Nach dem Titel soll es mit der NHL klappen
Sascha Fey (sda)
Théo Rochette möchte eigentlich nicht in Lausanne sein, er träumt von der besten Eishockeyliga der Welt, der National Hockey League (NHL). Schon früh war sein immenses Potenzial ersichtlich, als Nachwuchsspieler des LHC verzeichnete er mehr als beachtliche Skorerwerte. Mit 16 Jahren ging er nach Nordamerika zum Juniorenteam Chicoutimi Saguenéens. In der Folge durfte er gar für eine U17-Auswahl Kanadas spielen. Sein Vater Stéphane, ein ehemaliger Schiedsrichter, ist gebürtiger Kanadier. Théo Rochette schien eine grosse Zukunft vor sich zu haben.
Ende Juni 2020 folgte dann aber die grosse Enttäuschung. Er wurde beim NHL-Draft übergangen, wie auch in den folgenden beiden Jahren. Er verlor sein Selbstvertrauen, musste lernen, damit umzugehen. Dabei half ihm die NHL-Legende Patrick Roy, der ehemalige Goalie war bei den Quebec Remparts sein Trainer. In der Saison 2022/23 führte Rochet-te die Remparts als Captain zum Triumph im Memorial Cup. Zu diesem steuerte er in 83 Partien 46 Tore und 81 Assists bei. Danach kehrte er zum LHC zurück.
Ward voll des Lobes
Das grösste Defizit von Rochette unterstreicht die Antwort des Lausanner Trainers Geoff Ward auf die Frage, in welchem Bereich sich der 23-Jährige noch am meisten verbessern könne. Er erwähnt die Grösse und das Gewicht. Rochette ist 1,80 Meter gross und 78 Kilogramm schwer. Wachsen wird er selbstredend nicht mehr, beim Gewicht schweben Ward so etwa sieben Kilogramm mehr vor.
Ansonsten ist er voll des Lobes über seinen Schützling: «Er liebt das Spiel, kann in jeder Situation eingesetzt werden, ist ein sehr intelligenter Spieler, der seine Mitspieler besser macht. Das kann man nicht über jeden sagen.» Ward ist überzeugt, dass er eine allfällige Chance in der NHL nut-zen würde.
Hoffnung gibt ihm auch das Beispiel von Pius Suter. Dieser hat die gleiche Postur wie Rochette, wurde trotz guten Leistungen in der Juniorenliga OHL ebenfalls nicht gedraftet, ehe er nach einer Rückkehr in die Schweiz zu den ZSC Lions mit 24 Jahren doch noch einen NHL-Vertrag erhielt. In der abgelaufenen Qualifikation brillierte er bei den Vancouver Canucks mit 25 Toren und 21 Assists in 81 Spielen. Er kann nun mit einer schönen Lohnerhöhung rechnen.
Kein Mann der grossen Töne
Für Rochette geht es nun darum, weiter Werbung in eigener Sache zu machen. Beim 4:2-Sieg am Samstag im dritten Play-off-Final-spiel gegen den Zürcher Klub war er je einmal bei numerischem Gleichstand, in Unterzahl sowie im Powerplay erfolgreich. Es war das zweite Mal in den laufenden Play-offs, dass ihm drei Treffer in einer Partie gelangen. Insgesamt steht er nun bei elf Toren in der entscheidenden Meisterschaftsphase, was der Bestwert ist.
Grosse Töne gibt er deshalb nicht von sich, das entspricht nicht seinem Naturell. So sagte Rochette: «Für einen Offensivspieler wie mich ist es natürlich immer schön, Tore zu schiessen und zum Sieg beizutragen. Darüber hinaus war es eine unglaubliche Teamleistung, die wir erbracht haben.» Als Gründe für seine starken Auftritte sieht er: «Der Trainer vertraut mir voll und ganz. Auch meine Teamkollegen helfen mir sehr. Die Chemie zwischen uns stimmt.»
Titel und dann WM?
In dieser Form dürfte Rochette auch ein Kandidat für die anstehende Weltmeisterschaft im Mai im dänischen Herning und in Stockholm sein. Zwar war er beim Nationalteam zwischenzeitlich kein Thema, nachdem er im Jahr 2020 ein Aufgebot für die U-20-WM ausgeschlagen hatte. Doch Rochet-te wurde begnadigt und gab am 8. Februar 2024 gegen Finnland sein Debüt für die Schweizer Nationalmannschaft.
Logischerweise ist die WM für ihn aktuell aber kein Thema, gilt sein ganzer Fokus dem Play-off-Final. Denn Rochette träumt nicht nur von der NHL, sondern auch vom ersten Meistertitel für Lausanne, der nach dem ersten Sieg im Final wieder realistisch ist – Lausanne verkürzte auf 1:2. Am Dienstagabend geht die Serie gegen die Lions in Zürich-Altstetten mit dem vierten Spiel weiter, wo die Zürcher den 16. Play-off-Heimsieg anstreben. Zunder ist in dieser Play-off-Serie nun ebenfalls drin, das unterstreicht der Ausraster des Zürchers Derek Grant nach einer erhaltenen Zweiminuten-Strafe wegen Spielverzögerung.
Dass Théo Rochette ein aussergewöhnliches Eishockey-Talent ist, unterstreicht er in den Play-offs. Dank ihm ist der Lausanne HC zurück im Meisterrennen gegen die ZSC Lions.
2. Hattrick
Es war das zweite Mal in den laufenden Play-offs, dass Stürmer Théo Rochette drei Treffer in einer Partie gelangen. «Er kann in jeder Situation eingesetzt werden und ist ein sehr intelligenter Spieler, der seine Mitspieler besser macht.»
Geoff Ward
Cheftrainer Lausanne HC