Lachner Chips-Hersteller und Läderach kämpfen gegen Abriss
Alexia Beccaletto
Der Chocolatier Läderach will den geplanten Abriss des Bahnhofs in Bilten verhindern. «Komfortable Bahnverbindungen sind nicht nur für Pend-ler und Reisende wichtig, sondern auch für die lokale Wirtschaft, die auf einfachen Zugang angewiesen ist, wenn sie weiter florieren will», schreibt die Schokoladen-Herstellerin in einem Post auf Linkedin. Deshalb reiche sie beim Bundesamt für Verkehr (BAV) eine Einsprache ein, erklärt der Mediensprecher des Chocolatiers Läderach, Matthias Goldbeck, auf Anfrage.
Im Linkedin-Post schreibt Läderach ausserdem: «Eine Schliessung würde nicht nur die Erreichbarkeit der Region beeinträchtigen, sondern auch das Wachstum potenzieller Unternehmen hemmen.» Damit dürfte die Schokoladenfabrik nicht nur auf das eigene Wachstum mit den zwei neuen Gebäuden in Bilten und den zusätzlichen 150 Arbeitsstellen anspielen.
Chipshersteller schliessen sich dem Widerstand von Läderach an
Auch zwei Lebensmittelhersteller vom Zürichsee schliessen sich dem Wider-stand von Läderach an. Die Imex Delikatessen AG aus Lachen und die Miadelita GmbH aus Wädenswil sind bekannt für ihre Linthmais-Chips. Die beiden Firmen bauen in Bilten gerade ihren neuen, gemeinsamen Standort. Sie hätten sich vor Jahren bewusst für Bilten entschieden: Unter anderem we-gen der verkehrstechnisch optimalen Anbindung. Jacques Bossart, Inhaber der Imex und Teilhaber der Miadelita, bestätigt auf Nachfrage: «Der geplante Abriss des Bahnhofs Bilten geht für uns in eine völlig falsche Richtung.» Die insgesamt 44 Mitarbeitenden würden künftig nach Bilten pendeln, weshalb eine schnelle und bequeme Erreichbarkeit per Zug für das Unternehmen essenziell sei. «Wir haben die Einsprache deshalb auch mitunterzeichnet», sagt Bossart.
Der ÖV ist in Bilten schon lange ein heisses Eisen. So setzt sich Ueli Nägeli seit Jahren für eine bessere Anbindung des Dorfes ein. «Als ursprünglicher Berner, der aus ÖV-Sicht verwöhnt war, war ich erstaunt, als ich vor bald 50 Jahren nach Bilten gezogen bin», sagt Nägeli. Seither habe sich sehr vie-les verbessert, aber mit dem Abriss des Bahnhofs drohe nun ein grosser Rückschritt, meint der ehemalige Dorfarzt von Bilten. Mit dem geplanten Abriss des Bahnhofs droht nun auch der letzte Hoffnungsschimmer auf mehr und direktere Verbindungen im Dorf zu verschwinden.
Weniger kritisch und mehr Verständnis für die SBB
Eine Biltner Firma, die dem Ganzen weniger kritisch gegenübersteht, ist die Feldmann Bau AG. Sie hat ihren Sitz heute in der Wohnzone in der Nähe des Bahnhofs. Stephan Gnädinger, deren Verwaltungsratspräsident, meint, er sehe keine grosse Änderung zum Stand von heute. Zudem verstehe er die SBB: «Wenn die Fahrten-Frequenz erhöht werden soll, müssen die Haltestellen geballt werden, damit Züge in Bahnhöfen nicht durchfahrende Züge aufhalten.» Gleichzeitig sei Bilten heute ein relativ wichtiger Knotenpunkt, gerade auch mit Läderach. «Rein wirtschaftlich gesehen wäre es interessant, bessere Verbindungen zu haben», sagt Gnädinger.
Für die Feldmann AG sei allerdings der Leidensdruck zu klein, um sich aktiv für den Erhalt des Bahnhofs einzusetzen. «Die Mitarbeitenden der Feldmann Bau kommen zu 99 Prozent motorisiert, weil wir so früh mit der Arbeit beginnen, dass wir selber Sammelbusse organisieren», so Stephan Gnädinger. Dennoch habe er Verständnis für alle Anwohnenden.
Biltner Firmen blitzen beim SBB-Chef ab
Im Januar hatten sich Biltner Firmen in einem Brief mit ihren Einwänden an die SBB gewandt. In besagtem Brief verleiht Johannes Läderach «der Sorge Ausdruck, dass ein aufstrebender Wirtschaftsplatz und Arbeitsort mehrerer Hundert Mitarbeitender durch Ihre Entscheidung (den Bahnhof abzureissen, Anmerkung der Redaktion) schlicht und ergreifend ‹abgehängt› wird». Die Mitarbeitenden aus benachbarten Kantonen würden sich ein besseres Angebot mit mehr Zügen wünschen. «Stattdessen passiert das genaue Gegenteil», so Johannes Läderach weiter. Unterzeichnet haben den Brief neben Läderach, Imex und Miadelita auch die Wannerit, Guma, Riposa, Pumpen Lechner und Resilux. Auch Gemeindepräsident Fritz Staub unterstützt das Anliegen der Unternehmen im Namen von Glarus Nord.
In seiner Antwort von Ende Februar informiert Vincent Ducrot, CEO der SBB, die Biltner Firmen darüber, dass die SBB die Pläne zum Rückbau des Bahnhofs von Bilten bereits an das Bundesamt für Verkehr (BAV) weitergegeben hätten. Somit dürften die SBB «zu diesem Zeitpunkt keine weitergehende Stellungnahme abgeben». Die Frage, ob die Schliessung des Bahnhofs Bilten wirklich unumgänglich sei, bleibt also offen. Sie würden den Brief an das BAV weiterleiten, schreibt Vincent Ducrot abschliessend.
Für eine Rettung des Bahnhofs Bilten dürfte die Einsprache beim BAV der letzte Strohhalm sein.
Die wenigen Züge, die noch in Bilten halten, sollen per 2028 ganz wegfallen. Jetzt wehren sich Unternehmer – darunter auch aus Lachen – gegen den geplanten Abriss des Bahnhofs.