Giftköder verunsichern Hundehalter im Linthgebiet
Seit einigen Tagen tauchen auf Social-Media-Kanälen vermehrt Meldungen auf, die Hundehalter verunsichern: «Achtung!!! Giftköder in Wurst und Brot.» Betroffen sei-en Uznach, die Grynau, Benken und Kaltbrunn, heisst es auf einem Post. Vergleichbare Fälle gab es auch schon in Schänis. Nach den jüngsten Warnungen laufen die Diskussionen in den Kommentarspalten jedenfalls heiss. Ohne die Meldung zu überprüfen, wird kommentiert, das «sei eine Sauerei» oder «Wer macht so etwas?».
In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Uznä wenn» warnte beispielsweise eine Userin am 14. Januar: Sie sei mit ihrem Hund am Buechberg unterwegs gewesen. Sie habe den Hund im richtigen Moment erwischt, wie er etwas ha-be fressen wollen. Als sie nachgeschaut habe, habe sie den Giftköder gefunden. In Brot und Wurststückchen sei Rattengift drin gewesen. Ihr Hund habe dann beim Tierarzt eine Spritze zum Erbrechen gekriegt und Kohlepaste für danach. «Passt bitte auf eure Hunde auf», schreibt die Frau noch. Der Versuch, die Hundehalterin zu kontaktieren, blieb erfolglos.
Vergleichbare Posts gibt es auch in einer Gruppe in Kaltbrunn. Es macht fast den Anschein, dass gleich mehrere Hundehasser unterwegs sind und die vermeintlichen Leckereien in Gebüschen und in der Wiese auslegen in der Hoffnung, Hunden schaden zu können.
Unbedingt Polizei einschalten
Ob es tatsächlich Giftköder sind, ist nicht zu eruieren. Tatsache aber ist: Auch der Polizei ist aufgefallen, dass derzeit auf Social-Media-Kanälen vermehrt Warnungen vor vergifteten Hundeködern auftauchen. So etwa im Kanton Schwyz, wo auch der erwähnte Fall vom Buechberg hätte gemeldet werden müssen. «Wir haben das auf Social Media auch gesehen», sagt Pascal Weber, Mediensprecher der Kantonspolizei Schwyz. Aber es seien keine konkreten Meldungen oder Anzeigen eingegangen. «Es sind deshalb auch keine Ermittlungen am Laufen.» Weder zum Gebiet Tuggen noch kantonsweit. Wenn man einen Giftköder finde, solle man sich direkt an einen Polizeiposten wenden,empfiehlt Weber. Ins gleiche Horn stösst auch die Kapo St. Gallen. Mediensprecher Florian Schneider sagt, auf die Warnungen angesprochen: «Derzeit müssen diese Meldungen von unserer Seite als ‹Gerüchte› bezeichnet werden.» Die Kantonspolizei St. Gallen habe diese ebenfalls vernommen. Konkrete Meldungen seien aber keine eingegangen. «Somit gab es unsererseits auch keine Massnahmen», erläutert Schneider.
«Regelrechte Wellen von Warnungen»
Meldungen von angeblichen Giftködern würden regelmässig, aber insgesamt sehr selten eingehen, sagt Schneider. «Wir beobachten dabei, dass eine sehr hohe Sensibilität bei Tierhaltenden besteht und vor allem via Social Media und Messenger regelrechte Wellen von Warnmeldungen herumgereicht werden.» Oftmals handle es sich aber um alte Meldungen oder schlichten «Hoax», wie man Falschmeldungen aus dem Internet auf Neudeutsch bezeichne. «Beim Teilen von nicht verifizierten Warnmeldungen raten wir deshalb zur Vorsicht», sagt Schneider. Diese würden nur Angst und Verunsicherung verursachen. In den sehr seltenen Fällen, in denen tatsächlich etwas Köderartiges gefunden worden sei, sei die Spurenlage meistens sehr schlecht gewesen. «Es liessen sich kaum Rückschlüsse auf eine mögliche Täterschaft ziehen.» Schneider empfiehlt aber wie sein Kollege aus dem Kanton Schwyz, konkrete Feststellungen zu Giftködern umgehend an die örtliche Polizeistation zu melden.
Sein Schwyzer Kollege Weber ergänzt: «Wenn jemand einen Giftköder findet, empfehlen wir, entweder die Polizei zu kontaktieren und vor Ort zu warten, bis die Patrouille vorbeikommt, oder den Giftköder sicherzustellen. Er warnt jedoch: Dabei solle man die Köder nicht mit den blossen Händen anfassen, wenn man sie zu einem Polizeiposten bringt. Man könne den Giftköder beispielsweise in einem Plastikbeutel aufbewahren, um so möglichst keine Spuren zu verwischen.
Tierärzte wären gewappnet
Es scheint sich also mehrheitlich um Gerüchte zu handeln – oder es liegt daran, dass tatsächliche Fälle nicht bei der Polizei gemeldet wurden. Die Gerüchte halten sich jedoch hartnäckig. Denn auch hiesige Tierärzte haben davon gehört. Bei der Tierarztpraxis Linth AG heisst es auf Anfrage: «Wir haben von verschiedenen Kundinnen und Kunden gehört, es gebe Giftköder », sagt Alexandra Ulrich. Bestätigt seien diese aber nicht. Es habe keinen Köder gegeben, der zur Untersuchung hätte eingeschickt werden können. Auch gab es laut Ulrich keine Fälle von vergifteten Tieren in der Praxis. So oder so wäre die Praxis vorbereitet, sollte es tatsächlich so weit kommen: «Wir sind in Bereitschaft, falls jemand mit einem vergifteten Tier kommen sollte.»
Im Notfall zum Tierarzt
Hat ein Hund einen möglichen Köder gefressen, empfiehlt die Kapo, umgehend einen Tierarzt aufzusuchen. Empfehlungen gibt es auch bei Tierschutzorganisationen wie etwa «Vier Pfoten». Dort heisst es auf der Website zum Thema Giftköder, Hunde würden es lieben, auf Spaziergängen die Welt zu erkunden. «Doch legen Menschen immer wieder Giftköder aus – für den Hund kann die Aufnahme im schlimmsten Fall tödlich enden. Hundehalterinnen und Hundehalter sollten sich über diese Gefahren bewusst sein und Vorkehrungen treffen, um ihre Hunde zu schützen.» Dazu gehöre es etwa, Gebiete mit Giftköderwarnung zu meiden (Infor-mationen über Aushänge, in Social-Media-Gruppen oder Giftköder-Warn-Apps beachten), den Hund abzulenken, wenn ihm etwas «in die Nase kommt» oder selbst Futter dabeizuhaben, damit der Hund nicht auf Futtersuche geht. Weitere Tipps gibt es unter: www. vier-pfoten.ch.
Die Meldungen reissen nicht ab: Auf Social-Media-Kanälen tauchen vermehrt Warnungen auf, es seien giftige Köder gefunden worden. Hundehalterinnen und -halter sind besorgt. So sollten sie reagieren.
«Wir haben das auf Social Media auch gesehen.»
Pascal Weber
Mediensprecher Kapo Schwyz «Derzeit müssen diese Meldungen von unserer Seite als ‹Gerüchte› bezeichnet werden.»
Florian Schneider
Mediensprecher Kapo St. Gallen