Hans Flatscher löst für Swiss-Ski Dinge, bevor sie ein Problem sind

Seit einem halben Jahr ist Hans Flatscher Alpin-Direktor von Swiss-Ski. Mit der Berufung des Österreichers ist die Kontinuität auf hohem Niveau gewährleistet.

Er habe definitiv kein halbes Jahr gebraucht, um sich einen Überblick zu verschaffen, sagt Hans Flatscher, der im Frühling 2004 als Abfahrts-Trainer der Männer in die Schweiz kam und danach ab 2012 während sechs Saisons Frauen-Cheftrainer war. «Vielmehr wusste ich vom ersten Tag an ziemlich genau, was es in der neuen Position wann und wo braucht. Ich kenne die Zusammenhänge in unserem System.»

Der erste Tag in seiner neuen Funktion, das war auf dem Papier der 1. Mai. Tatsächlich erfolgte der Übergang nach seiner Beförderung Mitte März fliessend. Was keine Überraschung darstellt, schliesslich war er zuletzt auch noch fünf Jahre Chef des alpinen Nachwuchses. In dieser Zeit war er direkt dem Alpin-Direktor unterstellt. Sein Vorgänger auf diesem Posten hiess Walter Reusser, der im Frühling 2023 seinerseits zum Co-Geschäftsführer aufstieg.

Keine Gedanken an Jobwechsel

Der Kontakt mit den Cheftrainern Thomas Stauffer (Männer) und Beat Tschuor (Frauen) – von welchem er im Frühling 2018 den Nachwuchsbereich übernahm, um mehr zuhause bei der Familie sein zu können -, ist seit vielen Jahren eng. Unter der Führung von Reusser «hatten wir immer viele Meetings. So wussten die anderen von Stufe U16 bis zum C-Kader Bescheid, ich erhielt dafür einen guten Überblick, was bei ihnen bis zur Weltspitze passiert.»

Trotzdem befasste sich Flatscher in den letzten Jahren «nie mit Gedanken an einen Jobwechsel. Ich habe mich beim Nachwuchs wohl gefühlt.» Der Aufstieg zum Alpin-Direktor befand sich «absolut nicht» auf seiner beruflichen Wunschliste. Eine Liste, die es im Übrigen schon lange nicht mehr gebe, so der Österreicher.

«Das Einzige, das ich mal werden wollte, war Abfahrts-Trainer bei den Männern.» Diesen Posten übte Flatscher nicht weniger als 14 Jahre aus, zunächst in Österreich und Deutschland, von 2004 bis 2012 dann in der Schweiz. «Alle anderen Sachen habe sich einfach ergeben. Ich bin da nie einem Plan gefolgt.»

Gefallen am dynamischen Umfeld

Trotz aller Erfahrung gab es auch für Flatscher «die eine oder andere Sache, die mir beim Stellenantritt nicht so vertraut war». Denn die früheren Aufgaben des 55-Jährigen, der seit fast drei Jahrzehnten der Partner von Sonja Nef ist und mit der Riesenslalom-Weltmeisterin von 2001 drei Kinder im Teenager-Alter hat, waren immer rein auf den Sport ausgerichtet. Nun habe er sich auch um Bereiche wie Sportförderung, Bund, Swiss Olympic etc. zu kümmern, sagt Flatscher. Er sei dabei froh, «dass es im Verband Leute gibt, die wissen, was ich nicht weiss. Die frage ich in solchen Fällen, und das bringt uns vorwärts.»

Ihm gefalle bei Swiss-Ski das «sehr dynamische Umfeld». Obwohl die aktuellen Strukturen noch nicht allzu lange bestünden, sei nichts in Stein gemeisselt, sagt Flatscher. «Wir müssen immer schauen, was für unsere Athleten am besten passt.» Keinesfalls dürfe man sich nach Erfolgen ausruhen, «dann bist du nämlich schnell weg von der Spitze». Eine ruhige Kugel schieben, das gehe schlicht nicht. «Bei über hundert Angestellten, die im Alpin-Bereich tätig sind (ohne Athleten – Red.), gibt es immer etwas, das es zu lösen und zu verbessern gilt», ist er überzeugt.

Zurück am Puls des Geschehens

Der Job des Alpin-Direktors erfordert eine höhere Reisetätigkeit als derjenige des Nachwuchschefs. «Ich muss nun wieder viel regelmässiger am Puls des Geschehens sein, nur so kann ich zu sinnvollen Entscheiden beitragen.» Deshalb hat er bei der Anfrage, ob er den Direktions-Posten will, «ein bisschen Zeit» zum positiven Entscheid gebraucht. Nun aber ist es – noch mehr als früher – an Flatscher, dafür zu sorgen, dass die Rädchen im Swiss-Ski-System weiterhin gut drehen. Es gehe darum zu schauen, «dass wir Dinge möglichst lösen, bevor sie zum Problem werden.»

Wie wollen wir uns auf die Zukunft ausrichten? Wo wollen wir ansetzen? Wo haben wir zuerst Bedarf? Trotz all dieser Fragen, mit denen er sich täglich auseinander zu setzen hat, ist Flatscher überzeugt davon, dass die Alpinen, «die wichtigste Sportart des Verbandes», auch künftig sportlich sehr erfolgreich sein werden. «Wir sind auf einem guten Weg.»

Das zeige sich nicht nur im Weltcup, wo die Schweiz im vergangenen Winter bei beiden Geschlechtern die Nummer 1 war. Gerade auch die letzte Junioren-WM sei vielversprechend verlaufen. «In St. Anton hat man gesehen, dass die Schweiz ein paar sehr gute junge Skirennfahrer hat.»

Dass dem auch in Zukunft so ist, dafür arbeitet Flatscher als Alpin-Direktor. «Meine Aufgabe ist und bleibt hoch spannend.»