Auf Medaillenjagd in den Niederlanden
An den Hallen-Europameisterschaften in der Leichtathletik in Apeldoorn sind abgesehen von Dominic Lobalu und Timothé Mumenthaler die Aushängeschilder von Swiss Athletics am Start. Vor zwei Jahren in Istanbul gewannen Mujinga Kambundji über 60 m und Jason Joseph über 60 m Hürden jeweils Gold, Ditaji Kambundji liess sich nach dem Hürdensprint Bronze umhängen. Diese Ausbeute dürfte nun am verlängerten Wochenende in den Niederlanden zumindest in der Anzahl übertroffen werden.
Schnellste Europäerin
Nimmt man die Meldeliste zur Hand, taucht das Schweizer Kreuz in zahlreichen Disziplinen in den vordersten Regionen auf. Das Medaillentrio von Istanbul müsste von einer Enttäuschung sprechen, sollte es in Apeldoorn nicht mit einem Podestplatz klappen. Mujinga Kambundji ist in 7,03 Sekunden die schnellste Europäerin in diesem Winter. Die Bernerin läuft auch mit 32 Jahren im Top-Bereich und ist am Sonntagabend mit der Polin Ewa Swoboda die einzige Sprinterin im Feld, welche die 7-Sekunden-Marke schon geknackt hat – 6,96 beim Hallen-WM-Gold 2022.
Jason Joseph und Ditaji Kambundji werden beide als Nummer 2 geführt. Der Basler und die Bernerin haben auch mit der Techniktrainerin Claudine Müller eine Gemeinsamkeit. Im Wettkampf hingegen offenbart sich ein Unterschied: Joseph ist eine Wundertüte, während Ditaji Kambundji durch Konstanz besticht. Joseph muss für die erfolgreiche Titelverteidigung mit Jakub Szymanski einen harten Brocken aus dem Weg räumen. In Istanbul war der damals 20-jährige Pole Zweiter geworden, jetzt soll der erste Titel bei der Elite her. Die Entscheidung bei den Frauen und Männern fällt bereits am Freitagabend.
Ehammer als Mehrkämpfer
Die Mehrkampf-Asse Simon Ehammer und Annik Kälin haben wie immer die Qual der Wahl. Der Appenzeller entschied sich für den Siebenkampf, die Bündnerin für den Weitsprung. Ehammer ist der Hallen-Weltmeister 2024 (6418Punkte) und tritt auch 2025 in sehr guter Form an. Das ist auch nötig: Der Norweger Sander Skotheim hob im Januar den Europarekord auf 6484 Zähler an. Annik Kälin flog diesen Winter bereits 6,77 m weit und versucht, den Spezialistinnen eine Medaille wegzuschnappen.
Mit Angelica Moser hebt die Stabhochsprung- Europameisterin von Rom ab. Die Züricherin will gleich zwei Fliegen auf einen Streich schlagen: Gold und den Hallen-Rekord von Nicole Büchler (4,80 m). Vergangenen Sommer hatte die Olympia-Vierte die Schweizer Bestmarke auf 4,88 m gesteigert, diesen Winter steht die 27-Jährige bereits bei 4,76.
Die 20-jährige Audrey Werro gilt schon seit Jahren als der kommende Schweizer Star über 800 m. Nun winkt der Schweizer Freiluft-Rekordhalterin (1:57,76) die Chance auf die erste internationale Medaille in der Elitekategorie. Sie ist wie Angelica Moser die Nummer 1 der Entry List.
Mit Dominic Lobalu und Timothé Mumenthaler fehlen zwei Europameister von Rom. Der Langstreckenläufer startet Ende März in Kalifornien über 10 000 Meter und Anfang April bei der ersten Station der neu lancierten Wettkampfserie «Grand Slam Track» von Michael Johnson auf Jamaika. Anschliessend tritt er Mitte April in Brüssel an den European Running Championships an. Dort kämpft er um eine EM-Medaille im Halbmarathon. Mumenthaler, der mit dem Sieg über 200 Meter in Roms Olympiastadion alle überrascht hatte, verzichtet auf die Hallensaison.
Die Schweiz zählt in der Leichtathletik zu den Topnationen Europas – im Sommer resultierte mit neun Medaillen in Rom Rang 5 im EM-Medaillenspiegel. Was outdoor in Rom möglich war, kann auch indoor in Apeldoorn gelingen.
9 Medaillen
An der Leichtathletik-EM in Rom 2024 resultierten neun Schweizer Medaillen.