«Meine letzten runden Geburtstage waren traurig»
Kopf der Woche
Silvia Gisler
Sie werden auf den Tag genau heute 50 Jahre alt. Warum feiern Sie ihren Geburtstag öffentlich?
Weil ich an diesem Tag das machen möchte, was mir am meisten Spass macht: mit Familie, Freunden und Fans feiern, tanzen und vor allem sin-gen. Mit der Musik tanke ich immer wieder Energie. Ich wüsste nicht, was aus mir geworden wäre, hätte ich meine geliebte Musik nicht gehabt. Sie half mir über viele Schicksalsschläge hinweg.
Wie haben Sie denn Ihre Geburtstage sonst immer gefeiert?
Meine letzten runden Geburtstage waren alle traurig. Ich habe kaum oder eher gar nicht gefeiert.
Warum?
Als ich 19 Jahre alt war, starb mein Mami. Sie fehlte mir so fest, dass ich an meinem 20. Geburtstag keine Lust hat-te, zu feiern. An meinem 30. Geburtstag ging es meiner schwangeren Schwester sehr schlecht, weil mit dem Baby im Bauch etwas nicht stimmte. An meinem 40.Geburtstag hatte mein Töchterchen Vivian 40,8 Grad Fieber. Jedes Mami weiss, dass dann Kummer und Sorge so gross sind, dass alles andere unwichtig wird. Dementsprechend machte ich Essigsocken und war einfach für mein Kind da.
Deshalb soll also dieser Geburtstag ganz besonders werden?
Ja. Es ist jetzt Zeit, diese traurigen Geburtstage hinter mir zu lassen. Ich höre auf mein Herz und möchte jetzt etwas ganz besonders Schönes machen. Toll wäre es natürlich, wenn ich an meinem Schlager-Geburtstags-Fäscht viele bekannte Gesichter sehen würde. Ich habe in diesen 50 Jahren schliesslich doch schon viele Persönlichkeiten kennenlernen dürfen.
Wer hat sie am meisten beeindruckt?
Da gibt es, so viele die mich beeindruckt haben. Meine Eltern zum Beispiel: Sie gaben mir sehr viel Positives und gute Charaktereigenschaften mit auf meinen Lebensweg. Aber auch meine Schwester Tanja und meine Freunde, welche mich auch durch schlechtere Zeiten begleitet haben. Dazu kommen auch grosse Schlagerkünstler, welche ich stets bewundernd am TV oder Radio mitverfolgte und die mir an Events plötzlich die Hand reichten. So etwa Andrea Berg, mit welcher ich bei ihrem grossen Open Air mit auf der Bühne stehen durfte.
Welchen Promi würden Sie gerne noch treffen?
Sängerin Nicki! Sie habe ich noch nicht persönlich kennengelernt. Das ist schade, denn mit ihren Liedern fing meine Liebe zur Musik eigentlich erst so richtig an. Ich mochte ihre Natürlichkeit und ihren Dialekt. Wer weiss, vielleicht ergibt sich ja in den nächsten 50 Jahren noch ein Treffen. (lacht)
Sie haben in den letzten 50 Jahren ihrer Aussage zufolge «viele schöne und weniger gute Sachen» erlebt. Gerade die unschönen Seiten des Showbusiness nagten an Ihnen.
Ja, das ist so. Aber ich bedanke mich bei allen. Denn auch die, die es nicht gut mit mir meinten, brachten mich weiter. Ganz nach dem Motto: «Wer dankbar ist, hat schon gewonnen ». Für mich ist Dankbarkeit eine Wertschätzung für das, was man hat. Es nützt nichts, ständig daran zu den-ken, was man nicht hat.
Was hätten Sie sich für sich denn noch gewünscht?
Mehr Fairness, weniger Neid. Ich könnte ein Buch darüber schreiben – über Ungerechtigkeiten, Lug und Betrug. Aber die positiven Erlebnisse nahmen eindeutig überhand, sonst würde ich heute nicht mehr singen. Ich erfreue mich an den schönen Dingen. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mir in meiner 27-jährigen Musikkarriere ein dickeres Fell zulegen musste. Dadurch ging es mir plötzlich viel besser.
Heute wird gefeiert. Was haben Sie Besonderes geplant?
Ich werde zum ersten Mal meine neuen Titel öffentlich präsentieren und freue mich darauf, dass ich wieder mit meiner Tochter Vivian gemeinsam auf der Bühne stehen kann. Komiker Schösu wird uns zum Lachen bringen – darauf freue ich mich sehr. Es werden lie-be treue Fans da sein, Freunde, Familie und Bekannte. Darum werde ich mich wie immer unters Volk mischen und es einfach geniessen. Für meine Gäste habe ich zudem eine Überraschung geplant. Und: Es soll auch für mich Überraschungen geben, hat man mir gesagt. Mehr weiss ich nicht. Es wird ein einfaches und gemütliches Fest sein. Ich mag das «Schickimicki-Zeugs» nicht so.
Sind Sie nervös?
Ja. Ich bin schon seit Wochen nervös – und das nach 27 Jahren Bühnenpräsenz. Ob ich es in drei Jahren – also 2028 – auch noch bin, wenn ich mein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiern werde?
Das heisst, noch hat das Schlager-Fäscht nicht mal gestartet und Sie planen schon das nächste Fest?
Genau. Das war mein Motto all die Jahre: «Nie stehenbleiben – vorwärts schauen.» Man muss für den Erfolg etwas tun, wie in jedem Geschäft. Denn «von nichts kommt nichts». Auch wenn es mein grösstes und liebstes Hobby ist, ist es auch mit harter Arbeit verbunden. Aber ich habe ein starkes Team, so geht alles im Leben leichter.
Heute Abend lädt Diana Reichmuth-Landolt zum ersten Schlager-Fäscht in die Kultur- und Eventhalle nach Tuggen. Es ist zugleich ihre Geburtstagsparty zum Fünfzigsten und eine Chance, endlich mal einen runden Geburtstag feiern zu können.