Zahlt sich umweltfreundliches Investieren auch finanziell aus?
Franziska Kohler
Welchen Einfluss hat der CO2-Ausstoss auf Aktienmärkte? Dieser Frage ging der Feusisberger Cyrill Elsener 2023 in seiner Maturaarbeit an der Kantonsschule Ausserschwyz in Pfäffikon nach. Seine Hypothese: «Aktien von Firmen, die einen hohen CO2-Ausstoss haben, verzeichnen eine schlechtere Rendite», sprich: Wenn man in Aktientitel umweltfreundlicher Firmen investiert, verbessert sich die Rendite. Um es vorwegzunehmen: Seine These liess sich nicht erhärten. «Ob man umweltfreundlich anlegt oder nicht, ist kein entscheidender Faktor für die Höhe der Rendite», so Elsener. Die Arbeit überzeugte dennoch methodisch und inhaltlich – und qualifizierte sich in der Vorausscheidung des nationalen Wettbewerbs von Schweizer Jugend forscht für das Finale vom 24. bis 26. April an der ETH Zürich.
Finanzmarkt als «Klimasünder»
Doch welche Überlegungen standen hinter Elseners Hypothese? «Wenn man an CO2-Emissionen denkt, hat man meistens den Verkehr, die Ernährung oder fossile Heizungen im Blick», erklärt der 19-Jährige im Gespräch. «Selten ist die Rede von der Schweiz und ihren Finanzmärkten.» Dabei sei das in der Schweiz befindliche Kapital an CO2Emissionen gebunden, die ungefähr das 20-fache der in der Schweiz ausgestossenen Emissionen ausmachen würden.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie man das misst. Stark vereinfacht gesagt: Wenn eine Firma für zehn Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich ist, so werden ihren Aktien zehn Prozent der CO2-Emissionen zugeschrieben und damit dem Aktienhandel. Da stellt sich für Elsener die Frage, ob man nicht viel für das Klima tun könnte, indem man sein Geld entsprechend investiert – ohne Verbote oder andere Regulatorien.
Er hat sich darum verschiedene Aktionenfonds in ihrer Entwicklung über ein, drei und fünf Jahre angeschaut und mit Methoden der Statistik dazu eine Regressionsanalyse erstellt. Mit diesem Verfahren kann man die Beziehung einer abhängigen Variablen (zum Beispiel die Rendite) von einer oder mehreren unabhängigen Variablen (zum Beispiel CO2-Emissionen) quantitativ beschreiben.
Leider konnte er seine Studie nur rückwirkend erstellen und künftige Trends wie regulatorische Massnahmen zur Verringerung von CO2-Emmissionen nicht berücksichtigen.
Umweltbewusst mit guter Rendite
Mit seiner Analyse hoffte Elsener, Vorhersagen über die Entwicklung der Rendite von CO2-freundlichen Aktienpakten machen zu können. Die gute Nachricht, die sich aus seiner Arbeit ablesen lässt: Die Rendite entwickelt sich unabhängig von ihrem C02-Ausstoss. Umweltbewusstsein muss also nicht mit einer schlechteren Rendite bezahlt werden.
Neben seiner eigenen Rechen-Arbeit widmete sich Cyrill Elsener im Literaturteil auch diversen Metastudien zu der Thematik und führte mit Fabian Blank, Senior Portfoliomanager bei der Schwyzer Kantonalbank und Spezialist für ethische Anlageprodukte, ein Interview.
Kriterien angepasst
Für das Finale von Schweizer Jugend forscht hat er seine Abhandlung noch einmal überarbeitet. Dies war eine der Auflagen, die er erfüllen musste. In der neuen Analyse wird er nur noch Aktienfonds über eine Laufzeit von fünf Jahre untersuchen. Neu untersucht er zudem 94 verschiedene Fonds mit einer Marktkapitalisierung von einer bis zehn Milliarden Dollar.
Dies sei einer der Kritikpunkte an seiner Arbeit gewesen: Die mangelnde Transparenz bei der Auswahl der untersuchten Fonds, die er für die Analyse berücksichtigt hatte.
Betreut wird Elsener während des Überarbeitungsprozesses von Prof. Dr. Raúl Diego Gimeno, Dozent für «Banking and Finance» an der Berner Fachhochschule. «Er gab mir nach der ers-ten Wettbewerbsrunde ein fundiertes Feedback, zeigte mir auf, wo meine Arbeit noch verbessert werden soll und gab mir Tipps zur Umsetzung», so Elsener.
Kein Wirtschaftsstudium
Und nach dem Wettbewerb? Ein Studium der Betriebswirtschafts- oder Volkswirtschaftslehre läge auf der Hand. Doch Cyrill Elsener hat sich entschieden, im September ein Studium der Angewandten Mathematik mit Schwerpunkt Machine Learning an der Universität Zürich zu beginnen. Diese ist ein Teilgebiet der Fachrichtung «Künstliche Intelligenz (KI)». Mögliche Anwendungsgebiete finden sich unter anderem in Aktienmarktanalysen oder automatisierten Diagnoseverfahren.
Zwar sei er sowohl an Wirtschaftsthemen als auch an Mathematik sehr interessiert, doch bei Ersteren kann er sich eher für die Grundlagen begeistern und bei Letzterem eher für die praktischen Anwendungen. «Ich bin sehr breit interessiert und habe Freude an logischem Denken und Programmieren », ergänzt er. Darum fiel seine Wahl schliesslich auf diesen Fachbereich.
Derzeit ist er aber noch am Durchdienen bei der Schweizer Armee. Bis zum Studienbeginn will er seine Zeit mit Reisen verbringen.
Cyrill Elsener aus Feusisberg untersuchte in seiner Maturaarbeit den Einfluss des C02-Ausstosses auf Aktienmärkte. Seine Arbeit ist fürs Finale von Schweizer Jugend forscht Ende April an der ETH Zürich vorgesehen.
«Ich bin sehr breit interessiert und habe Freude an logischem Denken und Programmieren.»
Cyrill Elsener
Finalteilnehmer bei Schweizer Jugend forscht
Bild: Franziska Kohler