Was mit den Goldfischen im Lido jetzt passiert
Im Lido von Rapperswil-Jona ist schon längst nicht mehr alles Gold, was glänzt. Während das Eisstadion silbern glänzt, wenn die Wintersonne auf die Aussenwand fällt, fallen die Leistungen im Eisstadion in dieser Saison mitunter weniger glanzvoll aus. Noch deutlich glanzloser präsentiert sich die Umgebung rund ums Stadion. Die «Lido Beach Bar», die dem Areal des abgerissenen Freibads neues Leben einhauchen sollte, ist zum Schandfleck mutiert. Der Betreiber pleite. Zumindest sagt er das. Offiziell ist es noch nicht.
Doch halt: Ein bisschen Leben gibt es doch in der alten Badi. Unter der glänzenden Wasseroberfläche des ehemaligen Sprungbeckens ziehen lebendige Goldfische ihre Kreise. Viele Leserinnen und Leser fragten nach dem letzten Bericht zum Lido Beach, was mit den Goldfischen passiere. Wir gingen der Sache nach.
Fische haben sich vermehrt
Die gute Nachricht vorab: Den Tierchen scheint es gut zu gehen. Bei einer Ortsbesichtigung an einem Montagnachmittag schwimmen sie munter herum. Mindestens 20Exemplare zählt der Schreibende. Der neue Bauchef Ueli Dobler, der die Tiere gemäss eigener Aussage bei einem Spaziergang Anfang Jahr erstmals entdeckte, spricht gar von rund 200 Fischen. Diese Zahl habe ihm zumindest der konkursite Pächter genannt. Der Pächter selber spricht auf Anfrage von sieben ausgewachsenen Fischen, die er im Wasser platziert ha-be. Ob inzwischen 20 oder 200, die Tiere haben sich offensichtlich vermehrt. Auch das ein Indiz, dass es ihnen zu gefallen scheint im Lido.
Der Pächter weist denn auch darauf hin, dass die Fische von ihm gepflegt und gefüttert würden, «mit artgerechtem Goldfischfutter». Und er erwähnt: «Das Wasser hat Teichwasserqualität und wird gefiltert, damit die Fische sich wohlfühlen.» Einen Filter oder eine Pumpe hat der Schreibende vor Ort nicht entdeckt. Möglicherweise wurde sie aber von den Plastik-Flamingos verdeckt, die sich auch noch im Lido tummeln. Viel fehlt nicht, und das Areal könnte dem Kinderzoo Konkurrenz machen.
Doppeltes Mahl für Tiere?
Auch Bauchef Dobler liegt das Wohl der Tierchen am Herzen. Die Stadt füttere auch zweimal pro Woche, hält er fest. Um auf Nummer sicher zu gehen. «Stadt lässt putzige Goldfische verhungern», ist die letzte Schlagzeile, die der Stadtrat nach den Irrungen und Wirrungen im Lido jetzt noch lesen will. Stattdessen wird für die Fische jetzt mutmasslich doppelt aufgetischt. Im Gegensatz zu den Badenden sind für sie die fetten Jahre im Lido noch nicht vorbei.
Doch was sagt der regionale Fischereiaufseher zu den Goldfischen im ehemaligen Schwimmbecken? Er sei zum Fall telefonisch konsultiert worden, sagt Heussi. Aus Sicht der Fischerei spreche nichts gegen die Haltung der Goldfische im Lido. Entscheidend sei, dass das Becken klar abgegrenzt sei zum See. «Goldfische dürfen nicht in ein öffentliches Gewässer gelangen », hält Heussi fest. Da es sich bei den Goldfischen um eine invasive Art, sogenannte Neozoen handle.
Heussi richtet diesbezüglich auch einen Appell an andere (Zier-)Fischbesitzer. «Es gibt regelmässig Leute, die das Gefühl haben, ich schenke meinem Fisch die Freiheit.» Ortsfremde Fische können laut Heussi indes Träger von Krankheiten sein, die einheimische Fische dezimieren.
Zurück zum Lido: Einen Anlass, die Fische sofort aus dem Becken zu nehmen, habe er keinen gesehen, sagt Heussi. Er hält fest: «Die Verantwortung liegt beim Betreiber, dass man dem Tierwohl gerecht wird.» Wobei er informiert sei, dass auch die Stadt aktuell alles dafür tue, dass es den Fischen gut gehe.
Werden Fische verkauft?
Im Moment herrscht Stillstand im Lido. Bauchef Dobler gibt an, dass er nicht aufräumen könne, solange das Konkursverfahren gegen den Betreiber nicht abgeschlossen ist. Ein Rechtsbegehren der Stadt zur Räumung sei pendent. Aus dem Umfeld des Ex-Pächters ist zu hören, dass dieser ebenfalls nicht räumen dürfe, da das Mobiliar zur Konkursmasse gehöre.
Teil der Konkursmasse sind laut Bauchef Dobler auch die Goldfische. Für sie habe das Konkursamt fünf Franken pro Fisch angenommen. Ob die Goldfische zahlende Abnehmer finden, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Ob sie vor einer glanzvollen Zukunft oder einem unschönen Ende stehen, ist somit offen. Klar ist nur: Ausgesetzt werden dürfen sie nicht.
Statt einer gescheiterten Beach Bar bringen aktuell Goldfische Leben ins Rapperswiler Lido. Was passiert jetzt mit den Tieren? Wir haben bei Pächter, Stadt und Fischereiaufseher nachgefragt.
Teil der Konkursmasse sind laut Bauchef Dobler auch die Goldfische.