Marco Odermatt auch im Super-G in Val Gardena auf dem Podium
Marco Odermatt sichert sich auch im Weltcup-Super-G in Val Gardena einen Podestplatz. Der Nidwaldner belegt hinter dem Italiener Mattia Casse und dem Amerikaner Jared Goldberg Platz 3.
Es war wieder so ein typisches Rennen auf der Saslong, dieser für unzählige Überraschungen, ja Sensationen stehenden Piste. Völlig Irrwitziges ereignete sich diesmal zwar nicht, Unerwartetes tat sich aber allemal.
Der Sieg des Mitte Februar 35 Jahre alt werdenden Casse kam zwar nicht aus heiterem Himmel, ein Aussenseiter war er gleichwohl. Der Piemontese hatte schon an den Vortagen mit den Rängen 1 und 2 in den Abfahrts-Trainings angedeutet, dass er bereit ist für die besondere Aufgabe. Dazu hatte er sich gleichenorts vor zwei Jahren mit Platz 3 in der zweiten Abfahrt den ersten seiner vorangegangen drei Podestränge im Weltcup gesichert.
Unerwartet kam dagegen der starke Auftritt Goldbergs. Der Amerikaner sorgte dafür, dass Casse noch einmal mächtig um seine Premiere zittern musste. Am Ende gab ein Hundertstel den Ausschlag zugunsten des Italieners. Der mit der Nummer 26 gestartete Goldberg nutzte die zu jenem Zeitpunkt besser gewordenen Bedingungen zu seiner ersten Klassierung unter den ersten drei im Weltcup.
Bangen um die Teilnahme an der Siegerehrung musste auch Odermatt. Der Norweger Fredrik Möller, ausserhalb der Szene noch weitgehend unbekannt, schaffte es mit elf Hundertsteln Rückstand auf den Innerschweizer wie vor zwei Wochen in Beaver Creek, Colorado, auf Platz 4.
Das besondere Gütesiegel
Unerwartetes ist in Gröden jeweils auch möglich, weil die Saslong nicht das Gelände bietet, das vorab den technisch versierten Fahrern entgegenkommt. Das Terrain erlaubt keine Kurssetzung mit Passagen, in denen Athleten wie Odermatt dank ihren Stärken den Unterschied machen könnten. Aus diesem Blickwinkel kann die Leistung des Nidwaldners nicht hoch genug eingestuft werden. Einmal mehr hat er deutlich gemacht, dass er überall, bei allen Verhältnissen und Kurssetzungen, bei den Besten dabei sein kann – das Gütesiegel eines kompletten Fahrers halt. Odermatt, vor zwei Wochen in Beaver Creek Gewinner des ersten Super-G dieses Winters, ist in Val Gardena noch nie Erster gewesen, doch dieser Rang 3 ist der bereits vierte Podestplatz an diesem Ort.
Zweitbester Schweizer war Stefan Rogentin. Der Bündner teilte sich mit dem Kanadier Cameron Alexander Platz 5. Die Überraschung aus Schweizer Sicht lieferte Lars Rösti. Der Berner steigerte mit Rang 8 seinen Bestwert im Weltcup deutlich. Rösti, der erst zum dritten Mal in dieser Disziplin im Weltcup am Start war, hatte vor knapp sechs Jahren in der Abfahrt beim Saisonfinale in Soldeu in Andorra Platz 15 erreicht. Zu jenem Rennen hatte er als Junioren-Weltmeister antreten dürfen.
Der besondere Fall in Peking
Junioren-Weltmeister war auch Mattia Casse einmal, vor fast 15 Jahren ebenfalls in der Abfahrt. Entsprechend gross waren die Hoffnungen, die sie damals in Italiens Skiverband in ihn gesetzt hatten. Casses Entwicklung aber wurde zur Geduldsprobe. Verletzungen warfen das Talent immer wieder zurück. Ein erstes Mal knapp drei Jahre nach seinem Titelgewinn beim Nachwuchs. Bei einem Sturz in der Abfahrt in Lake Louise in Kanada kugelte er sich die linke Schulter aus. Komplikationen führten zum vorzeitigen Saisonende.
Weitere Rückschläge hatte Casse rund um Grossanlässe zu verkraften. An den Weltmeisterschaften vor knapp acht Jahren in St. Moritz erlitt er im Slalom des Kombinations-Wettkampfs am rechten Knöchel einen komplizierten Bruch. Vor vier Jahren zog er sich im Training in Cervinia am linken Fuss einen Bruch des Sprungbeins zu und war praktisch den ganzen Winter wieder zum Zuschauen gezwungen. Den einzigen rennmässigen Einsatz hatte er an den Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo im Super-G, in dem er ausschied.
Ein besonderes Kapitel bescherten Casse die Olympischen Spiele in Peking, für die er nach einigem Hin und Her doch noch selektioniert wurde, bei denen er aber nicht zum Einsatz gekommen – und indirekt in einen ominösen Fall einbezogen war. Sportdirektor Massimo Rinaldi soll Casses Teamkollegen und Kumpel Matteo Marsaglia gebeten haben, eine Verletzung vorzutäuschen, um Casse einen Startplatz im Super-G zuschanzen zu können. Der mittlerweile zurückgetretene Marsaglia wollte von diesem Kuhhandel selbstredend nichts wissen. Die Oberen des nationalen Skiverbandes liessen Dementis folgen, Marsaglia seinerseits die Bestätigung der Bitte Rinaldis. Konsequenzen hatte das Geschehnis für beide Seiten keine.