New Adult-Romane über Augenfarbe und dunkle Seiten des Profisports
In New-Adult-Romanen siegt meist die Liebe trotz aller Widrigkeiten. Doch der Weg dahin ist gepflastert mit Themen, die junge Erwachsene beschäftigen. Drei aktuelle Beispiele aus dem Subgenre der Sports Romance.
Nein, es sind keine Normalos, die sich da verlieben. Bei der Sports Romance, einem Subgenre des New-Adult-Liebesromans, kommt mindestens eine der Hauptfiguren aus der Sportwelt. Neben äusserlichen Auffälligkeiten wie Augenfarbe (praktisch nie Braun), Muskelmasse oder Beschaffenheit des Haupthaars kommen dabei auch die negativen Seiten des Profisports zur Sprache wie zum Beispiel Selbstzweifel, Verbissenheit, Verletzungen, Starrummel und psychischer Druck. Das Happy End ist Pflicht, doch es ist sowieso eher der Weg dorthin, der das Lesepublikum – mehrheitlich Frauen – bei New Adult interessiert: Es wartet meist ein konkretes Problem, das zuerst gelöst werden muss, bevor das Paar sein Glück findet. Im besten Fall geht mit der Lösung eine persönliche Weiterentwicklung einher. Drei aktuelle Beispiele:
Lilly Lucas: «This could be love»
Die 38-jährige deutsche Autorin Julia Hanel schreibt seit 2019 unter dem Pseudonym Lilly Lucas Liebesromane und hat auch bei TikTok viele Fans. «This could be love» ist der erste Teil einer Trilogie. In jedem Band geht es um ein anderes Liebespaar aus demselben Umfeld.
Setting: «This could be love» spielt auf Hawaii. Hier will sich die deutsche Tennisspielerin Louisa Herzog-Riggs in der Tennisschule ihrer Patentante auf das nächste Turnier vorbereiten. Die schönen Seiten von Hawaii – die Kultur, die Strände, das Essen – werden lebendig beschrieben.
Sie: Die Ich-Erzählerin Louisa kommt voller Selbstzweifel auf Hawaii an. Eine Verletzung hat «Deutschlands Tennis-Shootingstar» zurückgeworfen, ihre Karriere stand auf der Kippe. Der Ehrgeiz treibt sie ebenso an wie die Liebe zum Sport. Sie ist selbstkritisch, diszipliniert und fest entschlossen, sich auf Hawaii ganz dem Training zu widmen. Natürlich klappt das nicht so ganz.
Er: Vince hat ein Strandhäuschen auf Hawaii geerbt und möchte daraus ein Bed-and-Breakfast machen. Der muskulöse Surfer hat «einnehmend blaue Augen», rote Badeshorts und ist mit seiner lockeren Art das Gegenteil der gestrengen Louisa. Dass er neben körperlichen Merkmalen auch Herz und Hirn sowie eine Vergangenheit hat, zeigt sich im Verlauf der Geschichte, auch wenn bis zum Schluss der Eindruck bleibt, dass ihr Innenleben komplexer und vielschichtiger zu sein scheint als seines.
Das Problem: Die reichen Nachbarn von Vince sind nicht begeistert von der Idee, aus dem Strandhaus wieder ein Bed-and-Breakfast zu machen. Sie würden lieber unter sich bleiben und kämpfen mit unfairen Mitteln gegen das geplante B’n’B und dessen Besitzer. Vince härteste Gegnerin: Kay, die Patentante von Louise.
Fabienne Lily: «Where Hearts are melting»
Die deutsche Autorin wurde im Jahr 2000 geboren und betreibt einen eigenen TikTok-Kanal, mit dem sie auch ihre Bücher bewirbt.
Setting: Im winterlichen Winterfields entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen Colin und Sadie. Beide sind in der amerikanischen Kleinstadt aufgewachsen und treffen sich nach drei Jahren Funkstille wieder. Beide Figuren kommen abwechselnd in Ich-Form zu Wort.
