«Mein Ziel ist es, am ESAF teilzunehmen»
Olaf Schürmann
Benjamin Züger hat zugenommen. Er lacht trotzdem. Es sind auch nur vier Kilogramm in den letzten zwölf Monaten. Ausserdem ist es reine Muskelmasse. Das Kraftpaket aus Tuggen wiegt jetzt 99 Kilogramm. Bei unserem Gespräch im letzten Jahr durfte ich 95 Kilogramm notieren. Das war schon nicht schlecht bei «nur» 1,78 Meter Grösse. «Es ist ja nicht viel, was ich zugelegt habe», sagt der SKMH-Schwinger kurz nach unserer Begrüssung gelassen. Der 21-jährige Landwirt und Maurer sitzt strahlend in der Baustelle vom neuen Schwingkeller seines Vereins in Schübelbach. Wenn Benjamin Züger nicht arbeitet oder schwingt, treibt er allgemein gerne Sport. Auch Vater Benno hat schon die Schwingkeller und Arenen der Region besucht, da war für den Junior der Weg zum Turnerschwinger nicht weit. Eine weisse Hose und ein weisses Shirt gehören daher zu seinem Outfit. Züger stammt aus dem Turnverein Tuggen. Geschichtlich galten die Turnerschwinger lange als Städter, während die Sennenschwinger als die ländlichen Schwinger galten. Dies ist heute nicht mehr der Fall, wie der Landwirt aus Tuggen beweist.
Die Verletzung zum Auftakt
Eigentlich hat der Tuggner gar keinen Grund, so fröhlich zu sein, denn er ist verletzt. Seit Mitte März. Im Schwingkeller in Pfäffikon beim Klubschwinget des Schwingklubs March-Höfe ist es passiert. Die beiden Kranzer Joel Kessler und Züger liessen den ganzen Nachmittag nichts anbrennen und qualifizierten sich souverän für den Schlussgang. Die Paarung gab es bereits beim Anschwingen und nochmals zum Schlussgang, aber in beiden Gängen keinen Sieger. Beide Gänge gingen gestellt aus. Keine Sieger, aber einen dicken Fuss. «Ich musste noch ein paar Abklärungen machen, die eine starke Prellung und ein angerissenes Band im Fuss ergeben haben. Es dauert noch eine Weile, bis ich wieder zurückkomme », ist Züger verhalten optimistisch. Seit dem Klubschwingen sei kein Training mehr möglich. Gar kein Training? «Krafttraining schon», sagt der 21-Jährige und lacht schon wieder. Wenn er fit ist, trainiert der Tuggner allerdings viel mehr, vier- bis fünfmal in der Woche.
Der Start in die Freiluftsaison
Am 21. April findet in Pfäffikon der alljährliche Frühjahrsschwinget statt. Organisiert wird das Schwingfest vom Schwingklub March-Höfe, da möchte Benjamin Züger eigentlich unbedingt dabei sein. «Doch die Chancen, dass ich dann wieder fit bin, liegen bei maximal 50 Prozent», meint Züger. Im letzten Jahr war der Tuggner Turnerschwinger auch in Pfäffikon am Start, ein beachtlicher dritter Platz sprang dabei heraus. Daher hat sich Züger für dieses Jahr auch hohe Ziele gesetzt: «Ich möchte wieder vorne mitschwingen und mein Bestes zeigen.» Was heisst das Beste zeigen konkret? «Wenn ich vier Gänge gewinne, bin ich zufrieden », konkretisiert Züger.
Die Highlights der Saison
Das 101. Schwyzer Kantonale Schwingund Älplerfest ist in diesem Jahr in Einsiedeln. Der Schwingsport kehrt ins Klosterdorf zurück, titeln die Gastgeber. Benjamin Züger freut sich auf die-sen Anlass. «Das Schwyzer Kantonale Anfang Mai in Einsiedeln ist mein ers-tes Saison-Highlight.» Überstrahlt wird der kantonale Anlass vom Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2025 Glarnerland+. Da führt kein Weg vorbei, auch nicht für Züger. Die Ziele beim Eidgenössischen sind aber andere. Kleinere. «Mein Ziel ist es, am ESAF teilzunehmen. Ich möchte Erfahrungen sammeln und in vier Jahren habe ich dann voraussichtlich grössere Ziele », beschreibt Züger. «Natürlich möchte ich auch im Glarnerland alles geben, aber die Hauptsache ist das Dabeisein. »
Die Belohnung und der Tipp
Seit knapp zwei Jahren trainiert Benjamin Züger richtig intensiv und hat sich aufs Schwingen fokussiert. Die Konsequenz: kein Alkohol. «Ich möchte mich aufs Schwingen konzentrieren und trinke daher eigentlich keinen Alkohol mehr. Weihnachten oder an Geburtstagen mache ich schon mal eine Ausnahme und trinke ein Glas zum Anstossen. Nicht mehr», sagt Züger. Aber es gibt noch eine andere Ausnahme: Kranzschwingfeste. «Wenn ich da einen Kranz gewinne, dann gibt es zur Belohnung
auch ein Bier», ergänzt der sympathische Landwirt aus der March. Eine weitere Belohnung nach erfolgreichen Kranzschwingfesten ist eine feine Pizza, die sich der Turnerschwinger dann gönnt.
Der Abschluss der Saison steht auch schon fest und überrascht wenig, das Siebner Herbstschwinget. Auch daran hat Züger gute Erinnerungen, im letzten Jahr schaffte er es auch dort auf den vierten Rang. Vier Siege konnte er holen. Die wichtigen Fragen kommen immer zum Schluss: Wer wird Schwingerkönig? Das sei schwierig zu sagen, da in einer Saison so viel passieren könne. «Zehn Schwinger könnten in meinen Augen den Titel holen», schätzt Züger. Namen gibt es dann doch noch: Samuel Giger, Walther Adrian und Marcel Bieri sind Zügers Top-Favoriten.
Am 4. Mai beginnt die Kranzfestsaison und damit die Möglichkeit, sich fürs ESAF zu qualifizieren. In einer Serie stellen wir die SKMH-Schwinger vor, denen Kranzgewinne zuzutrauen sind. Heute: Benjamin Züger.
«Wenn ich vier Gänge gewinne, bin ich zufrieden.»
4 Kränze
konnte Benjamin Züger in seiner jungen Karriere schon sammeln.
«In vier Jahren habe ich voraussichtlich grössere Ziele.» «Wenn ich einen Kranz gewinne, gibt es zur Belohnung ein Bier.»