«Ich bin stolz auf Josh Holdens Entwicklung als Coach»
Dan Tangnes verlässt die Schweiz nach sieben erfolgreichen Jahren als Zug-Coach mit einer Enttäuschung. Er freut sich aber auch mit seinem Bezwinger Josh Holden und ist stolz auf das Erreichte.
Auch nach einer 0:4-Klatsche gegen Davos und dem erstmaligen Ausscheiden mit Zug in den Playoff-Viertelfinals ist Dan Tangnes ganz der Gentleman, als den man den 46-jährigen Norweger kennengelernt hat. Ruhig, gefasst, analytisch blickt er auf seine sieben Jahre in der Schweiz zurück. Nur einmal stockt seine Stimme und schiessen ein paar Tränen in Tangnes’ Augen: Als er über seine Familie spricht.
Als Tangnes 2018 aus Schweden nach Zug kam, war er ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Nun kehrt er nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg zurück, um wieder näher bei Frau und Tochter zu sein. Nachfolger in Zug wird sein bisheriger Assistent Michael Liniger, in Davos steht mit Josh Holden ein weiterer Zögling von Tangnes an der Bande. Am Donnerstagabend spricht er nochmals über verschiedene Themen.
Dan Tangnes über seine Worte zu Josh Holden nach Spielende auf dem Eis:
«Ich sagte ihm, dass ich glücklich für ihn bin. Und dass sie uns mit unserem eigenen Spiel geschlagen haben. Chapeau! Und dass wir später noch ausführlicher reden werden. In dem Moment gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen.»
Über die Entwicklung von Coaches, die seine Assistenten waren:
«Das gehört zum Job eines Coaches. Meine Aufgabe ist es, Menschen zu coachen. Es macht mich vor allem bei denen glücklich, die am engsten mit mir zusammenarbeiteten, und dann zu grösseren Klubs, Rollen und mehr Verantwortung weiterziehen. Heute ist einer von ihnen aus dem Schatten getreten (Holden). Es macht mich stolz, wie sein Team sich präsentierte und wie er sich entwickelt hat als Coach. Es schmerzt natürlich, aus den Playoffs geworfen zu werden, aber wenn ich gegen jemanden verliere, dann wenigstens gegen ihn. Er ist ein wirklich guter Freund.»
Seine aktuellen Gefühle:
«Es ist das gleiche Gefühl wie jedes Mal, wenn eine Saison zu Ende geht und du ausgeschieden bist. Leere, Enttäuschung, Frustration und ein grosses emotionales Loch. Das ist nicht das Ende, das ich geplant und erhofft hatte. Gleichzeitig ist das vielleicht gut so für die Organisation. Die Zeit war reif für einen Wechsel. Wir haben gegen ein viel, viel besseres Team verloren. Es ist eine gute Zeit für einen frischen Start, für mich und speziell auch für Zug.»
Gründe für das Aus im Viertelfinal:
«Ich denke, es gibt verschiedene Gründe. Jetzt ist noch nicht die Zeit für tiefschürfende Analysen oder Entschuldigungen. Wir hatten eine Saison mit Hochs und grossen Tiefen. Das hat sich auch in diesen Viertelfinals gezeigt. Wir hatten kein starkes Fundament, auf das wir zurückfallen konnten. Wir verloren gegen ein hungriges, diszipliniertes Team, das eindeutig auf einer Mission ist.»
Das Vermächtnis, das er in der Schweiz hinterlässt:
«Schwierig, das sollen andere beurteilen. Die Titel stechen natürlich heraus. Ich denke, ich habe Zug zu einem besseren Team gemacht. Ich bin stolz, dass wir nach 23 Jahren die Hürde überwunden haben und wieder Meister wurden. Wir fassten kontroverse Entscheide wie die Aufgabe des Swiss-League-Teams und den Fokus auf die Junioren. Wir waren Pioniere, vielleicht auch für andere Klubs. Ich denke, das war nicht nur gut für Zug, sondern auch für das Schweizer Eishockey.»
Was er in der Schweiz gelernt hat:
«Oh, so viel. Ich habe viele Beziehungen, auch Freundschaften geknüpft. Ich lernte eine neue Kultur kennen und musste mich adaptieren. Allgemein kann ich sagen, dass ich mich in dieses Land verliebt habe. Es ist wie immer im Leben: Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Du wirst sieben Jahre älter, weiser, mit schönen und harten Erfahrungen. Ich hoffe aber, es ist ein ‘Auf Wiedersehen’ und kein ‘Goodbye’ und dass ich einmal zurückkehren werde.»
Auf was er sich am meisten freut:
«Im Moment? Schwer zu sagen. Das Leben geht weiter, es warten neue Herausforderungen auf mich. Im Moment ist es schwer, sich darauf zu fokussieren. (stockt und ringt mit den Worten) Meine Familie. Ich freue mich, wieder mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Vor allem das letzte Jahr war schon hart, die Tochter wächst woanders auf, wo ich sie nur selten sehe. Darauf freue ich mich sehr, wieder an ihrem täglichen Leben teilzuhaben.»