OK-Präsident Andy Kistler zieht Bilanz zum Weltcupfinal der Reiter
Andy Kistler, der Equipenchef der Schweizer Springreiter, prägt seit 2020 als OK-Chef die Ausgestaltung des CHI Basel. Der Schwyzer zieht im Interview Bilanz zum Weltcupfinal der vergangenen Woche.
Andy Kistler, Sie und Ihre Crew haben innert ein paar Monaten den traditionellen Weltcup-Event CHI Basel und nun den Weltcup-Final im Springreiten, der Dressur und im Voltige organisiert. Wie gross war der «Hosenlupf»?
«Wir kamen absolut an die Grenzen. Nicht nur das OK, sondern auch die vielen Helferinnen und Helfer, die in der Regel für unseren Anlass Ferien nehmen. Wir waren im Vorfeld in Göteborg, weil die Schweden schon sehr viel Erfahrung mit der Organisation des Weltcupfinals aufweisen. Ihre Antwort: Es gibt 150 Prozent Arbeit im Vergleich zum Weltcup-Qualifikations-Event. Beides in einem Jahr organisieren? Auf keinen Fall.»
Der Aufwand, so hat man den Eindruck, hat sich gelohnt.
«Auf jeden Fall. Für den Event im Januar drohte die Gefahr, den Fokus zu verlieren, weil alle mit dem Kopf schon im April waren. Aber beide Events sind uns sehr gut gelungen.»
Was sind die grössten Hindernisse, die ein Sportveranstalter in der Schweiz zu überwinden hat?
«Ich mag nicht von Hindernissen sprechen. Zentral ist die Finanzierung. Im Prinzip darf man gar nicht daran denken, einen Grossanlass zu organisieren, wenn man das Geld nicht hat. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir mit Thomas Straumann eine Privatperson haben, die ein allfälliges Defizit deckt. 150 Prozent trifft in etwa auch auf die Finanzen zu. Im Januar betrug das Budget 5,5 Millionen, jetzt 8,5 Millionen Franken.»
Ein Schweizer Organisator hat keine Nachteile im Vergleich mit Veranstaltern im Ausland, wo die Öffentlichkeit weniger Einspracherechte hat?
«Wir sind glücklich mit der St. Jakobshalle. Und zu Basel kann ich nichts Negatives sagen, im Gegenteil. Es gab einige typische schweizerische Probleme, beispielsweise mit dem administrativen Aufwand für die Einreise der Pferde. Aber das sind eher Details.»
Weltcupfinal Reiten, Eurovision Song Contest, Swiss Indoors, Basel Tattoo: Basel ist im Trend. Was macht die Stadt für Veranstalter attraktiv?
«Als ich vor fünf Jahren das OK übernahm, herrschte wegen dem Verlust der Uhrenmesse eine negative Stimmung, Basel schien auf dem absteigenden Ast zu sein. Das war wohl auch ein Weckruf. Jetzt gibt Basel Gas: Zwei Drittel sagten Ja zum Millionenbeitrag für den Eurovision Song Contest.»
Mit dem Weltcupfinal hat der Reitsport-Event in Basel einen Zenit erreicht. Droht nun dem CHI Basel der absteigende Ast?
«Wir haben für die Organisation des CHI Basel 2026 nur noch acht Monate Zeit statt deren zwölf. Wir sind schon wieder im Rennen. Aber klar: Wir schalten jetzt einen Gang zurück. Wir wissen, was funktioniert. An diesen Pfeilern halten wir 2026 fest. Wie gross die Fluktuation im OK oder bei den Helfern sein wird, kann ich noch nicht sagen. Aber bei den Freiwilligen beispielsweise spüre ich keine Besorgnis. Wir bekundeten keine Probleme, heuer 350 Helferinnen und Helfer zu organisieren.»
Liegt der Pferdesport noch im Trend?
«Wir müssen aufhören davon zu reden, dass wir eine Nische sind. Jede Familie mit einem Mädchen hat den Pferdesport gern. Wir sind ausverkauft! Das Publikum ist sehr breit aufgestellt: Reitsport-Liebhaber, Sportfreunde, aber auch Zuschauer, die gerne eine attraktive Show sehen…»
…und auch der ganze Hospitality-Bereich.
«Wir brauchen beides, wie im Sport mit Breitensport und Spitzensport. Die Ticketeinnahmen machen knapp 20 Prozent aus. Sponsoring-Partner oder Mäzene sind sehr wichtig. Sonst lässt sich ein solcher Anlass nicht auf die Beine stellen.»