und Freistossschütze in einem und damit eigentlich unersetzlich. So sieht das auch Altmeister Henrikh Mkhitaryan. «Mit Hakan auf dem Platz spielen wir einen anderen Fussball.» Der 35-jährige Armenier mit Vergangenheit bei Schachtar Donezk, Dortmund, Manchester United, Arsenal und Roma ist mit seiner Spielintelligenz taktisch flexibel einsetzbar. Ihm wird wohl die schwierige Aufgabe zukommen, ÇalhanoÄlus Absenz im Wankdorf zu kompensieren.
Vier Spiele in Serie konnte Italiens Meister Inter Mailand trotz Absenzen und Rotationen gewinnen. So soll es heute Abend im Champions-League-Spiel gegen die Young Boys weitergehen.
Gar von einer Wachablösung Yann Sommers durch Josep Martínez war die Rede.