«Held» Tangnes möchte unschönes Ende verhindern
Headcoach Dan Tangens hat in Zug Kultstatus erlangt. Nun droht ihm im Viertelfinal gegen Davos ein unschöner Abgang. Für den Auftritt seiner Mannschaft beim 0:4 am Dienstag schämt er sich.
Als Dan Tangnes im Frühling 2018 zum Trainer des EV Zug ernannt wurde, musste sich Sportchef Reto Kläy einige kritische Stimmen anhören, da der Norweger damals noch ein unbeschriebenes Blatt war. In den ersten sechs Saisons mit den Zentralschweizern holte Tangnes zweimal den Meistertitel (2021 und 2022), einmal erreichte der EVZ den Final (2019) sowie zweimal die Halbfinals (2023 und 2024) – 2020 fielen die Playoffs wegen Corona aus. Diese Bilanz kann sich mehr als sehen lassen.
«Kam als Niemand, ging als Held», schrieben die Zuger Fans am Dienstagabend auf einem Spruchband. Darunter ein Bild von ihm, wie er den Meisterpokal in die Höhe stemmt. Das sagt alles über den erlangten Status von Tangnes. Er verlässt den Verein Ende Saison trotz Vertrag bis 2026 und kehrt nach Schweden zurück, weil er bei seiner Frau und der Tochter sein möchte.
Bisher kein Extra-Kick
Der Zuger Topskorer Lino Martschini antwortete vor dem Playoff-Start auf die Frage, ob der Abgang von Tangnes einen Extra-Kick gebe: «Es ist sicher im Hinterkopf von allen, dass wir Dan möglichst schön verabschieden wollen.» Doch nun droht das schnellstmögliche Ende, liegt doch der EVZ in der Viertelfinalserie gegen Davos mit 0:3 Siegen zurück.
Beim 0:4 im Heimspiel am Dienstag verloren die Zuger die Nerven, sinnbildlich dafür stand der völlig unnötige Crosscheck von Mike Künzle gegen den dreifachen Torschützen Adam Tambellini in der 54. Minute. Insgesamt sammelte das Heimteam 72 Strafminuten! «Wir haben uns da draussen wie Scheisse benommen», sagt Tangnes und fügt an: «Das können sie so in die Zeitung schreiben. Ich glaube, wir alle schämen uns für unser Verhalten. Wir konzentrierten uns zu sehr auf Dinge, die uns unserem Ziel nicht einen Schritt näher bringen. Das gab Davos Inspiration und Energie.»
Komplett andere Ausgangslage
In der Geschichte der Playoffs der National League wurde schon fünfmal ein 0:3 in einer Serie noch gedreht. Zuletzt gelang dies 2022 dem… EV Zug im Final gegen die ZSC Lions. Hilft das? Es sei sicher positiv, dass einige Spieler schon einmal in dieser Situation gewesen seien und diese gemeistert hätten, «aber es ist ein anderes Team», sagt Tangnes.
Tatsächlich ist die Ausgangslage eine komplett andere. Vor drei Jahren schlossen die Zuger die Qualifikation auf dem 1. Platz ab und gewannen sowohl den Viertelfinal gegen Lugano als auch den Halbfinal gegen Davos mit 4:0 Siegen. Zudem lief in den ersten drei Finalspielen vieles gegen sie. Von daher war das Selbstverständnis ein komplett anderes wie aktuell.
Die Zuger, Vierter nach der Qualifikation, zeigten in dieser Saison immer wieder fragwürdige Leistungen, wie auch in den letzten beiden Duellen gegen Davos – die zweite Viertelfinalpartie am Samstag ging nach einem «inakzeptablen Auftritt» (Tangnes) mit 1:5 verloren. Der Norweger monierte einmal mehr in der laufenden Meisterschaft, dass sich zu viele Spieler versteckt hätten.
Zu viele ausser Form
Das führt selbstredend zur Frage, ob das Team richtig zusammengestellt ist. Wie auch immer, Fakt ist, dass zu viele Leistungsträger weit von ihrer Bestform entfernt sind. Stellten die Zuger in der Qualifikation mit 173 Toren noch die beste Offensive, brachten sie in den drei Viertelfinalspielen gerade mal zwei mickrige Treffer zu Stande. Das ist ein Minusrekord in der Playoff-Ära, den aber Kloten in der aktuellen Serie gegen die ZSC Lions sogar noch unterbietet.
Die Zuger Torschützen hiessen Colin Lindemann, der erst vier Spiele in der höchsten Schweizer Liga bestritten hat, und Elia Riva. Das sagt schon alles aus über ein Team, das über Topstürmer wie Gregory Hofmann oder Lino Martschini verfügt, um nur zwei Namen zu nennen. Zudem hat der siebenfache Meistergoalie Leonardo Genoni seine Magie verloren – letztmals verlor er 2014 mit Davos eine Viertelfinalserie. Dazu gesellt sich noch Verletzungspech.
Die Hoffnung hat Tangnes selbstredend nicht aufgegeben. Er findet, dass sie in der Regular Season phasenweise auf einem Niveau wie kein anderes Team gespielt hätten. «Ich weiss also, dass das Potenzial da ist. Aber wir müssen erstens daran glauben, dass wir dieses Niveau erreichen können. Zweitens müssen wir unsere ganze Konzentration und Energie auf die Dinge richten, die uns dorthin bringen. Es gilt, als Gruppe zusammenzuhalten. Hoffentlich hilft es uns, dass wir nun alles zu gewinnen und nichts mehr zu verlieren haben. Ich habe nicht vor, meine Amtszeit hier mit einem Sweep im Viertelfinal zu beenden.»