«Die Grundsätze könnten gerade so gut bei uns angewandt werden»
mit Olivier Kessler sprach Rafael Muñoz
Mit der Einladung des argentinischen Präsidenten Javier Milei hat das Liberale Institut einen wahren Coup gelandet. Wie sind die Idee und der Kontakt entstanden?
Ich habe Javier Milei im vergangenen Sommer in Hamburg an einer Veranstaltung der Hayek-Gesellschaft erlebt. Mithilfe des Akademischen Beirats des Liberalen Instituts, Prof. Dr. Philipp Bagus, der einen persönlichen Draht zu Javier Milei pflegt, ist es uns gelungen, ihm eine Zusage für einen Auftritt am Liberalen Institut zu entlocken, was uns natürlich sehr freut.
Präsident Javier Milei wird der Röpke-Preis für Zivilgesellschaft verliehen. Wofür steht diese Auszeichnung und warum ist er ein würdiger Preisträger?
Mit dem Röpke-Preis würdigt das Liberale Institut jedes Jahr eine besondere Persönlichkeit für ihre Leistung im Dienst der Freiheit. Javier Milei hat mit seiner konsequent liberalen Haltung und seinem mutigen Vorgehen gegen den ausufernden Staat zahlreiche Freiheitsaktivisten auf der ganzen Welt inspiriert und motiviert. Mit seinen Reformen ebnet er den Weg zu einer freien Gesellschaft – in Argentinien und überall auf der Welt, wo es ihm freiheitlich Gesinnte gleichtun werden, zum Beispiel in den USA, wo Elon Musk ihn als Vorbild bezeichnet und ähnliche Resultate anstrebt.
Was fasziniert Sie persönlich an Javier Milei?
Javier Milei hat den Rahmen des Vorstellbaren gesprengt und neue Massstäbe gesetzt. Er hat erreicht, was bis anhin als völlig ausgeschlossen galt: Ein konsequent Liberaler – ein Libertärer – wird zum Präsidenten seines Landes gewählt! Er hat damit bewiesen, dass Liberale nicht auch noch den Virus der Staatsgläubigkeit, des Inter-ventionismus und des Dirigismus weiterzutragen und zu verbreiten brauchen, damit sie sich Wahlchancen ausrechnen und die Politik mitgestalten können. Ganz im Gegenteil: Die Anbiederung an die «Sozialisten in allen Parteien» führte vielmehr zum Niedergang sogenannter «liberaler» Parteien im Westen. Javier Milei hat gezeigt: Gerade die fundamentale Rückbesinnung auf marktwirtschaftliche Prinzipien und die moralisch überlegene Ethik des Liberalismus taugt dazu, die Bürger und insbesondere die Jungen wieder zu engagierten Fahnenträgern für die freiheitliche Sache zu machen.
Argentinien und die Schweiz sind recht unterschiedliche Länder. Inwiefern ist das bisherige Wirken Mileis auch hierzulande interessant und lehrreich?
Javier Milei ist Anhänger der Österreichischen Schule, einer ökonomischen Denkrichtung, die in der Schweiz hauptsächlich vom Liberalen Institut erforscht und verbreitet wird. Es geht dabei um die Überzeugung, dass jeder Mensch über unverhandelbare Individualrechte verfügt, die ihn vor Übergriffen auf Leib, Leben und Eigentum schützen. Die Grundsätze, die alle seine höchst erfolgreichen Reformen in Argentinien durchdringen – Deregulierung, Steuersenkungen, besserer Schutz des Privateigentums – könnten gerade so gut auch bei uns in der Schweiz angewandt werden, mit ähnlichem Erfolg. Wer gelingende politische Reformen auf den Weg bringen möchte, sollte sich – wie Milei auch – unbedingt mit dieser Denktradition auseinandersetzen. Und vergessen wir nicht: Argentinien war früher mal eines der reichsten Länder der Welt, wie heute die Schweiz. Das Beispiel zeigt, das die Abkehr vom Liberalismus den unweigerlichen Niedergang eines Landes einläutet.
Es soll ein unvergesslicher Abend werden, so Ihre Ankündigung.
Es wird kein gewöhnlicher Politik-Anlass werden, wie man es sich gewohnt ist, so viel sei schon mal verraten.
Wenn der argentinische Präsident am heutigen Abend in Kloten spricht, hat ein Wollerauer seine Finger im Spiel. Der Direktor des Liberalen Instituts, Olivier Kessler, über die Faszination Javier Milei.