Vom HCD ist nach dem ZSC-Kantersieg eine Reaktion gefordert
Die ZSC Lions demonstrieren mit einem 6:1-Heimsieg in Halbfinalspiel 1 gegen den HC Davos ihre Stärke. Trotz starker Startphase muss der Auftritt der Gäste HCD-Trainer Josh Holden zu denken geben.
Der Begriff «Klassiker» wird in der Sportwelt oft überstrapaziert. Doch wenn die ZSC Lions und der HC Davos im Schweizer Eishockey aufeinander treffen, darf man getrost von einem solchen sprechen. Zehn Mal standen sich die Zürcher und die Bündner in den Playoffs bislang gegenüber, sieben Mal wurde der Sieger danach auch Meister.
Ins Halbfinal-Duell stiegen beide Klubs am Samstag mit viel Rückenwind. Der HCD, nachdem er den EVZ mit 4:0 Siegen in die Ferien geschickt hatte, der ZSC, nachdem er Kloten im Zürcher Playoff-Derby in fünf Spielen eliminiert hatte. Und beide verfolgen das gleiche Ziel: Während der Meister nach dem Gewinn der Champions Hockey League die Saison mit der erfolgreichen Titelverteidigung krönen möchte, strebt der Rekordmeister aus Davos den ersten Titel seit 2015 an.
Die Spannung vor dem Auftakt der Serie war gross, doch sie hielt nur knapp ein Drittel lang. Nach gut 17 Minuten führte der ZSC bereits 3:0, am Ende deklassierte er den HCD mit 6:1.
Hohe Effizienz und ein starker Hrubec
Die Lions traten in Spiel 1 über weite Strecken dominant auf und überzeugten mit Effizienz im Abschluss. Dean Kukan hob im Interview mit MySports dann auch die Zürcher Offensive hervor. «Wenn man sechs Tore schiesst, gewinnt man normalerweise. Das Resultat ist vielleicht ein bisschen hoch ausgefallen, aber Sieg ist Sieg.»
Mit einem Weitschusstor im Powerplay ebnete der Nationalverteidiger dem ZSC in der 15. Minute den Weg zum Sieg. Es war Kukans erster Skorerpunkt in dieser Saison. Bis zu diesem 1:0, dem wenig später das 2:0 und 3:0 folgten, hatte der HCD sein gefürchtetes Tempospiel aufgezogen. Es brauchte schon einige starke Paraden von ZSC-Goalie Simon Hrubec, damit das Heimteam nicht in Rückstand geriet. Dem konnte auch Kukan beipflichten: «Die ersten paar Minuten haben wir noch etwas geschlafen, doch danach haben wir gezeigt, dass wir heute das bessere Team sind.»
ZSC mit mehr Breite im Sturm
Noch ist die Serie lang und für den HCD nichts verloren. Doch muss von den Bündnern schon eine deutliche Leistungssteigerung her, wollen sie dem ZSC in den kommenden Spielen Paroli bieten.
HCD-Stürmer Simon Knak jedenfalls wollte die deutliche Niederlage nicht überbewerten. «Wir haben ziemlich gut begonnen, doch dann schiessen sie drei schnelle Tore und das Momentum hat gewechselt.» Danach sei es schwierig gewesen, wieder zurückzukommen, so Knak. «Gegen einen ZSC, der defensiv so gut spielt.»
Der NHL-Draft von 2021 selbst hatte im Startdrittel zwei, drei gute Aktionen und war im Schlussdrittel am Ehrentor von Filip Zadina beteiligt. Steigerungspotenzial sieht er vor allem im Verhalten ohne Puck. «Sie kurven zu oft in unserer Zone herum. Wir müssen schauen, dass wir sie stoppen können und nicht einfach hinterherlaufen.» Auch die Gegentore in Unterzahl müssten sie unbedingt abstellen, so Knak.
Was auffiel: Der ZSC demonstrierte im Sturm über alle vier Linien seine Stärken. Beim HCD hingegen sind die Sorgen im Angriff noch grösser geworden. Nach Enzo Corvi und Yannick Frehner musste mit Tino Kessler ein weiterer Schweizer Topstürmer nach einem Trainingsunfall am Freitag die Saison vorzeitig beenden. In Spiel 1 liess HCD-Trainer Josh Holden deshalb grösstenteils nur mit zehn Stürmern spielen. Das kann auf die Dauer zum Problem werden.
Der HCD hat am Dienstag die Chance, im Heimspiel eine Reaktion zu zeigen.