«Ich bin körperlich in einem guten Zustand»
Am 4. Mai beginnt die Kranzfestsaison und damit die Möglichkeit, sich fürs ESAF zu qualifizieren. In einer Serie stellen wir die SKMH-Schwinger vor, denen Kranzgewinne zuzutrauen sind. Heute: Joel Kessler.
Michel Wassner
Er hat acht Kränze, ist 27 Jahre alt, liebt das Schwingen und das Wandern. Schon sein Vater Hans jun. hatte geschwungen, der Grossvater Hans sen. auch. Es liegt in der Familie. Seinen ersten Kranz gewann der Siebner Joel Kessler beim Schwyzer Kantonalschwingfest 2016 in Schindellegi, also mit knapp 20. Heute wiegt er 125 Kilogramm, sitzt im so neuen wie unfertigen Schwingkeller des Schwingklubs March-Höfe (SKMH) in Schübelbach und ist parat für die Saison 2025. Eine besondere Saison, Stich-wort: ESAF Glarnerland+, Mollis.
Beim Hallenschwinget in Sarnen im März holte er in dieser Saison bereits eine Auszeichnung, zeigte dort seine gute Frühform. Er konnte lange mit der Spitze mithalten. Eine weitere Auszeichnung gabs in Niederurnen. Siegreich war er im Klubschwinget des Schwingklubs March-Höfe im März.
Ein gutes Training
Mit seinem Trainings- und Fitnesszustand ist Kessler Stand jetzt zufrieden. «Ja, ich würde sagen, ich bin recht fit. Ich muss nur wettkampfmässig noch ein bisschen in die Schwingfeste hineinkommen. » Aktuell fehle ein wenig die Routine. «Aber dafür sind die kleineren Feste da. Bis jetzt bin ich zuversichtlich, was die Saison betrifft.» Der körperlich gute Zustand ist um-so erfreulicher, als Kessler letzte Saison längere Zeit ausgefallen war. Wegen einer Knieverletzung hatte er die Schwingfeste im Frühling und Frühsommer verpasst. «Das Training läuft bereits seit dem Unfall beziehungsweise der darauffolgenden Operation im letzten Jahr.» Dadurch hatte er schon früh begonnen mit dem Aufbautraining. «Und jetzt über den Winter konnte ich wirklich voll drangehen, Athletik- und Schwingtraining.»
Der eidgenössische Kranz
Die Ziele des 27-Jährigen für die aktuelle Saison werden angeführt von einem Wunsch: Verletzungsfrei bleiben. Und sportlich? «Klar, wenn es geht, wäre ein eidgenössischer Kranz toll. Den zu bekommen ist mein grosses Ziel.» Darüber hinaus geht es dem Märchler in erster Linie um die Freude an dem Traditionssport. Und: «Ein Bergkranz wäre mal schön, weil ich noch keinen habe.» Ausserdem möchte Kessler den Teilverbandskranz vom Innerschweizer Schwingfest bestätigen. Er holte ihn 2024 in Menzingen.
In die Freiluftsaison 2025 war er am 6.April gestartet beim Muotathaler-Schwinget, ein eher kleines Fest. Nächster Halt ist das Zuger Kantonalschwingfest in Neuheim am 4. Mai. Ein erstes richtiges Highlight der Saison kann Kessler so nicht benennen. «Abgesehen vom Eidgenössischen geht es mir bei den anderen Festen vor allem darum, Freude zu haben am Schwingen. Also gibt es neben dem ESAF keinen speziellen Höhepunkt.» Im Sägemehl stehen wird der Siebner voraussichtlich bis September oder Oktober. «Saisonschluss für mich ist meistens beim Herbstschwingen Siebnen, dieses Jahr am 28. September, oder eine Woche danach, falls ich noch ans Herbstschwinget Unteriberg gehe. »
Ziel heisst Glarus
Das Highlight der Schwingsaison 2025 ist natürlich das ESAF Glarnerland+ vom 29. bis 31.August in Mollis. Das Ziel jedes Schwingers. Dreimal war Kessler schon beim grössten Anlass des Traditionssports in der Schweiz dabei: in Pratteln 2022, in Zug 2019 und 2016 in Estavayer-le-Lac. Auch am Unspunnen-Schwinget nahm er bereits teil. 2023 war das. Will heissen: Die ganz grosse Bühne ist für den Siebner nichts Neues. Ob er in Mollis antreten wird, kann er jetzt noch nicht sagen. «100 prozentig weiss ich es noch nicht. Es kann immer zu Verletzungen kommen, aber so, wie es bis jetzt war, sind die Teilverbandskranzer tendenziell dabei. Wobei ich natürlich dennoch einen oder zwei Kränze machen und meine Leistung zeigen muss, um qualifiziert zu werden.» Neben Kessler zählen vom Schwingklub March-Höfe Daniel Schilter, Alex Huber, Benjamin Züger und Ueli Hegner zu den Kranzanwärtern.
Stellt sich natürlich die Frage aller Fragen: Wer wird Schwingerkönig 2025? Wer wird den amtierenden Joel Wicki auf dem Thron beerben? Kessler lacht. Die Frage hatte er schon erwartet. Festlegen will er sich natürlich nicht. Denn in diesem Jahr sei es keineswegs so klar, wie auch schon. «Aus dem eigenen Verband würde ich sagen, hat Marcel Bieri sicher gute Chancen.» Abgesehen davon tippt er auf Joel Wicki. «Das sind sicherlich zwei grosse Favoriten.»
Früh schlafen statt fest krampfen
Ob auf der ganz grossen Bühne oder bei kleineren Anlässen: Steht ein Schwingfest bevor, heisst es für Joel Kessler erstmal entspannen. Am Vorabend nimmt er es meistens gemütlich, trifft vielleicht noch Kollegen. Und dann: «Früh ins Bett gehen und nicht mehr zu fest krampfen oder zu viel herumstudieren. » Am Wettkampftag selbst beginne der Morgen damit, wirklich in die Wettkampfstimmung zu kommen. «Wenn das Fest dann vorbei ist, gibt’s ein Bier, wir hocken meistens noch zusammen. Dann heimgehen und regenerieren.» Schliesslich geht’s aus dem Sägemehl gleich wieder in den Arbeitsalltag. «Es gibt Schwinger, die schrauben das Pensum runter, aber tiefer als 40 Prozent geht es bei keinem. » Bei Kessler sind es 100 Prozent.
Joel Kessler geht gerne wandern, und man sieht ihn auch öfters auf dem SUP. Sportarten, die für den Ausgleich sorgen. Dafür, dass er dann im Sägemehl 100 Prozent geben kann. Und beim Eidgenössischen allenfalls noch ein bisschen mehr.
«Ein Bergkranz wäre mal schön, weil ich noch keinen habe.» «Ein Eidgenössischer Kranz ist mein grosses Ziel.» «Mir geht es vor allem darum, Freude zu haben am Schwingen.»