Podladtchikov meint es mit dem Comeback sehr ernst
Iouri Podladtchikov will sich bei seiner Rückkehr in die Halfpipe «nochmals richtig fordern». Der 36-jährige Zürcher erklärt, wann er die Idee gefasst hat und wie er sich das Comeback vorstellt.
Iouri Podladtchikov, wann haben Sie gemerkt, dass Sie nochmals im Profisport antreten wollen?
«Mit dem Gedanken spielte ich schon länger. Auch, weil ich in den letzten Jahren immer wieder als Assistenzcoach im Schweizer Team gewirkt habe. Das hat mir Spass gemacht, aber ich habe mich auch ein wenig gefühlt, als wäre ich auf der Ersatzbank. Nachdem ich ständig anderen zugeschaut hatte, fragte ich mich, ob ich das vielleicht auch noch kann. Wirklich konkret wurde es aber erst vor einem Monat, vielleicht sogar noch weniger langer Zeit.»
Gab es ein spezielles Erlebnis oder einen speziellen Moment, der Sie dabei geprägt hat?
«Es gab viele Faktoren, weshalb ich immer mehr mit der Idee geflirtet habe. In erster Linie bin ich durch meine Coaching-Tätigkeit derzeit viel im Schnee. Möglicherweise sogar noch mehr als in all den Jahren davor. Und so begann sich der Gedanke wie ein Schneeball aufzurollen und immer grösser zu werden.»
Wie ernst meinen Sie es mit dem Comeback?
«Es interessiert mich nicht, einfach ein bisschen mitzuspringen oder einfach noch einmal als Athlet in Laax dabei zu sein. Dafür wäre der Aufwand viel zu gross. Ich will mich nochmals richtig fordern und habe ein klares Ziel vor Augen. Ich möchte meine Karriere mit einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 beenden. Das ist mir beim letzten Mal leider verwehrt geblieben. Das Ende damals war bitter und hat mir einige unruhige Träume beschert. Nun ist das Ziel, das Bittere zu versüssen. So, wie wenn man beim Kochen etwas Fruchtiges beimischt.»
Wie sehen Sie die Chance, nochmals mit den Besten mitspringen zu können?
«Leider habe ich die Vorbereitungstrainings zu einem grossen Teil verpasst. Wäre ich dort schon dabei gewesen, könnte ich besser einschätzen, wie gross meine Chancen sind. Ich habe letzthin gehört, dass Lindsey Vonn eine Top-15-Zeit gefahren sei. Und die Top 15, so denke ich, sind auch für mich möglich. Das würde in Laax natürlich nicht für den Final reichen, aber man muss ja irgendwo anfangen.»
Haben Sie sich von Vonns Comeback oder auch von anderen inspirieren lassen?
«Definitiv. Ich habe Lindsey Vonn zwar nie persönlich kennengelernt, aber ich habe in Aspen mal mit ihrer Physiotherapeutin über sie gesprochen. Ihre Geschichte hat mich sehr inspiriert wie auch das Comeback von Mike Tyson. Wir haben da gewitzelt, dass Comebacks wohl im Trend liegen. Es ist wie ein Virus, der nun auch mich erwischt hat.»
Haben Sie keine Angst, die Fans und vor allem sich selbst zu enttäuschen?
«Es gibt sicher die Möglichkeit, dass es schief geht oder dass ich mich erneut verletze. Es ist ein gefährlicher Sport. Ich bin in den Trainings in den letzten Tagen einige Mal gestürzt und habe gemerkt, dass es schon ‘heavy’ ist. Aber ich habe den Entschluss sorgfältig abgewogen und bin mir sicher, dass sich der Versuch lohnt. Ich fühle mich bereit und glaube fest daran.»
Geht es nach 2026 sogar noch weiter?
«Nein, ich sehe das Comeback eher als Ehrenrunde, nicht als Neustart der Karriere. Schon rein biologisch liegt bei mir nicht mehr so viel drin, auch wenn bei mir erst ein paar Haare grau sind. Ich habe in den letzten Jahren das Coachen sehr geschätzt. Es war schön, mich mit der nächsten Generation auszutauschen. Daher kann ich mir gut vorstellen, danach wieder in diesen Bereich zurückzukehren.»