Schwyzer Regierung will Sexarbeitende nicht bevorteilen
Stefan Grüter
Corona hat der Überprüfung des Sexgewerbes im Kanton Schwyz einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vorher hat ein Team von Gesundheit Schwyz, der Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention, regelmässig die Sex-Etablissements im Kanton Schwyz besucht. Direkt an ihrem Arbeitsplatz wurden die Sexarbeitenden über Geschlechtskrankheiten, Safer Sex und weitere Schutzmassnahmen informiert. Seit April 2021 wird dieser Auftrag nicht mehr wahrgenommen. «Entsprechend machte sich das Amt für Gesundheit und Soziales (AGS) auf die Suche nach geeigneten Alternativmöglichkeiten.»
Umfassende Beratung gefordert
In einem Postulat forderten die SP-Kantonsräte Martin Raña (Küssnacht), Aurelia Imlig (Ibach) und Carmen Muffler (Pfäffikon) nebst der gesundheitlichen Beratung der Sexarbeitende weitere Unterstützung. So in den Bereichen «Arbeit, Selbstständigkeit, Sicherheit, Bewilligungen, Zugang zu Recht, Steuern, Krankenkasse, Prämienverbilligung, Familienzulagen, AHV, Finanzen, Betreibung und Berufswechsel».
Hier winkt die Regierung aber ab: «Dem Regierungsrat ist es wichtig, dass die kleine Anzahl von Sexarbeitenden nicht von einem staatlich unterstützten Angebot profitieren kann, das der übrigen Bevölkerung nicht zu Verfügung steht (wie zum Beispiel Finanzoder Rechtsberatung). Der Fokus muss auf gesundheitliche Aspekte ausgerichtet sein», heisst es in der Antwort zum entsprechenden Postulat.
Gleichzeitig weist die Regierung auf verschiedene Schwierigkeiten hin.
«Die Veränderungen in der Branche erschweren den Zugang zu Sexarbeitenden. Viele Sexarbeitende bieten ihre Dienste zunehmend online und in privaten Wohnungen an, was den direkten Austausch mit Beratungsstellen und Hilfsangeboten erschwert.» Im Gegensatz dazu stünden die Sexarbeitenden in Clubs und etablierten Treffpunkten, «die Kontaktmöglichkeiten zur Kantonspolizei und zu anderen Institutionen nutzen». Aber: «Viele Sexarbeitende halten sich mutmasslich illegal in der Schweiz auf.» Ihnen fehle unter anderem der Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Im Gesundheitsbereich prüft das Departement des Innern zurzeit Angebote, um Sexarbeitende zu unterstützen.