Showdown am «besten Ort Europas» im Eishockey
Die Fortschritte des SC Bern unter dem renommierten Trainer Jussi Tapola sind ersichtlich, nun soll nach den zwei abgewehrten Matchpucks gegen Fribourg der erste Halbfinal-Einzug seit 2019 her.
Kein Team ist seit der Einführung der Playoffs in der Saison 1985/86 öfters Schweizer Meister geworden als der SC Bern, der seither zehnmal triumphiert hat. Dahinter folgen Lugano und die ZSC Lions mit jeweils sieben Meistertiteln. Doch seit dem Finalsieg gegen den EV Zug im Jahr 2019 ist der SCB nicht mehr über die Viertelfinals hinausgekommen, setzte er sich bloss noch zweimal in den Pre-Playoffs (2021 und 2023) durch – diese wurden mittlerweile durch die Play-Ins abgelöst. Den Tiefpunkt bildete die Saison 2021/22, in welcher in der Qualifikation lediglich der 11. Platz von damals 13 Teams herausschaute.
Im Juni 2023 gaben die Berner die Verpflichtung von Jussi Tapola als Trainer bekannt. Der 50-jährige Finne kam mit einem beeindruckenden Leistungsausweis. Er führte in seiner Heimat Tappara Tampere viermal zum Meistertitel sowie 2023 zum Triumph in der Champions Hockey League. Zwar bedeuteten in der vergangenen Saison nach einem 3:4 nach Siegen gegen Zug die Viertelfinals Endstation. Doch zahlt sich die Verpflichtung von Tapola immer mehr aus. Die Berner schlossen die Regular Season im 3. Rang ab, womit sie sich für die Champions Hockey League qualifizierten. Und nun wehrten sie mit einem 4:3-Auswärtssieg nach Verlängerung auch den zweiten Matchpuck von Gottéron im Viertelfinal ab, obwohl die Leistung in den ersten 40 Minuten dürftig war. Zuvor hatten die Berner sechsmal hintereinander in Freiburg verloren.
Wieder keine Nummer 1
Tapola neigt zu einer gewissen Sturheit, ist überzeugt von seinem Weg und keiner, der anderen gefallen möchte. Vor einem Jahr setzte er im entscheidenden siebenten Spiel gegen Zug auf Torhüter Adam Reideborn, obwohl Philip Wüthrich in der Partie zuvor einen Shutout gefeiert hatte. Nun hat er auch in diesen Playoffs zweimal einen Goalie-Wechsel vorgenommen. Im ersten Viertelfinalspiel kam Wüthrich zum Zug, dann zweimal Reideborn, ehe er wieder dem nach der Saison zu Ambri-Piotta wechselnden Wüthrich das Vertrauen schenkte. Dieser stand auch am Montag vor dem Tor und zeigte eine bravouröse Leistung. Doch bei Tapola weiss man nie.
Neben Wüthrich und den je zweifachen Torschützen Miro Aaltonen und Marc Marchon gehörte am Montag auch Waltteri Merelä mit zwei Assists zu den Aktivposten der Berner. «In der Verlängerung spielten wir abgesehen von ein paar Minuten so, wie wir das tun sollten und wurden dafür belohnt», sagte der Finne, der am Samstag in der Verlängerung mit einem Ablenker den Siegtreffer erzielt hatte. Merelä provozierte nach der Partie die Fans von Fribourg und witzelte im Interview mit MySports: «Sie haben so viel Bier über mich geschüttet, dass ich einfach noch ein bisschen mehr wollte, weil ich müde bin.»
2013 als gutes Omen?
Nun also kommt es am Mittwoch zum Showdown um den Halbfinal-Einzug, in dem der SCB Heimvorteil geniesst. «Bern ist wahrscheinlich der beste Ort in Europa, um ein Spiel 7 zu bestreiten», sagte Merelä. Den bisher einzigen Showdown, den der SCB nach einem 1:3-Rückstand in einer Playoff-Serie bestritt, war 2013 im Viertelfinal gegen Genève-Servette. Damals siegten die Berner vor heimischem Publikum 4:1 und wurden in der Folge Meister. Zuvor hatten sie wie nun gegen Fribourg zweimal nach der regulären Spielzeit gewonnen. Ein gutes Omen?