Von der eigenen Katze zum Glück gezwungen
Mit dem Glarner Pascal Müller startet in Trondheim erstmals seit sechs Jahren wieder ein Schweizer Kombinierer an einer WM. Seine Entwicklung ist erstaunlich und hat auch mit seiner Katze zu tun.
Sechs Jahre sind es her, seit in der einstigen Schweizer Vorzeige-Disziplin Nordische Kombination mit dem Olympiasieg von Hippolyt Kempf 1988 als Höhepunkt ein Schweizer bei einer WM am Start war. Dass Pascal Müller an den Titelkämpfen in Trondheim in Tim Hugs Fussstapfen tritt, ist eine grosse Überraschung.
«Wenn ich sehe, wo ich noch vor ein paar Monaten war, muss ich mit dem Resultat zufrieden sein», meinte der 23-jährige Glarner nach dem 32. Platz bei seinem WM-Debüt. Eigentlich war die gesamte Saison nämlich schon im Sommer praktisch gelaufen.
Das ominöse Knacken im Knie
Am 3. Oktober musste Müller am Innenmeniskus operiert werden. «Zum Glück konnte er genäht werden und musste man nicht ein Stück herausschneiden», erzählt der Glarner aus Oberurnen. Beschädigt hatte er sein Knie eigentlich schon im Sommer, als er beim Joggen im Wald auf einem Stein ausrutschte. «Da knackte es so komisch», erinnert er sich. Es schien nicht allzu gravierend zu sein, das Knie schwoll etwas an, nach ein paar Wochen wurde es aber wieder besser.
Dann, am 30. September, war Müller mit seiner Katze auf dem Weg zum Tierarzt, als das Tier, wie das Katzen so an sich haben, aus dem Transportkistchen sprang. «Ich wollte sie fangen, machte eine Bewegung, und da knackte es wirklich im Knie», erzählt er. «Ich höre es jetzt noch, wenn ich daran denke, und da wusste ich sofort: Jetzt ist etwas nicht mehr gut.»
Im Nachhinein erwies sich die widerspenstige Katze allerdings als kleiner Glücksfall. Der Meniskus wäre wohl so oder so früher oder später gerissen. Nicht auszudenken, wenn dies auf der Sprungschanze passiert wäre. «Hier wirkten nur kleine Kräfte.» Bereits am 13. Dezember stand Müller wieder auf den Langlaufski, in der zweiten Januarhälfte folgten die ersten Sprünge. So reichte es für den letzten Weltcup vor der WM in Otepää in Estland, wo er die Platz 32, 37 und 40 erreichte. Damit verpasste er zwar die Selektionskriterien, wurde aber dennoch für die WM selektioniert.
Ins deutsche Team integriert
Seine Trainings absolviert Müller mangels Schweizer Teamkollegen innerhalb der starken deutschen Mannschaft. «Es läuft eigentlich alles über sie», erklärt der Schweizer. «Meine Planung, die Materialabstimmung, ich bin eigentlich fester Bestandteil ihres Teams.»
Warum in der Schweiz sonst niemand auf diesem Niveau die Kombination betreibt, kann Müller nicht so recht nachvollziehen. Ihn faszinieren genau diese beiden sehr unterschiedlichen Wettkampfteile. «Beim einen brauchst du Schnellkraft, beim anderen Ausdauer.» Selber ist er eher der Springertyp. Am Samstag fiel er auf der 7,5-km-Schlaufe noch vom 17. auf den 32. Platz zurück. Deshalb rechnet er sich im zweiten WM-Wettkampf in einer Woche, wenn von der grossen Schanze gesprungen wird und die Abstände ein bisschen grösser sind, noch etwas bessere Chancen aus. Zu verlieren hat er ohnehin nichts mehr.