Sie: Die angehende Profi-Eiskunstläuferin Sadie Rivers bricht kurz vor der Olympia-Qualifikation ihrer mentalen Gesundheit zuliebe die Karriere ab und kehrt nach Winterfields zurück, wo sie Fragen über ihr Karriere-Aus möglichst ausweicht. Ihrem ehemaligen besten Freund fallen beim Wiedersehen sofort die blonden Haare auf, die «graublauen Augen» und dass sie immer noch nach Beeren und Vanille riecht.
Er: Colin Graham ist erfolgreicher Koch-Influencer mit eigenem YouTube-Kanal. Er träumt vom eigenen Restaurant, zum Missfallen seines Vaters, der den Sohn lieber als Nachfolger im handwerklichen Familienbetrieb sehen würde. Colins «grüne Augen» und die hellbraunen «fluffigen» Haare machen ihn, neben seiner stattlichen Körpergrösse, für Sadie attraktiv. Neben seiner Hilfsbereitschaft und einfühlsamen Art bleibt er als Charakter aber eher blass.
Das Problem: Colin und Sadie waren einmal beste Freunde und wollen diese Freundschaft, nachdem sie einander drei Jahre nicht gesehen haben, nicht gleich wieder gefährden. Hinzu kommt eine starke Bindungsangst, die Sadie erst überwinden muss.
Ana Huang: «The Striker»
Die amerikanische Autorin Ana Huang begann während der Coronapandemie mit dem Schreiben und veröffentlichte ihre Romane zuerst im Selbstverlag. Nachdem sie über TikTok berühmt geworden war, wurden auch die Verlage auf die 33-Jährige aufmerksam.
Setting: Schillernde Fussballwelt trifft harte Ballettrealität. Zwei verfeindete Fussballstars, die in derselben englischen Mannschaft spielen, sollen im Balletttraining lernen, ihre Differenzen zu überwinden und besser zusammenzuarbeiten. Kapitelweise geben Scarlett und Asher jeweils in Ich-Form Einblicke in ihr Gefühlsleben.
Sie: Scarlett DuBois war einst Profi-Balletttänzerin, bevor ein Autounfall ihre Karriere abrupt beendete. Nun unterrichtet sie an einer renommierten Ballettschule und kämpft mit chronischem Schmerzen und diversen Ängsten. Asher schafft es schliesslich, dass «warmer Honig» durch ihre Adern fliesst. Doch zuerst verfällt er Scarletts «Eleganz» und den «grauen Augen».
Er: Asher Donovan ist das Klischee eines Fussballstars. Er ist schön, charmant, hat «smaragdgrüne Augen» und besitzt eine Villa mit eigenem Spa und diverse Luxusautos. Täglich wird er von Paparazzi belagert, die auch einiges zu berichten haben, von illegalen Autorennen, Frauengeschichten und Platzhirschgehabe auf dem Fussballplatz. Doch dann begegnet er Scarlett und lernt glaubhaft, dass es im Leben neben der glitzernden Promiwelt und Fussball noch andere wichtige Dinge gibt.
Das Problem: Die Ballettlehrerin Scarlett ist die Schwester von Vincent, dem Erzfeind und Mannschaftskollegen von Asher und somit eigentlich tabu. Auf ein längeres Hin und Her, das sich auf über 600 Seiten erstreckt, folgt schliesslich das Happy End.
Angaben zu den Büchern:
Lilly Lucas: «This could be love». Band Eins aus «Hawaii Love». Knaur, München 2024, 352 Seiten. Taschenbuch ca. 21.90. Franken. Erschienen im Juli 2024. (Band Zwei «This could be home» ist am 14. Januar erschienen)
Fabienne Lily: «Where Hearts are melting». Carlsen, Hamburg 2025, 296 Seiten. Taschenbuch ca. 21.90 Franken.
Ana Huang: «The Striker». Band Eins aus «Gods of the Game». Lyx, Köln 2024, 656 Seiten. Taschenbuch ca. 24.90 Franken. Erschienen im Dezember.*
*Dieser Text von Maria Künzli, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.