«Wollen den Leuten etwas bieten»
Aktuell spricht vieles für eine erfolgreiche Titelverteidigung der ZSC Lions. Im eigenen Stadion sind die Zürcher eine Macht, das zeigt der 5:1-Sieg am Donnerstag gegen Davos erneut eindrücklich.
Als die ZSC Lions 2009 den Vorgänger-Wettbewerb der seit 2014 wieder durchgeführten Champions Hockey League gewannen, scheiterten sie in der Folge in den Playoff-Viertelfinals sang- und klanglos mit 0:4 Siegen an Fribourg-Gottéron, brachten sie in diesen vier Partien bloss vier Tore zu Stande. Nun sind die Lions auf bestem Weg, zum dritten Mal in Folge den Final zu erreichen und den Meistertitel erfolgreich zu verteidigen – im Halbfinal gegen Davos liegen sie mit 2:1 Siegen vorne.
Captain Patrick Geering, als einziger Spieler im Team schon 2009 dabei, sieht den Unterschied im Bewusstsein. Den Triumph vor 16 Jahren in der Champions Hockey League bezeichnete er als «sensationell», diesmal war er ein Saisonziel und bereitete sich die Mannschaft mental auf dieses Szenario vor. «Und wir haben sehr viele erfahrene Spieler, auch das hilft sicher», ergänzt Geering.
Im Unterbewusstsein verankert
Ein grosses Plus der Zürcher ist die Heimstärke. Das 5:1 am Donnerstag im dritten Halbfinalspiel gegen Davos war der 13. Sieg in Folge vor heimischem Publikum in den Playoffs, und dies mit einem Torverhältnis von 50:17. «Vielleicht brauchen es einige Spieler, vor dem Match früher im Stadion zu sein», mutmasst Verteidiger Christian Marti im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und fährt fort: «Du willst zu Hause gut sein, willst den Leuten etwas bieten, damit sie gerne schauen kommen und Stimmung machen können. Wenn das gut gelingt, ist das im Unterbewusstsein schon verankert.»
Trainer Marco Bayer ergänzt: «Es gibt dir Mut, wenn du zu Hause spielst. Es ist dein Wohnzimmer.» Das war auch am Donnerstag zu spüren. Zwar brachte das kuriose Eigentor von Jesper Frödén zum 1:1 (16.) die Mannschaft kurzzeitig etwas aus dem Tritt – ein misslungener Pass des Schweden bei einer angezeigten Strafe gegen Davos landete im verwaisten Gehäuse des ZSC. Sie fing sich aber rasch wieder. «Wir hatten Geduld und liessen uns nicht provozieren», brachte es Bayer auf den Punkt. Zum Eigentor sagt er: «Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir das kurz vor dem Treffer durch den Kopf ging, weil ich das schon einmal gesehen hatte. Und meistens passiert es auch, wenn man so etwas denkt.»
«95 Prozent reichen nicht»
Wie die Zürcher mit solchen Rückschlägen umgehen, unterstreicht, wie gefestigt die Mannschaft ist. Aktuell scheint die Lions nichts aus der Ruhe bringen zu können. «Ich weiss nicht, ob es von aussen so aussieht», bemerkt Marti. «Es gibt jedoch sicher Momente, in denen wir besser agieren könnten. Wir wissen aber, dass wir über eine gute Truppe verfügen, genauso wie wir wissen, dass 95 Prozent nicht reichen. Wenn wir Vollgas geben, haben wir eine gute Chance zu gewinnen, sonst gibt es, egal gegen wen, einen schwierigen Abend.»
Klar ist, dass Davos nur dann gegen den besser besetzten ZSC eine Chance hat, wenn es am Optimum spielt. Dies umso mehr, als bei den Zürchern in der entscheidenden Meisterschaftsphase auch das Überzahlspiel funktioniert. Hat die Erfolgsquote in der Qualifikation im Powerplay lediglich 17,39 Prozent betragen, liegt sie in den Playoffs aktuell bei 30,77 Prozent, im Halbfinal nach den drei Überzahltoren am Donnerstag sogar bei 38,46 Prozent. Der HCD kann es sich also nicht leisten, nochmals so undiszipliniert aufzutreten wie in Spiel 3 – er kassierte nicht weniger als zehn Zweiminuten-Strafen.
Wie enttäuscht der Davoser Sportchef Jan Alston nach der Partie war, zeigt, dass er kein Interview geben wollte. Fortsetzung folgt am Samstag in Davos.