General Motors gibt Entwicklung von Robotaxi-Geschäft auf
Der US-Automobilkonzern General Motors hat angekündigt, das Robotaxi-Geschäft seiner Tochter Cruise aufzugeben. Der Schritt markiert eine Kehrtwende für den Konzern und ist auch der Konkurrenz geschuldet.
Die Entwicklung des Projekts würde auf dem zunehmend wettbewerbsintensiven Robotaxi-Markt «erheblichen Zeit- und Ressourcenaufwand» benötigen, erklärte der Autobauer.
Stattdessen wolle sich General Motors (GM) auf die Entwicklung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme für Privatfahrzeuge konzentrieren. Die Cruise-Ingenieure würden dafür in die Teams von General Motors aufgenommen werden.
«Kein Kerngeschäft»
General Motors hatte das Cruise-Startup 2016 gekauft und seitdem Milliarden von Dollar in die Weiterentwicklung des Unternehmens gesteckt. «Ein Robotaxi-Geschäft ist nicht das Kerngeschäft von General Motors», sagte die GM-Chefin Mary Barra in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Das Engagement des Konzerns für die «autonome Technologie» aber sei «unerschütterlich».
Der US-Autobauer kündigte Mitte November an, sein System zum automatisierten Fahren namens Super Cruise nach Europa zu bringen. «Wenn es rechtlich möglich ist, schon im Jahr 2025», sagte der GM-Europachef Pere Brugal der «Welt am Sonntag». GM arbeite mit den europäischen Behörden und der Politik an einem Rechtsrahmen für die harmonisierte Einführung solcher Systeme. In Nordamerika ist Super Cruise nach Herstellerangaben inzwischen auf mehr als einer Million Strassenkilometern verfügbar.
Tödlicher Unfall
Die Aufgabe des Robotaxi-Geschäfts erfolgt ein Jahr nach einem folgenschweren Unfall: Anfang Oktober 2023 war eine Frau in der kalifornischen Stadt San Francisco unter ein Robotaxi von Cruise geraten und wurde schwer verletzt.
Zuvor hatte es bereits zwei Zusammenstösse gegeben. Nach diesen Unfällen entzogen die Behörden in San Francisco Cruise die Erlaubnis für den Betrieb der Robotaxis. Das Unternehmen pausierte die Ausweitung seines Betriebs auf andere US-Bundesstaaten und entliess ein Viertel seiner Belegschaft.
Konkurrenz fährt davon
Aktuell ist die Google-Schwesterfirma Waymo der erfolgreichste Robotaxi-Entwickler und befördert Fahrgäste in mehreren US-Städten. Die Waymo-Wagen machen inzwischen mehr als 150’000 Fahrten mit Passagieren pro Woche. Ein weiterer Konkurrent, die zu Amazon gehörende Firma Zoox, will bald Fahrdienste unter anderem in Las Vegas und San Francisco anbieten.
Über den heutigen Anbietern liegt der Schatten von Elon Musk: Der Tesla-Chef will bei dem Elektroauto-Hersteller 2026 die Produktion eines Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale starten. Der im Oktober vorgestellte «Cybercab» soll zudem nur mit Kameras auskommen, während Waymo und Zoox zusätzlich auf deutlich teurere Laser-Radare setzen, die die Umgebung abtasten. Das würde Tesla einen erheblichen Kostenvorteil verschaffen.
Viele Experten bezweifeln, dass sicheres autonomes Fahren in allen Situationen nur mit Kameras möglich ist. Doch Musk sammelte durch seine Unterstützung für den künftigen US-Präsidenten Donald Trump viel politisches Kapital. Als Folge können sich Branchenbeobachter in den USA eine lockerere Regulierung vorstellen, von der Tesla profitieren würde. Musk kündigte an, bis zu zwei Millionen Robotaxis pro Jahr bauen zu wollen.
Apple stoppte sein Programm zur Entwicklung selbstfahrender Autos bereits im Februar nach jahrelanger Entwicklung und Milliarden-Kosten.