Duell der jungen Mütter gegen Naomi Osaka
Belinda Bencic schlägt am Australian Open in Melbourne die Niederländerin Suzan Lamens (WTA 77) mit 6:1, 7:6 (7:3). Am Freitag kommt es gegen Naomi Osaka zum Duell zweier junger Mütter.
Am Mittwoch war Belinda Bencic aber vorerst «mega-froh, dass ich gewonnen habe». Sie startete famos in die Partie gegen Suzan Lamens, die Turniersiegerin von Osaka im Herbst, auch wenn sie mit diesen ersten anderthalb Sätzen bloss «recht zufrieden» war. Bencic führte 6:1, 3:0 nach 40 Minuten. Bis zum verwerteten dritten Matchball dauerte es aber noch mehr als eine Stunde.
Die Partie kippte. Plötzlich schien sogar die Niederländerin Vorteile zu haben. Lamens holte auf, wehrte zwei Matchbälle ab, rettete sich ins Tiebreak und führte dort mit einem Mini-Break (1:0). In dieser Phase stürzte Bencic auch und schien Schmerzen zu verspüren. Bencic: «Ich hatte das Gefühl, dass sie mehr riskierte. Gleichzeitig agierte ich passiver. Der Sturz? Alles gut. Nur im ersten Moment spürte ich etwas.»
Das Beispiel Osaka
Die Tage nach dem erstaunlichen 6:3, 7:6-Erfolg gegen Jelena Ostapenko geben weitere Aufschlüsse. Das Abbauen im zweiten Satz gegen Lamens macht deutlich, dass niemand davon ausgehen kann, dass Bencic schon wieder so weit ist wie 2023 vor ihrer Baby-Pause. Und das Beispiel von Naomi Osaka, ihrer nächsten Gegnerin, zeigt auf, dass nicht immer alles so schnell läuft wie gewünscht.
Naomi Osaka – wie Bencic 27-jährig, aber vor dem Mutterschafts-Urlaub ein gröberes Kaliber als die Schweizerin: Weltsportlerin des Jahres 2021, vier Grand-Slam-Titel, Nummer 1 der Welt! Gewiss: Osaka machten vor der Baby-Pause bereits psychische Probleme zu schaffen. Die Absenz von der Tour war aber praktisch gleich lang wie die bei Bencic. Osaka pausierte von September 2022 bis Januar 2024; ihre Tochter erblickte Anfang Juli 2023 das Licht der Welt. Bencic brachte Anfang April 2024 Tochter Bella zur Welt und pausierte von Oktober 2023 (San Diego) bis Dezember 2024.
Nach einem Jahr die Nummer 70
Wie erging es Osaka im Profijahr 1 als Mutter? Auch sie feierte umgehend wieder Siege. In ‘s-Hertogenbosch und am Heimturnier in Osaka schaffte sie es in die Viertelfinals. Am French Open vergab sie gegen Iga Swiatek, die Weltnummer 1, im ersten Satz einen Satzball und im dritten Satz einen Matchball. Aber nach einem Jahr zurück auf der Tour belegte sie erst Platz 70.
Mit einer Finalqualifikation in Auckland arbeitete sie sich letzte Woche auf Position 51 vor. In Melbourne besiegte Osaka bislang die Französin Caroline Garcia, gegen die sie am Australian Open vor einem Jahr noch klar verloren hatte, und in der 2. Runde die als Nummer 20 gesetzte Tschechin Karolina Muchova (1:6, 6:1, 6:3).
Bencic führt 3:2
Das Drittrundenspiel gegen Osaka wird Bencic weitere Aufschlüsse liefern. Sie freut sich denn auch auf die Partie, «hoffentlich auf einem der grössten Plätze». In den Direktbegegnungen gegen die Japanerin führt Bencic mit 3:2 Siegen, auch wenn Osaka vor drei Jahren in Miami das letzte Duell gewann. Osaka feierte damals an diesem WTA-1000-Event ihren letzten grossen Turniersieg.
«Aber das alles mag nichts mehr bedeuten», sagt Bencic. «Wir befinden uns beide in einer neuen Phase unseres Lebens.» Und Osaka hat ausserdem noch andere Sorgen. Sie lebt in Los Angeles, ihre Heimat war letzte Woche akut vom Feuer bedroht.