Ehrenamtliche spielen eine zentrale Rolle
Franziska Kohler
Mindestens 130 Personen engagieren sich regelmässig ehrenamtlich in der katholischen Kirchgemeinde Lachen – eine Zahl, die erstaunt. Noch erstaunlicher ist die Breite ihres Aufgabenbereichs. Laut Pfarrer Beat Häfliger der Pfarrei «Heilig Kreuz» geht dies von Lektorinnen und Lektoren während der Messe und Ministrierenden über die Organisation und Gestaltung von Kindergottesdiensten bis zu den vielfältigen Seniorennachmittagen. Nicht zu vergessen der Pfarreirat, Ehrenamtliche, die sich Gedanken machen über das Pfarreileben, oder der Kirchenchor. Auch eine Kirchen-Band sei in Planung, die mit Gitarre, Bass und Schlagzeug die Gottesdienstbesucher ein paar Mal pro Jahr erfreuen wird. Und dies alles ist nur eine Auswahl.
Sie alle engagieren sich für «Gottes Lohn», die Gemeinschaft und allenfalls ein Nachtessen – wie es die Pfarrei Anfang Jahr durchgeführt hat. Und gewisse Anlässe wären ohne Freiwillige gar nicht erst zu stemmen – zum Beispiel der Suppenzmittag in der Fastenzeit. Dies fange bei der Dekoration an und höre beim Abwasch auf. Wenn die Pfarrei eigens dafür Personal einstellen müsste, käme sie schnell an ihre Grenzen.
Analog zu weltlichen Vereinen
«Probleme, freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, haben wir in der Regel keine», bekräftigt Pfarrer Häfliger – und fügt nach einer Pause an, «ausser es geht darum, längerfristig für ein Projekt die Verantwortung zu übernehmen. » Leitungsaufgaben seien schwieriger zu vergeben. Viele schrecken davor zurück, sich längerfristig zu bin-den.
Diese Erfahrung deckt sich mit vielen weltlichen Vereinen und Organisationen. Denn die Menschen sind vermehrt eingespannt im Beruf oder Familienleben, Freizeitangebote gibt es fast unzählige. Vor 30 Jahren war dies noch anders.
Auch in der evangelisch-reformierten Landeskirche spielt Freiwilligenarbeit eine grosse Rolle. Es engagieren sich Gemeindemitglieder regelmässig – eine genaue Zahl kann Charles Wattenhofer, Kirchgemeindeschreiber der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Höfe, nicht nennen, aber er sprich von rund 100 Ehrenamtlichen. Diese sind unter anderem bei der Kinderspielwoche, am Kerzenziehen, bei den Seniorenferien und vielen anderen Anlässen aktiv.
Dabei spielt auch die persönliche Komponente eine grosse Rolle, es gehe darum, als eine Art Familie unterwegs zu sein.
Die beste Art, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für die Gemeinde zu gewinnen, ist nach Ansicht Wattenhofers, sie von Kindesbeinen an zu motivieren, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, und ihnen Gelegenheit zu bieten, hineinzuwachsen. «Wir versuchen, möglichst alle Altersgruppen mitzunehmen, es soll für alle etwas dabei sein», fügt er an. Die Kirche möchte den Menschen Raum für möglichst positive Erlebnisse bieten – angefangen mit «Fiire mit de Chline» und Jugendgottesdiensten über den «Fünfliberclub» bis hin zu Ferienlagern für unterschiedliche Altersgruppen. Das macht später vielleicht Lust, sich selbst für solche Anlässe zu engagieren. Die Menschen würden Gemeinsamkeiten suchen – und nicht zuletzt im christlichen Glauben, aber auch in gemeinsamen Erlebnissen finden.
Integrative Wirkung der Kirche
Letzteres kann auch Pfarrer Beat Häfliger bestätigen. Für ihn hat das gemeinsame Wirken in der Kirche auch eine integrative Wirkung – sei es von Neuzugezogenen oder Migrantinnen und Migranten. «Viele Menschen gerade aus Lateinamerika kennen dies aus ihren Heimatländern», erklärt er. In diesen Ländern basiere das Gemeindeleben und auch die kirchliche Infrastruktur sogar noch stärker auf der Arbeit von Freiwilligen. Die Kirche sei immer noch ein starker sozialer Drehund Angelpunkt.
In der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Höfe sei dieser Aspekt ähnlich ausgeprägt. Gemäss Charles Wattenhofer ist dies der besonderen Bevölkerungsstruktur der Höfe geschuldet. Viele Ausländerinnen und Ausländer hier seien allerdings Expats und blieben nur relativ kurze Zeit in der Schweiz.
Freikirchen stark darauf angewiesen
Und wie sieht es bei den Freikirchen aus? Pastor Jonathan Friess von der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Höfe bestätigt, dass auch diese stark auf Freiwilligenarbeit setzt. «Ein Drittel der Gemeindemitglieder ist sehr engagiert », schätzt er. Die Aufgaben seien zum einen sehr konstant, zum Beispiel die Gottesdienstgestaltung, die Musik im Gottesdienst oder die Vorbereitung des Apéros. Es gebe aber auch immer wieder neue Ideen, zum Beispiel einen Event zu organisieren, bei dem die Kinder spielen und die Eltern Kaffee trin-ken können.
Sobald die Leute anfangen, einander für etwas zu begeistern, habe man bald zwei Hände voll mit freiwilligen Helferinnen und Helfern. Die FEG sei keine Landeskirche und verhältnismässig klein – umso mehr falle Freiwilligenarbeit ins Gewicht. Ohne diese wäre kein Projekt machbar. Doch wenn die Leute davon überzeugt sind, sei dafür umso mehr Herzblut dabei. «Wenn wir uns für die Gemeinschaft investieren, macht dies einen Unterschied für das Wohl der anderen – und auch für uns selbst», ist Jonathan Friess überzeugt. Es sei eine sinnstiftende Erfahrung – auch im Hinblick auf den Glauben. Und eine kleine Gemeinschaft sei flexibler, näher am Puls der Leute.
Finanzielle Frage
Apropos Finanzen: Beide Landeskirchen erfahren auch im Kanton Schwyz steigende Austrittszahlen (siehe Kasten). Damit steige auf lange Sicht die Bedeutung von ehrenamtlichen Engagements, hier sind sich Charles Wattenhofer und Pfarrer Beat Häfliger einig. Weniger Kirchensteuereinnahmen werden sich auch irgendwann auf das Angebot der Kirchgemeinden auswirken. Selbst in den Höfen, wo zwar die Mitgliederzahlen sinken, aber bislang nicht das Steuersubstrat, wie Wattenhofer anmerkt. Dies werde aber vermutlich nicht immer so bleiben.
Dass sie nicht mehr genug Freiwillige finden könnten, besorgt Beat Häfliger weniger. Menschen, die sich aktiv in die Kirche einbringen, seien meistens nicht jene, die ihr den Rücken kehren. Charles Wattenhofer hat aber einige Bedenken.
Viele Angebote basieren auf freiwilligen Helferinnen und Helfern – egal ob in den Landeskirchen oder Freikirchen. Wir haben uns in der Region umgehört.