Sieben Kandidaten und drei Favoriten
Mit einer olympischen Konklave wird am Donnerstag der nächste IOC-Präsident und Nachfolger des Deutschen Thomas Bach ermittelt. Im Rennen befinden sich sieben Kandidaten und drei Favoriten.
Wer das Rennen machen wird, mag niemand voraussehen. «Es ist zu eng, um etwas vorherzusagen», meint Prinz Feisal al-Hussein, eher ein Aussenseiter unter den Kandidaten. Die Wahl wird am Donnerstagmittag gleich neben der pompösen Pool-Anlage des griechischen Nobel-Resorts Costa Navarino abgehalten.
Das Prozedere mahnt an eine hochgeheime Konklave bei der Papstwahl. Die 111 stimmberechtigten IOC-Mitglieder, unter ihnen die Schweizer Gianni Infantino und Denis Oswald, schliessen sich für die Dauer des Votums ein. Sie müssen ihre Handys und alle elektronischen Geräte abgeben. Erst wenn einer der Kandidaten das absolute Mehr erreicht hat, öffnen sich die Türen des Saals wieder. Dann wird Thomas Bach den Namen des zehnten IOC-Präsidenten verkünden.
Für den scheidenden IOC-Präsidenten Thomas Bach ist die Wahl seines Nachfolgers der Ausdruck «unseres Vertrauens in die Zukunft». Für die Kampagnen standen den Kandidaten nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung. Ende Januar konnten sie während gut 15 Minuten ihre Pläne präsentieren. Nachfragen waren keine erlaubt.
«Ist das der beste Weg, unseren neuen Anführer auszuwählen? Nein», sagt Mitfavorit Sebastian Coe vor dem Wahltag. Coe wünscht sich «mehr Zugang, mehr Offenheit». Der britische Lord ist der Kandidat, der wohl den klarsten Bruch mit der Politik von Thomas Bach organisieren würde. Und das spricht möglicherweise gegen Sebastian Coe. «Ich hoffe, dass sich die IOC-Mitglieder auch jetzt nach dem Geleisteten richten. Und ich habe immer geliefert, wenn ich etwas angepackt habe», sagte Coe jüngst der «Süddeutschen Zeitung».
Coe nahm einen langen Anlauf Richtung IOC-Thron. Der 1500-m-Olympiasieger war Parlamentsabgeordneter, holte für London die Sommerspiele 2012 und führt derzeit den Weltverband der Leichtathletik. Mit 68 nähert er sich indes auch der IOC-Altersgrenze. Es bedürfte einer Änderung der Regeln, um eine erste Amtszeit von acht Jahren überhaupt vollenden zu können.
Zu den Mitfavoriten zählt auch Kirsty Coventry (41), die als erste Frau und als erste Vertreterin aus Afrika dem IOC vorstehen könnte. «Frauen sind bereit zu führen. Ich sehe das als Chance, Schranken niederzureissen», sagt die Frau aus Simbabwe und einstige Schwimm-Olympiasiegerin. In der Heimat ist Coventry als Sportministerin umstritten; in der IOC-Exekutive profilierte sie sich noch nicht gross. Intern gilt sie jedoch als Wunschkandidatin von Bach, dessen Linie sie wohl ziemlich nahtlos fortsetzen würde.
Für jene IOC-Mitglieder, die Coventry den Job noch nicht zutrauen und die Reformpläne von Sebastian Coe scheuen, könnte Juan Antonio Samaranch jr. der geeignete Kompromiss-Kandidat sein. Der 65-jährige Spanier geniesst als Sohn eines früheren IOC-Präsidenten tiefe Einblicke in die Mechanismen des Ringe-Zirkels und ist bestens vernetzt. «Ich will zeigen, dass ich das IOC mit einer modernen Vision führen kann, die zur heutigen Zeit passt, ohne dass ich mich am Erbe meines Vaters messen lassen muss», so der Finanzfachmann. Samaranch sr. führte das IOC von 1980 bis 2001 und kommerzialisierte die Olympischen Spiele. Zugleich stand diese Ära aber auch für Korruption und Skandale.
Die anderen vier Kandidaten für den IOC-Spitzenposten gelten als Aussenseiter. Rad-Weltverbandschef David Lappartient hat zwar zuletzt eine steile Karriere hingelegt, gilt im IOC aber noch als Neuling. Johan Eliasch ist als Präsident des Ski-Weltverbands umstritten, Prinz Feisal al-Hussein aus Jordanien wirkt eher farblos. Morinari Watanabe, der den Turn-Weltverband führt, dürfte mit radikalen Ideen wie Olympischen Spielen, die zur gleichen Zeit auf fünf Kontinenten ausgetragen werden, chancenlos sein.