«Es geht darum, Gottéron international wieder bekannter zu machen»
Fribourg-Gottéron nimmt zum dritten Mal am Spengler Cup teil. Für den Präsidenten Hubert Waeber eine Herzensangelegenheit, aber auch ein wertvolles Schaufenster für den Verein.
Hubert Waeber traf sich mit Keystone-SDA in der Nationalmannschaftspause und damit noch vor dem Wechsel des Trainers von Pat Emond zu Lars Leuenberger. Im Interview spricht der Unternehmer aus dem deutschsprachigen Sensebezirk über das Traditionsturnier, die grosse Fanbasis seines Klubs, die etwas unschöne Trennung von Cheftrainer Christian Dubé und die Herausforderungen für das Schweizer Eishockey.
Fribourg-Gottéron war nur zweimal, 1992 und 2012, am Spengler Cup, und das mit dem Erreichen des Halbfinals 2012 durchaus erfolgreich. Warum dauerte es danach zwölf Jahre bis zum nächsten Mal?
«Wir waren ja damals als Gründungsmitglied jedes Jahr für die Champions League gesetzt. Deshalb fand die Sportabteilung, die Belastung sei zu gross. Wir vom Verwaltungsrat und der Direktion haben immer gesagt, wir wollen wieder einmal gehen. Wir waren immer in Kontakt mit den Verantwortlichen, auch schon, als Ambri dabei war.»
Wie läuft so etwas ab? Kommt jemand vom Spengler Cup auf den Klub zu und fragt, ob Interesse besteht?
«Vor ein paar Jahren haben wir gesagt, wenn wir die neue Eishalle haben und auch sportlich und beim Budget etwas zugelegt haben, würden wir gerne wieder kommen. Dann sind sie schnell auf uns zugekommen und haben gesagt, sie würden uns gerne dabei haben. Für uns war klar, dass wir die Familien der Spieler mitnehmen und ihnen ein Programm bieten wollen. Dann haben wir die Trainer und die Spieler gefragt, und sie waren begeistert.»
Was bringt eine solche Teilnahme dem Verein?
«Beim letzten Mal war die ganze Woche eine riesige Begeisterung dort oben. Es geht darum, dass Fribourg-Gottéron auch international wieder bekannter wird. Mit dieser Ausstrahlung des Turniers hilft das auf allen Ebenen, zum Beispiel, wenn man wieder einmal Sponsoren sucht oder Spieler aus dem Ausland auf uns aufmerksam machen will.»
In der Meisterschaft tut sich Fribourg in dieser Saison bisher schwer, mit der Champions League hatte man eine Doppelbelastung. Kann die Teilnahme am Spengler Cup auch eine Gefahr sein?
«Nein, das sehe ich absolut nicht als Gefahr. Es war immer klar, dass man ein breiteres Kader haben muss. Es zwingt die Trainer aber auch, mehr junge Spieler und Junioren einzusetzen. In den letzten zwei, drei Saisons unter Christian Dubé haben sie zwar immer mittrainiert und ab und zu auch gespielt, aber nur ein paar wenige Minuten.»
Dubé ist in Freiburg ein heikles Thema. Er hat den Verein doch sehr geprägt in den letzten Jahren.
«Absolut, ja.»
Nicht alle haben verstanden, dass er gehen musste.
«Wir sind Dubé sehr dankbar für das, was er für uns gemacht hat. Ich bin ein kleiner, nein, ein grosser Dubé-Fan. Ich mag ihn und seine Art sehr gut. Dann haben wir aber entschieden, das Doppelmandat (bis zur letzten Saison war Dubé Sportchef und Cheftrainer) zu beenden und einen neuen Sportchef einzusetzen. Gerd Zenhäusern (zuvor Assistent von Dubé) passte mit seinen Ideen genau zur Philosophie, die wir im Verwaltungsrat besprochen hatten und wie wir die Zukunft sehen, eben mit den Jungen. Dann haben wir gesagt, dass wir einen neuen Zyklus starten wollen.»
Bei dem Dubé nicht mehr hineinpasste?
«Das Ziel war eigentlich schon, dass wir den Zyklus mit Dubé zu Ende gehen. Dann war auf einmal (Roger) Rönnberg (Trainer von Frölunda Göteborg) auf dem Tablett. Als wir mit ihm zusammengekommen sind, hat es von A bis Z gepasst. Er hat gesagt, dass er nicht einmal mehr andere Offerten anschauen wolle, weil er spüre, dass bei Sportchef, CEO und Verwaltungsrat alle gleich reden, alle das Gleiche wollen. Als klar war, dass Rönnberg erst in einem Jahr kommen kann, war die Frage eigentlich nur noch: Machen wir noch ein Jahr mit Dubé oder machen wir ein wirkliches Übergangsjahr. Dubé hat dann gefunden, dass Gerd (Zenhäusern) seine Gedankengänge früher mit ihm hätte teilen sollen. Doch Gerd musste ja verschiedene Varianten ausarbeiten.»
War es ein Thema, Rönnberg schon auf diese Saison aus seinem Vertrag bei Frölunda rauszuholen oder wäre das zu teuer gewesen?
