Schwyz nicht auf Bundesratskarussell
Wer von der Mitte-Patei die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd antritt, ist offen. Bislang gab es vor allem Absagen. Auch aus dem Kanton Schwyz steht niemand parat, aufs Schild gehoben zu werden.
von Martin Risch
Die Frist läuft ab: Wer für den frei werdenden Mitte-Bundesratssitz von Viola Amherd kandidieren möchte, muss sich bis heute Montag bei der Findungskommission der Mitte-Partei melden. Den politischen Ritterschlag erhofft sich bislang einzig der Bauernpräsident Markus Ritter aus dem Kanton St. Gallen. Er hat seine Kandidatur bekannt gegeben. Viele andere aus den Mitte-Reihen ha-ben sich indes selbst aus dem Rennen genommen, gestern Sonntagabend nun eine weiter Absage: Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay winkte ab.
Keine Schwyzer Interessenten
Alle Kantonalparteien der Mitte wurden angeschrieben, um allfällige Kandidatinnen und Kandidaten zu mel-den. Aus dem Kanton Schwyz gibt es keine Meldung: «Wir haben im Kanton Schwyz derzeit keine Interessenten für dieses anspruchsvolle Amt», erklärt Bruno Beeler, der Präsident der Mitte Kanton Schwyz auf Anfrage.
Beeler bleibt aber optimistisch, dass national eine gute Auswahl zustande kommen wird: «Die Mitte hat mehr als genügend fähige Kandidaten in der Bundeshausfraktion und in den Kantonen. » Seine Partei stelle bekanntlich schweizweit betrachtet am meisten Regierungsräte. «Gerade diese sind sich gewohnt, Exekutivarbeit zu leisten», so Beeler. Die beiden aktuellen Schwyzer Regierungsräte der Mitte, Michael Stähli (Lachen) und Sandro Patierno (Schwyz), wollten sich offensichtlich nicht aufs Bundesratskarussell setzen.
Was braucht es eigentlich, um in die Kränze für die Wahl zu kommen? «Für die Funktion des Bundesrates sollte man sich im politischen ‹Haifischbecken› in Bern etwas auskennen, das heisst, man sollte dort die Abläufe kennen, ein gewisses Beziehungsnetz aufgebaut haben und generell gut vernetzt sein», wie Bruno Beeler sagt.
Bei Mitgliedern der beiden eidgenössischen Räte zumindest könne das nach einigen Jahren der Fall sein. Der derzeitige Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy, seit 2023 in Bundesbern, ist so gesehen noch zu frisch. Beeler betont weiter, auch Regierungsräte in den Kantonen seien potenziell Kandidaten, «wenn sie in eidgenössischen Gremien, zum Beispiel in der Konferenz der kantonalen Direktoren, Erfahrung gesammelt haben».
Dass in den nächsten Jahren jemand von der Mitte Schwyz ins höchste Exekutivamt gewählt und allenfalls der erste Bundesrat oder die erste Bundesrätin aus dem Kanton Schwyz wird, das ist eher unwahrscheinlich. Das sieht auch Parteipräsident Beeler so: «Für eine ernsthafte Kandidatur aus dem Kanton Schwyz in den nächsten Jahren müsste bei der betreffenden Person einiges zusammenkommen: Lebensplan, Alter, Gesundheit, vorbestandene Konstellation im Bundesrat, konkurrierende Kandidaten, etc.»
Kandidatur Frick liegt weit zurück
Eine ernsthafte Kandidatur aus dem Kanton Schwyz liegt derweil schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. 2010 signalisierte der damalige CVP-Ständerat Bruno Frick (Einsiedeln), dass er sich eine Kandidatur vorstellen könnte. Seine Partei beschloss dann, den damals frei werdenden FDP-Bundesratssitz nicht anzugreifen. Schon 1999 war Bruno Frick von der CVP als Kandidat lanciert worden, er scheiterte dann aber in der fraktionsinternen Ausmarchung. Joseph Deiss, Adalbert Durrer und Remigio Ratti gingen als offizielle Kandidaten ins Rennen. Frick erhielt dann im ersten Wahlgang immerhin 16 Stimmen, im zweiten noch 11. Gewählt als Nachfolger von Flavio Cotti wurde Joseph Deiss mit 120 Stimmen – mit nur einer einzigen Stimme mehr als der inoffizielle Kandidat Peter Hess, der damalige Ständerat des Kantons Zug.
Ticketgrösse noch offen
Ein Wahlkrimi wie damals ist bei der Ersatzwahl für Verteidigungsministerin Viola Amherd nicht zu erwarten. Aber man darf gespannt sein, wen die Findungskommission der Mitte als valable Kandidierende noch alles ausfindig macht und wen die Bundeshausfraktion am Ende offiziell zur Wahl vorschlägt. Am 21. Februar weiss man mehr, dann will die Mitte die Ticketgrösse und Wahlvorschläge kundtun. Das Bundesparlament wählt dann voraussichtlich am 12. März.
Danach gilt es für die derzeitigen Schwyzer Vertreterinnen und Vertreter in Bern und die Schwyzer Regierungsräte, das Schwimmen im «Haifischbecken » weiter zu perfektionieren. Nur so steigen die Chancen für den Kanton Schwyz für einen Zieleinlauf im Bundesrat.
«Für die Funktion des Bundesrates sollte man sich im politischen ‹Haifischbecken› in Bern etwas auskennen.»
Bruno Beeler
Schwyzer Mitte-Kantonalpräsident