Standpunkt SZKB April
SZKB Standpunkt
Welthandel im Gegenwind
Thomas Rühl
Chief Investment Officer Leiter Research
Die Aktienmärkte haben auf die Ankündigung der generellen, «reziproken », Auto- und Metall-Zölle der USRegierung mit breiten Abgaben reagiert. Am 2. April wurden höhere Zollsätze angekündigt als erwartet. Was auch immer die neue Handelspolitik bezwecken will − Anlegerinnen und Anleger sind nicht davon überzeugt.
Einerseits dürften die Zölle in der USBinnenwirtschaft direkten Schaden anrichten: Autos könnten in den USA über USD 10'000 mehr kosten. Die Gewinne von Importeuren oder USUnternehmen mit ausländischer Produktion dürften schrumpfen. Die Konsumentenstimmung hat sich stark eingetrübt, die Inflationserwartungen sind stark angestiegen. Sofern die Zölle in Kraft bleiben, dürften aber mittelfristig durchaus Investitionen in die USA verlagert werden.
Andererseits untergraben die Ankündigungen den Welthandel fundamental. Die Überzeugung, dass Handel beiden Partnern Vorteile bringt, verliert an Unterstützung. Zusätzlich führen die ständigen Änderungen und Ausnahmen zu einer hohen Unsicherheit für alle Beteiligten. Dass die Zölle «nur» eine Verhandlungstaktik sind, wirkt zunehmend unrealistisch. Wir dürften also in eine Phase eines unsicheren, gebremsten und vor allem geringeren Welthandels eintreten.
Und aus Schweizer Sicht: Die 31% Zoll auf Exporte in den wichtigen USMarkt sind eine starke Belastung für unsere Exportnation. Sie sind Resultat einer abenteuerlichen Berechnung aus Handelsbilanzen und Exportzahlen. Sie kommen als «Strafe» für das Handelsbilanzdefizit daher, nicht als «reziproke » Antwort auf Schweizer Zölle. Denn die Schweiz hat alle Industriezölle unilateral abgeschafft. Sie ist − abgesehen von der Landwirtschaft − insgesamt klar weniger protektionistisch als Länder mit tieferen neuen US-Importzöllen.
Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen haben wir im März unsere Anlagetaktik angepasst: Weiterhin halten wir Aktien neutral gewichtet. Wir haben jedoch unsere Übergewichtung der US-Aktien abgebaut.
Die Schwächezeichen der Binnenwirtschaft, aber auch die Inflations- und Konsumerwartungen relativieren unsere Erwartungen. Im Gegenzug haben wir Eurozonen-Aktien auf die strategische Quote erhöht. Sie dürften von den angekündigten Infrastrukturund Rüstungsprogrammen profitieren. Auch wenn im Moment die negativen Nachrichten überwiegen, sind wir für die Märkte keineswegs pessimistisch. Für diversifizierte, aktiv verwaltete Portfolios bleiben unsere Erwartungen weiterhin intakt.
Aktienmärkte leiden unter US-Politik
(01.01.2025 bis 03.04.2025; Total Return in CHF; indexiert auf 100 / Quelle: Bloomberg, SZKB)
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