«Nein, er ist so ein integrer Typ. Für ihn war klar, wenn ihn Frölunda gehen lassen würde, käme er sofort, ansonsten erfülle er seinen Vertrag.»
Es gab eine Zeit, da war Gottéron finanziell oft nahe am Abgrund. Wie sieht es heute aus?
«Sehr gesund. Ich habe immer gesagt, ein drittes Mal ‘Sauvez Gottéron’ darf es nicht geben. Der Grundstein musste sein, dass man eine neue Infrastruktur hat, die mehr Möglichkeiten bietet. In der Vergangenheit wurde zum Teil von der Hand in den Mund gelebt. Eine Zeitlang hat man alles in die erste Mannschaft investiert, weil man unbedingt diesen ersehnten ersten Titel holen wollte. Man darf das nicht kritisieren, der damalige CEO Raphaël Berger hat 60, 70 Stunden gearbeitet, viele Freiwillige waren dabei, aber man hat nicht mehr in die eigenen Junioren investiert. Wir waren zweimal im Final, aber es hat nicht ganz geklappt. Dann mussten wir wieder an die Basis, den Verein professioneller aufstellen und die Finanzen gesund bekommen. Es war immer klar, dass die neue Halle der Zündpunkt ist. Das hat auch geklappt.»
Trotz Corona.
«Bei der Eröffnung waren es 50 Prozent Zuschauer, dann ein Jahr keine. Das hat uns wie die anderen Klubs auch gleich wieder zwei, drei Jahre zurückgeworfen. Trotzdem konnten wir Ende des letzten Jahres alle Covid-Schulden zurückzahlen und auch die Amortisationen machen. Der Verein hat selbst etwa 10 Millionen in die Installationen der neuen Halle investiert. In die Juniorenbewegung wurde schon lange investiert, aktuell sind es 2,8 Millionen Franken, und sukzessive konnte auch wieder mehr in die erste Mannschaft investiert werden. Letztes Jahr haben wir einen schönen Gewinn gemacht, das ist wichtig, um das Eigenkapital wieder zu erhöhen. Die Gastronomie platzt aus allen Nähten, wir haben 640 Sponsoren. Ich glaube, es gibt nicht einen Verein in der Schweiz, der so viele Sponsoren hat, nicht von der Summe, aber die Anzahl. Viel mehr können wir nicht mehr herausholen.»
Warum funktioniert Hockey in Freiburg so gut?
«Wir haben bei Gottéron sicher den Vorteil, dass es hier keine Fussballmannschaft hat, die oben spielt. Die Spiele sind ein Treffen von Deutsch und Welsch, Jung und Alt, vom kleinen Mitarbeiter bis zum Generaldirektor. Hier sind wir alle eine Familie. Das versuchen wir zu pflegen.»
Sie haben die hohen Lohnkosten angesprochen. Wo sehen Sie das Schweizer Hockey generell?
«Im Moment nicht gut. Viele Junge, die weiter kommen wollen, gehen nach Schweden oder über den Teich. Wir haben eine Verantwortung, und das müssen wir jetzt angehen. Wir müssen jetzt der Swiss League helfen und sie stärken. Aber dafür müssen sie sich erst untereinander finden und ein Konzept erstellen. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass wir die jungen Spieler gratis oder zu einem festgelegten Tarif abgeben. Aber dann müssen sie auch spielen. Es kann nicht sein, dass sie dann nur in der vierten Linie eingesetzt werden.»
Gibt es denn bei der National League die nötige Solidarität?
«Ich glaube, es ist zumindest erkannt, dass wir mit Egoismus nicht weiterkommen. Wir müssen an die Hockey-Familie Schweiz denken, an die Nationalmannschaft. Dafür brauchen wir eine gute National League und eine gute Swiss League.»
Den Klubs in der National League geht es blendend, die anderen kriseln. Ein Problem ist die 14er-Liga. Ist diese nicht mehr verhandelbar?
«Ohne Corona hätten wir noch immer zwölf Teams. Für mich ist klar: Es muss einen Aufsteiger oder Absteiger geben können. Eine geschlossene Liga muss man jetzt vergessen. Es ist zu wenig interessant für die hinteren Teams in der National League, wenn es gegen Ende der Saison um nichts mehr geht. Aber zuerst muss man jetzt wieder ein Konzept finden in der Swiss League.»
Eine weitere Baustelle ist der Verband. Gerade die National League wollte einen Präsidenten, der stärker auftritt, doch nun musste Stefan Schärer nach nur 15 Monaten bereits wieder gehen.
«Ja, es ist nicht einfach. Ich habe gesagt, jetzt gebt ihm noch ein bisschen Zeit. Man wollte einen, der ein bisschen mehr Pfupf reinbringt, weil man das Gefühl hatte, der Verband sei schwerfällig. Aber dann ist der CEO gegangen worden, und es kann natürlich nicht angehen, dass ein Präsident permanent ins Operative eingreift. Das geht auch nicht. Nun sind wir zuversichtlich, dass es wieder besser wird.»