Callà bringt ähnliche Qualitäten wie Vorgänger Contini mit
Nach Giorgio Contini hat Nationaltrainer Murat Yakin wieder einen neuen Assistenten: Bei Davide Callà erinnert viel an den Vorgänger, der 40-Jährige möchte aber seine eigene Geschichte schreiben.
«Achtet auf die Linien! Wenn der Ball draussen ist, wird mir das sofort angezeigt», ruft Davide Callà den Spielern zu, deutet auf seine Uhr und wiederholt mit einem Augenzwinkern: «Line-Technology.» Es herrscht eine lockere Stimmung auf dem Fussballplatz in Almancil, wo sich das Schweizer Nationalteam auf die Testspiele gegen Nordirland (am Freitag in Belfast) und Luxemburg (am Dienstag in St. Gallen) vorbereitet. Und der neue Assistenztrainer unterhält sich mit den Spielern, als würde er schon lange zum Team gehören.
«The Campus» liegt an der Avenida Ayrton Senna Da Silva, die so benannt wurde, weil der legendäre Rennfahrer ein Anwesen in Almancil besass, das er oft als Rückzugsort genutzt hatte. Mit Motorsport hat die Anlage dagegen wenig zu tun. Neben dem schönen Rasen für die Fussballer kann auch Tennis und Padel gespielt werden. Dazu stehen ein Schwimmbad, Kraft- und Wellnessräume zur Verfügung. Eine Wohlfühloase.
Nachdem die Spieler am Montag im Süden Portugals mit Regen empfangen wurden, fanden sie am Dienstag sonnige Bedingungen vor. Da für Mittwoch und Donnerstag wieder Niederschlag angesagt ist, dürften sie das erste Training des Camps umso mehr genossen haben. Es war zugleich das erste Training unter der Leitung von Callà. «Er ist enorm engagiert und spricht sehr viel mit uns», sagt Verteidiger Isaac Schmidt, wie Callà ein Neuling im Nationalteam. «Ausserdem lacht er viel und schafft es, dass wir uns wohlfühlen.»
«Der optimale Mann»
Genau das hatte sich der Verband beim Engagement von Callà erhofft. Sportdirektor Pierluigi Tami sagt: «Im Staff braucht es nicht nur Kompetenz, es braucht auch Personen mit der richtigen Energie.» Bei Callà ist er überzeugt, dass er diese Energie mitbringt. Auch Yakin spricht in den höchsten Tönen von seinem neuen Assistenten und bezeichnete ihn schon mehrfach als «den optimalen Mann».
Callà folgt im Nationalteam auf Giorgio Contini. Die offensichtlichste Parallele der beiden ist die Mehrsprachigkeit. Wie Contini spricht auch der gut zehn Jahre jüngere Callà Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Spanisch. Dies ist im Nationalteam mit der grossen Westschweizer-Fraktion ein wichtiger Aspekt: Mit Lucas Blondel, der neben Spanisch auch sehr gut Französisch spricht, sind zehn Spieler im aktuellen 24-Mann-Aufgebot Romands.
Aber auch sonst erinnert bei Callà vieles an Contini. Beide sind in Winterthur gross geworden, beide haben italienische Wurzeln, beide gelten durch ihre Offenheit als Sympathieträger. Dass das Nationalteam einen Mann mit ähnlichem Profil suchte, überrascht nach der erfolgreichen Zusammenarbeit von Yakin und Contini nicht.
Keine Tipps von Contini
Als «Contini 2.0» sieht sich Callà jedoch nicht: «Ich möchte nicht jemanden kopieren, sondern ich selbst sein.» Am Sonntag standen sich Callà und Contini noch in der Super League gegenüber: Contini als Trainer der Young Boys, Callà als Assistent beim FC Basel. Sich Tipps geholt oder nachgefragt, wie er die Zeit in der Nationalmannschaft erlebt habe, hat Callà bewusst nicht. «Ich möchte mir selbst ein Bild machen.»
Noch bis im Sommer bleibt Callà im Doppelmandat für den FCB sowie für die Nationalmannschaft tätig, ehe er den Klubfussball vorerst verlässt. Es werde zwar eine anspruchsvolle Zeit, gleichzeitig sei er sich sicher, beide Jobs bewältigen zu können. Zu seinen Aufgaben im Nationalteam sagt er: «Ich werde meine Ideen einbringen und versuchen, Murat so gut wie möglich zu unterstützen, ihn gleichzeitig aber auch ein bisschen herauszufordern. Mal fragen, warum der Spieler und nicht der? Murat soll merken, dass ich mitdenke und alles dem gemeinsamen Erfolg unterordne.»
Schon im letzten Jahr war Callà in einer Favoritenrolle für den Assistentenjob im Nationalteam. Der Klub, der damals sportlich in einer deutlich schlechteren Situation war, erteilte die Freigabe nicht. «Ein zweites Mal konnte ich mir die Chance nicht entgehen lassen», sagt Callà. Einerseits geht für ihn ein Traum in Erfüllung, andererseits kann er durch das Engagement doch noch ein Gut-Zeichen hinter ein bitteres Kapitel setzen. Als Spieler war es ihm – trotz rekordverdächtigen 23 Einsätzen mit der U21 – nicht vergönnt, ein Länderspiel mit der A-Nati zu bestreiten. «Nun freue ich mich enorm, dass es als Assistenztrainer doch noch klappt.»