Genève-Servette überzeugt aber erst in der Champions League
In der Champions Hockey League top, in der heimischen Meisterschaft flop. Servette fehlt es in dieser Saison an Beständigkeit. Genfs Trainer Jan Cadieux hat dafür keine Erklärung.
Jan Cadieux, Genfs Trainer, sagt zwar: «Noch ist alles offen und nichts entschieden.» Aber Servette steht nach dem 5:0 auswärts im Achtelfinal-Hinspiel gegen Lausanne so gut wie sicher in den Viertelfinals der Champions Hockey League.
Schon wieder Servette! Der Genève-Servette Hockey Club setzt in Europa Meilensteine. Letzte Saison gewannen die Genfer die Champions Hockey League. Und am Dienstag in Lausanne gelang den Servettiens wiederum eine Leistung, wie sie sie in der nationalen Meisterschaft fast nie mehr zeigen können. 5:0-Sieg in Lausanne – alles gelang!
«Bitte übertreiben sie nicht», meinte Genfs Trainer Jan Cadieux. «Das ist ein Derby. Diese Duelle gegen Lausanne verlaufen immer sehr umkämpft. Die Partie hätte auch ganz anders ausgehen können. Die Fünfminutenstrafe zu Beginn des zweiten Drittels wog schwer. Aber dann gelang uns ausgerechnet in dieser langen Unterzahlphase das 2:0. Das erwies sich als Schlüssel zum Sieg.»
Die Tendenz der letzten Saison
Aber warum spielt Servette in der Champions Hockey League regelmässig so gut – derweil in der National League die Punkte fehlen? In der Schweizer Meisterschaft gewann Servette vor der Nationalmannschaftspause bloss eines der letzten sechs Spiele. Nach knapp einem Drittel der Qualifikation belegt Servette nur Platz 13. Cadieux: «Ich kann mir das nicht erklären. Wenn ich den Grund kennen würde, hätten wir längst Gegensteuer gegeben. Schon letzte Saison konnten wir die Tendenz nicht durchbrechen.»
Nicht nur Servette bekommt zu spüren, dass es nicht einfach ist, die Zusatzbelastung des Europacups in der National League wegzustecken. Letzte Saison belegten die drei Schweizer Champions-League-Teilnehmer im Kern-Business (Liga) die Plätze 9 (Biel), 10 (Servette) und 13 (Rapperswil-Jona Lakers). Nur Biel qualifizierte sich übers Play-In für die Playoffs und scheiterte dort mit 0:4 in den Viertelfinals.
In dieser Saison präsentieren der HC Fribourg-Gottéron (nur 11. Platz) und Servette (12.) das gleiche triste Bild. Nur den ZSC Lions (1.) und Lausanne (2.) scheint die Doppelbelastung nichts auszumachen.
Jackpot knacken
Dafür knackt Servette nun in der Champions Hockey League womöglich den Jackpot. Die Champions League im Eishockey ist bis zu den Halbfinals finanziell ganz und gar kein Geschäft. Sie kann aber vorher zu einem Profit-Center werden, wenn einem auf dem Parcours in den Viertelfinals eine weite Reise erspart bleibt und ein attraktiver Gegner einem das Stadion füllt. Am Dienstag in Lausanne kamen 9000 Zuschauer in die Arena in Malley. Nächste Woche in Genf wird ebenfalls ein volles Haus erwartet.
«Ein Auswärtsspiel nur eine Stunde von Genf entfernt ist ein Segen für uns», sagt Genfs Sportdirektor Marc Gautschi, «zumal wir die bisherigen Heimspiele in der Champions League alle in Visp (2,5 Stunden entfernt) austrugen.» Bislang kassierten Lausanne und Genf 80’000 Euro von der Champions Hockey League: 65’000 als Startgeld und 15’000 fürs Erreichen der Playoffs. Für die Viertelfinal-Qualifikation winken weitere 20’000 Euro. «Wenn man aber drei Reisen mit dem Flugzeug in Europa nach Deutschland, Ungarn und Finnland für mehr als 30 Leute organisieren muss, reicht das nicht. Mit Lausanne als Gegner sparen wir eine teure Reise und können erst noch die Les-Vernets-Halle gut auslasten.»
Aufwind bei Raanta
Die Aktiven und der Trainer-Staff setzen hingegen andere, sportlichere Prioritäten. «Zug (vor zwei Jahren mit der Halbfinalqualifikation) und wir (mit dem Gewinn der Liga) haben in den letzten Jahren bewiesen, dass Schweizer Klubs die Trophäe gewinnen können», sagt Genfs Sportdirektor Gautschi. «Wir in der Schweiz erzählen und schwärmen oft davon, dass wir über eine der besten Ligen ausserhalb der NHL verfügen. Solche Behauptungen verpflichten zu guten Resultaten in der Champions Hockey League.»
Servette freute sich am Dienstagabend in Lausanne nicht nur über den feinen Auswärtssieg, sondern primär darüber, dass Goalie Antti Raanta (Shutout mit 29 Paraden) endlich so auftrumpfte, wie sich das die Genfer seit Anfang Saison erhofft hatten. Raanta musste nach Beendigung seiner NHL-Karriere im Sommer eine Verletzung auskurieren und geriet so bei der Saisonvorbereitung in Rückstand: «Aber jetzt fühle ich mich von Spiel zu Spiel besser», so Raanta. «Wir werden uns auch in der Liga wieder nach vorne arbeiten.» Und damit meint der 35-jährige Finne gewiss auch seine persönlichen Statistiken. Bislang belegt er in der National League unter allen Goalies die enttäuschenden Plätze 26 (Gegentore pro Spiel) und 16 (Fangquote).