Vendée Globe: Skipper Oliver Heer segelt jetzt auf der Südhalbkugel
Die ersten Tage der Vendée Globe, eine der anspruchsvollsten Segelregatten der Welt, hat Oliver Heer aus Rapperswil trotz Widrigkeiten hinter sich. Kürzlich überquerte er mit seinem Schiff «Tut gut» den Äquator. Die Temperaturen steigen. Heers Laune ist bestens.
Am 10. November begann Oliver Heers grosses Abenteuer: die Vendée Globe. Monatelang wird er alleine über die Weltmeere segeln, bis er wieder am Startpunkt ankommt. Er macht das freiwillig, wohlgemerkt. Die erste Woche ver-lief für ihn und sein Schiff «Tut gut» gut. Die Kapverdischen Inseln hat er hinter sich und damit auch ein Gebiet, das berüchtigt ist für besonders leichte und unbeständige Winde.
Drei Schluck Rum geopfert
Gestern Sonntag meldete sich der Segler per Video-Statement. Es tönt stürmisch im Hintergrund. Heer unter Dach: «Wir haben soeben den Äquator überquert. Es fühlt sich grossartig an, auf der Südhalbkugel zu sein für die nächsten zwei Monate. Wenn du den Äquator überquerst, ist es üblich, etwas dem Meer zu opfern.» Heer entschied sich für einen Schluck Rum fürs Meer, einen Schluck fürs Boot und einen kleinen Schluck für den Kapitän. «Ich bin sehr glücklich darüber, wo wir jetzt sind.» Auch an das Leben an Bord hat sich der sichtlich motivierte Rapperswiler mittlerweile gewöhnt. Die Tage auf dem Meer haben ihren eigenen Rhythmus. Seine Koje – brandneu – befand er für gut. «Extrem bequem», lautet sein Fazit. Nicht, dass er allzu lange Zeit hätte, es sich darin gemütlich zu machen. Geschlafen wird in ganz kleinen Portionen. Schliesslich ist der Skip-per unterwegs gänzlich auf sich gestellt.
Boot und Skipper geht es gut
Zuvor hatte er mit Widrigkeiten zu kämpfen. Es wurde heiss. Jedes Segelmanöver, das Heer durchführt, ist schweisstreibend. Sogar das Radar fiel aufgrund der Hitze aus. Probleme gab es ausserdem mit dem Autopiloten. Er musste auf das Back-up-System umschalten, das Problem finden und beheben. Das mit technischer Unterstützung von Land. «Aber wir sind in guter Verfassung», sagt Heer. Es gehe ihm gut. Seine Taktik in heiklen Situationen: Die Ruhe bewahren. Lieber mal eine konservativere Strategie wählen, auch wenn man dadurch etwas zurückfällt. Gerade, wenn die Bedingungen stürmisch sind, schlägt Zuverlässigkeit Leistung. Langsamer Segeln, die Kontrolle behalten, Schäden vermeiden. So beschreibt der erfahrene Skip-per seine Taktik. Immerhin muss das Schiff noch die in oder andere Seemeile durchhalten. «Es gelang mir, die Gruppe wieder einzuholen.» Worauf er als nächstes fokussiert: «Ich konzentriere mich auf mich und mein Rennen, nicht auf einen speziellen Gegner.» Zur Zeit verlaufe alles nach Plan. Das Boot sei immer noch in einem guten Zustand und er auch. Notfalls müssen ein paar Süssigkeiten die Stimmung aufhellen. Und ein Video-Telefonat mit der Familie. «Da sehe ich dann auch meinen Hund mal wieder.»
«Ich bin sehr glücklich darüber, wo wir jetzt sind.» «Es fühlt sich grossartig an, auf der Südhalbkugel zu sein.»